Donald Trump im WahlkampfEr sei der «wohl unschuldigste Mann» in der Geschichte der USA
«Hexenjagd» steht auf den Schildern von seinen Anhängern. Der frühere US-Präsident Donald Trump stellt sich auch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Texas als Opfer der Justiz dar.
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat angesichts einer drohenden Anklage erneut gegen die Justiz und politische Gegner gewettert, wie er es auch schon Tage zuvor auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social getan hat. «Die neue Waffe, die von ausser Kontrolle geratenen Demokraten eingesetzt wird, um bei Wahlen zu betrügen, ist die kriminelle Ermittlung gegen einen Kandidaten», sagte Trump am Samstagabend (Ortszeit) im US-Bundesstaat Texas bei seiner ersten grossen Wahlkampfveranstaltung. Freunde hielten ihn für den wahrscheinlich «unschuldigsten Mann» in der Geschichte der USA. Der Republikaner bewirbt sich um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei und will nach der Wahl 2024 wieder ins Weisse Haus einziehen.
Die Staatsanwaltschaft in New York ermittelt gegen den abgewählten Ex-Präsidenten wegen Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels und das Model Karen McDougal. Eine Anklage in dem Fall erscheint immer wahrscheinlicher und wird zeitnah erwartet. Die Ermittler beschäftigt die Frage, ob Trump durch die Zahlungen womöglich gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstossen hat. Es wäre die erste Anklage einer Staatsanwaltschaft gegen einen früheren US-Präsidenten. Der 76-Jährige hat noch diverse andere juristische Baustellen und stellt sämtliche Vorwürfe als politisch motiviert dar.
«Entweder zerstört der Deep State Amerika oder wir zerstören den Deep State.»
Trump behauptete, jeder Teil seines Lebens werde durchleuchtet wie bei niemandem sonst in der US-Geschichte. Im Publikum hielten Zuschauerinnen und Zuschauer Schilder mit dem Wort «Hexenjagd» in den Händen – der üblichen Parole Trumps.
Zu Beginn seiner rund anderthalbstündigen Rede wurde das Lied «Justice for all» (Gerechtigkeit für alle) gespielt. Es wird von einem Männerchor gesungen, dessen Mitglieder wegen ihrer Beteiligung an der Capitol-Attacke am 6. Januar 2021 verurteilt wurden. Die mit dem Song erzielten Einnahmen sind für die rechtliche Unterstützung von Angeklagten bestimmt, die sich wegen der gewaltsamen Krawalle vor Gericht verantworten müssen. In dem Lied rezitiert Trump den Treueschwur auf die USA, während der Chor die Nationalhymne singt.
In seiner Rede schimpfte er auf den Rechtsstaat und kennt gleich die Lösung: «Entweder zerstört der Deep State Amerika oder wir zerstören den Deep State. So muss es sein.» Er sieht sich als Krieger, der für das amerikanische Volk bereit sei zu kämpfen. «Ich bin euer Krieger. Ich bin die Gerechtigkeit. Und all jene, denen Schaden zugefügt wurde, die betrogen wurden – und von diesen gibt es viele – ich bin der Rächer. Wir werden uns darum kümmern. Wir werden uns darum kümmern.»
«Alle Präsidenten hatten Geliebte.»
Trumps Anhänger halten die gegen ihn gerichteten Vorwürfe entweder für erfunden oder für unbedeutend. «Alles wird verzerrt, um ihm ein schlechtes Image zu verpassen», sagte etwa die 49-jährige Kelly Heath in Waco. Dadurch solle Trump zum Schweigen gebracht werden.
Ein 72-jähriger Rentner namens Louis sagte: «Alle Präsidenten hatten Geliebte. Warum nicht er?» Eine andere Trump-Anhängerin sagte, die Behauptung von Stormy Daniels, sie habe Sex mit Trump gehabt, sei «keine grosse Sache». Die Porno-Darstellerin sei «aus dem Nichts gekommen, um zu sehen, wie viel Geld sie da rausholen kann».
Pilgerort für Rechtsextreme
Der Veranstaltungsort sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen: Waco war vor 30 Jahren Schauplatz eines mehrwöchigen massiven Polizeieinsatzes gegen Anhänger der Sekte Branch Davidians, in dessen Folge mehr als 80 Menschen starben.
Die texanische Stadt wurde in der Folge zu einem Pilgerort für Rechtsextreme, die Waco als Symbol für eine tyrannische Regierung ansehen. Auf Anfragen der Nachrichtenagentur AFP zu den Gründen für die Ortswahl reagierte Trumps Kampagnenteam nicht.
Mit der Kundgebung wollte Trump seinem Wahlkampf neuen Schwung verleihen. Zwar sehen die meisten Umfragen ihn als Sieger der Vorwahlen bei den Republikanern, die Begeisterung bei den Anhängern seiner Partei ist aber nicht so gross wie von Trump erhofft.
Ausserdem hat sich ein Teil der Rechten, darunter auch einige reiche Wahlkampfspender, Trumps innerparteilichem Gegner, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, zugewandt. Der 44-Jährige hat seinen Hut für die Präsidentschaftskandidatur noch nicht offiziell in den Ring geworfen.
AFP/SDA/roy
Fehler gefunden?Jetzt melden.