Kommentar zu Schawinskis Impf-TombolaEr tut Gutes – und redet darüber
Der Medienunternehmer Roger Schawinski verlost 24’000 Franken an Personen, die sich impfen lassen. Was ist davon zu halten?
Roger Schawinski verlost insgesamt 24’000 Franken an Personen, die sich gegen Covid-19 impfen lassen. Das war am Wochenende in der «NZZ am Sonntag» zu lesen. Die Zeitung zitiert den Zürcher Medienunternehmer mit den Worten: «Es gibt Menschen, die sagen, sie wollen etwas tun. Und andere, die tun es.» Klar, dass sich Schawinski dank seines – gelinde gesagt – überdurchschnittlich grossen Ego zur zweiten Gruppe zählt und dies auch öffentlich kundtut.
Die Einwände gegen die Aktion liegen nahe: ein Gugus, der letztlich nichts oder nur wenig nützt. Ausnützen einer Krisensituation, um sich selber zu profilieren. Eine Impfung ist etwas Ernstes und nichts für Spielchen à la bunter Abend im Club Mediterranée. Sie taugt auch nicht als PR für Schawinskis Radio 1, auf dem die Impf-Tombola-Gewinne von zweimal 10’000 und viermal 1000 Franken – selbstverständlich live während einer Sendung – vergeben werden.
Und dann diese Obsession mit der Zahl 24, wirkt die nicht langsam etwas infantil?
Ja, das könnte man alles anführen. Wir sagen aber das Gegenteil. Und zwar, weil es typisch schweizerisch ist, mit Einwänden wie den erwähnten zu kommen, wann immer jemand hierzulande eine aussergewöhnliche Initiative ergreift.
Man kann als Millionär Dümmeres mit seinem Geld machen.
Jede zusätzliche Impfung ist ein Segen für die betreffende Person und ein Gewinn für die Allgemeinheit. Auch wenn es nur ein paar Hundert oder ein paar Tausend zusätzliche Impfungen sind, immer noch besser als nichts.
Man kann als Multimillionär und Prominenter weiss Gott Dümmeres mit seinem Geld anstellen, als es zugunsten der öffentlichen Gesundheit einzusetzen. Die Leute über sein Privatradio oder ein anderes Medium zum Impfen aufzurufen, ist gut, zusätzlich einen materiellen Anreiz zu schaffen, ist besser.
Zumal es sich um Schawinskis eigenes Geld handelt, das da verlost wird.
Als Geschenk ein Goldbarren
Es ist übrigens in zahlreichen Ländern üblich, die Impfbereitschaft der Bevölkerung zu fördern, auch durch öffentliche Gelder. Kalifornien und die kanadische Provinz Manitoba verlosen ebenfalls Geld, auf den Philippinen gibt es Grundstücke und Häuser, Russland verlost Eigentumswohnungen, in Hongkong verschenken private Unternehmen Goldbarren und Tesla.
Den Satz «Ich habe es erfunden» wird sich Schawinski also für einmal verkneifen müssen. Seine Initiative ist trotzdem lobenswert – und rechtfertigt die PR in eigener Sache allemal. Andere Reiche mögen sich ein Beispiel nehmen.
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