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Philosoph in der Pandemie
Er würde keine 12-Jährigen impfen

Richard David Precht bei einer Talkshow-Aufzeichnung 2020.
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Der Philosoph ist ein Darling der Medien und stellte mit der Philosophie-Einführung «Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?» den Langzeitrekord der Sachbuch-Bestsellerliste des «Spiegels» auf. Er ist ein Tausendsassa im bundesdeutschen Debattenuniversum, schreibt Kolumnen, Essays, gar Belletristik. Seit 2012 hat Richard David Precht zudem eine eigene ZDF-Sendung, und Aficionados können dem Vieltalker seit diesem Herbst via Podcast folgen.

«Lanz & Precht» heisst das 50-minütige Freitagsgeplauder der zwei Herren zwischen Anfang fünfzig (Markus Lanz) und Mitte fünfzig. Ihr aktuelles Thema war Corona – was sonst? Und vielleicht waren Fernsehmoderator Lanz und sein diskursiver Pingpongpartner Precht vor allem aus strategischen Gründen etwas kratzbürstig unterwegs. Aufmerksamkeitsökonomisch jedenfalls gings auf: Die deutschen Medien berichteten aufgeregt, die Querdenker freuten sich.

Der «Spiegel» etwa warf «Dr. Wirrkopf» vor, «intellektuell abgestürzt» zu sein und die Volksgesundheit zu gefährden – «weil viele Menschen ihn für klug halten». Ungeschickt, ausgerechnet Precht-Hörern mangelnde Urteilsfähigkeit zu unterstellen. Aber im Empörungsmodus lässt sich nun mal mehr Publikum an Land ziehen.

Fragwürdige Statements

Zumal es stimmt: Manche Precht-Statements waren fragwürdig. Ausgangspunkt war die Kontroverse um Joshua Kimmich des FC Bayern München, der bekannt hatte, sich, aus Furcht vor allfälligen Langzeitfolgen, (noch) nicht gegen Covid-19 impfen lassen zu wollen. Es hagelte Kritik, sogar der Regierungssprecher schaltete sich ein. «Ich halte den Druck Kimmich gegenüber für moralisch fragwürdig», legte Precht los. Wenn man sich frei entscheiden dürfe, sei es unangebracht, Leute, die sich dagegen entschieden und das öffentlich machten, an den Pranger zu stellen. Vor allem dann nicht, wenn gleichzeitig Impfpropaganda von Promis gutgeheissen werde.

Er, Precht, habe die Corona-Massnahmen ausdrücklich befürwortet in seinen Texten; das ist korrekt. Aber inzwischen könne sich jeder, der wolle, impfen lassen, die Vulnerablen seien geschützt. Für eine allgemeine Impfpflicht habe der Staat keine rechtliche Basis; Appelle an die Bevölkerung seien in Ordnung, Druck nicht. «Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich finde es richtig, sich gegen Corona impfen zu lassen, vor allem, wenn man über 40 oder 50 ist. Vielleicht auch mit 30, als Solidarbeitrag. Aber so weit zu gehen, Kinder zu impfen oder Druck auszuüben», würde Precht keinesfalls. «Markus, das geht nicht.»

Seine eigene zweite Corona-Impfung habe ihn «komplett umgehauen», und im nahen Umfeld sei ein 90-Jähriger nach der Impfung auf der Intensivstation gelandet. Man wisse einfach nichts über die langfristigen Folgen der Impfung, gerade bei Kindern. Deren Immunsystem sei nicht ausgereift, vielleicht entwickelten sie nach so einer «Manipulation» mit 25 eine Autoimmunerkrankung? Niemand könne das mit Sicherheit sagen, er selbst würde keinen 12-Jährigen impfen lassen (sein Sohn ist volljährig). Spätestens hier machte Precht den Schritt ins Reich der Corona-Mythen.

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Das sei aber keinesfalls als Empfehlung gedacht: Jeder müsse selbst entscheiden, eben weil es sich um eine Grauzone mit vielen Unbekannten handle. Lanz hielt arg zaghaft dagegen. Die Nebenwirkungen seien bekannt, Impfnebenwirkungen nach Jahrzehnten gebe es nicht. «Wer weiss das?», polterte Precht und führte aus: «Ich bin absolut für die verpflichtende Masernimpfung, doch das ist ein grosser Unterschied.» Das Risikoverhältnis bei Kindern – Risiken durch die Corona-Impfung versus Risiken durch die Infektion – sei ihm noch zu ungeklärt.

Überhaupt müsse man zum «politischen Ende der Pandemie» kommen, um nicht noch in die Rechtlosigkeit hineinzugleiten. Ungeimpften Vulnerablen sei Vorsicht und Eigenverantwortung anzuraten. Und Precht ein bisschen mehr Besonnenheit.