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Goaliemasken als Kunstwerke
Er versteckt auch mal Botschaften per Geheimschrift

Goalietrainer in Biel und einer der besten Maskendesigner der Schweiz: Marco Streit im Atelier in Bern.
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Wenn die ZSC Lions am Freitag gegen den EHC Biel spielen, würde Biels Goalietrainer Marco Streit nach dem Aufwärmen am liebsten alle vier Torhüter für ein Bild versammeln – mit Maske, versteht sich.

Streit betreut die Torhüter in Biel auf sämtlichen Stufen in einem 50-Prozent-Pensum. Was viele nicht wissen: Der 45-Jährige zählt auch zu den besten Maskendesignern der Schweiz. Die ZSC-Goalies Flüeler und Waeber, die Bieler van Pottelberghe und Paupe, die Davoser Senn und Aeschlimann, die Luganesi Irving und Fatton, Berns Wüthrich, Zugs Genoni: Sie alle lassen ihre Masken bei Airxess bemalen, der Firma von Inhaber und Gründer Alec Voggel, wo Streit angestellt ist und mittlerweile den Grossteil der Aufträge erledigt. Biels Goalietrainer flachst: «Es reizt mich jeweils, bei Flüeler, Genoni und anderen mit Geheimfarbe noch ein Bieler Beil aufzumalen.»

Konkret «versteckt» Streit Pokale, Titel, Namen. Beim Gimmick handelt es sich um eine Farbe, die nur ab Temperaturen über 30 Grad ersichtlich wird. So kommt es vor, dass der eine oder andere Torhüter in der Garderobe auch mal zum Heissluftgerät greift, sein Selbstvertrauen durch den Blick auf einen gewonnenen Pokal auffrischt respektive «aufföhnt».

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Das ist nur eine von vielen Geschichten, die das Verhältnis vom Goalie zu seiner Maske beschreiben. Streit sagt: «Die Faszination ist riesig.»

Keiner gibt die Maske zurück

Der Berner war selbst Torhüter. Er spielte in der höchsten Liga für Ambri, Langnau, Rapperswil-Jona und Biel, beendete 2013 die Karriere. Gegen Abschluss der Aktivzeit entschied er, seine Masken und jene von Bruder Flavio Streit (unter anderem Lausanne, Basel, GCK Lions) selbst zu bemalen. Er kaufte sich ein Airbrush-Beginnerset: Pistole, Kompressor, ein paar Farben – und los gings.

2011 holte ihn Voggel in die Firma, wobei Streit zuerst Maskenschalen herstellte. Mittlerweile fokussieren beide aufs Bemalen, Streit arbeitet dreimal pro Woche im Studio. «Airbrushen auf Leinwand kannst du in Kursen lernen. Airbrushen auf einer Maske ist komplett anders», sagt er. Wellen, Kanten, Radien, Winkel: All das müsse berücksichtigt werden.

Airbrush-Pistolen: Das wichtigste Werkzeug beim Spritzen einer Goaliemaske.

Ob Weltklassetorhüter, ein Goalie auf Piccolo-Stufe oder im Feierabend-Plauschteam der Feuerwehr: Jeder kann seinen Helm spritzen lassen. Was die Kunden gemein haben, ist die enge Verbindung zur Maske. Voggel und Streit wollten einst ein Occasion-Business starten. «Aber vergiss es», sagt der Berner. Kein Helm kam retour. «Die Goalies verbinden mit ihrer Maske persönliche Erlebnisse: Sie haben mit ihr Titel gewonnen, in ihr Tränen vergossen, geflucht, geschwitzt, geschrien.»

Streits wichtigste Fertigkeit ist die Geduld. Er zählt die aktuelle Maske von Lukas Flüeler zu den aufwendigsten. Sie kombiniert Erinnerungen ans Hallenstadion: ZSC-Choreografien, Rolling-Stones-Konzert, Sechstagerennen.

Flüeler sagt: «Ich habe meine ganze Karriere in dieser Halle verbracht. Es ist die letzte Saison im Hallenstadion, und für viele, die dort arbeiten, ist das auch eine traurige Sache.» Seine Maske sei auch ein Dankeschön an alle Leute, die schon bis zu 40 Jahre im Hallenstadion arbeiteten. Für den Torhüter wird der Abschied umso spezieller, er hat unlängst den Rücktritt per Ende Saison verkündet.

Viele Goalies würden Stöcke, Schoner, Leibchen behalten. «Aber für mich war die Maske immer am speziellsten. Jede hat ihre Geschichte», sagt der 33-Jährige. 15 Unikate sind über die Jahre entstanden – jedes mit Zürich als Leitmotiv.

Letzte Saison ehrte der Goalie seinen langjährigen Materialwart, liess sich ein Bild von Peter Schrag auf die Maske spritzen. Ein Riesenskandal sei das, wetterte Schrag. Nach dem freundschaftlichen Faustschlag auf die Schulter wusste Flüeler, dass er sein Ziel erreicht hatte. Später möchte der ZSC-Torhüter zu Hause alle Masken in einer Vitrine ausstellen. «Ich muss das nur noch meiner Partnerin beibringen.»

«Ein Riesenskandal»: ZSC-Materialwart Peter Schrag auf der Maske von Lukas Flüeler.

Streit schickt nie einen Sketch oder eine Vorzeichnung. Die Torhüter schildern ihre Vorstellungen mal mehr, mal weniger konkret – und lassen sich dann überraschen.

Der sechsfache Meistergoalie Leonardo Genoni sagt: «Die Maske hat etwas Magisches. Fragst du einen kleinen Buben, weshalb er Goalie geworden sei, antwortet er meistens: wegen der Maske oder der Ausrüstung.» Genoni wechselt die Maske jedes Jahr; nicht wegen des Designs, sondern aus Sicherheits- und Schutzgründen.

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… und 2020/21 beim EV Zug.
Dreimal Genoni-Maske, dreimal Kinderdesign auf der Rückplatte: 2014/15 beim HC Davos   …
…2017/18 beim SC Bern …

Was die Masken des Kilchbergers verbindet, ist die Rückseite: Er lässt das «Backplate» von seinen Kindern gestalten. Fuss-, Hand- und Fingerabdrücke, Zeichnungen: Hauptsache, Familie. «Ich habe Leo auch schon das Backplate geschickt, und seine Kinder haben direkt darauf gezeichnet», erzählt Streit. Die Farbe muss auf Wasserbasis sein, damit sie überlackierbar ist.

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Die Kunstwerke hängen bei den Genonis zu Hause im Treppenhaus. «Jede Maske erzählt eine Geschichte», sagt der 34-Jährige. Wird er nach dem ausgefallensten Sujet gefragt, denkt er an eine Maske aus Davoser Zeiten mit den hochgezogenen Leibchen geehrter HCD-Spieler: Nebst jenen von Gianola und Rizzi liess sich Genoni die Trikots der Gebrüder von Arx spritzen, obwohl diese in der Realität noch gar nicht unters Hallendach gezogen worden waren.

«Da haben wir gesagt: Sorry, nicht bei uns!»

Von der Idee bis zur fixfertigen Maske dauert es rund drei Monate. Ausgenommen sind Notfälle – konkret: ein Schaden oder ein Clubwechsel. In der Schweiz spielt zurzeit Robert Mayer mit einer Servette-Maske in Langnau. «So was wäre in der NHL undenkbar», sagt Streit. Als Reto Berra im März 2014 von Calgary zu Colorado wechselte, musste subito eine neue Maske her. «In der NHL wird Corporate Identity grossgeschrieben. Es wäre ein Desaster gewesen, hätte Berra in Colorado auch nur ein Training mit dem Calgary-Logo bestritten.»

Zurzeit arbeitet Streit an Genonis Olympia-Maske. Noch steht das Design nicht. Seitens des IOK existieren strenge Vorgaben. So darf zum Beispiel kein Logo oder Sujet aufgemalt werden, welches sich auf eine Stadt oder eine Region im eigenen Land bezieht.

Bleibt eine Frage: Welches war der speziellste Wunsch? Streit verdreht die Augen. «Ich nenne keine Namen. Aber ein Goalie wünschte sich einmal ein Geschlechtsteil auf dem ‹Backplate›. Wir erfüllen ja viele Wünsche. Aber da haben wir gesagt: ‹Sorry, nicht bei uns!›»

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