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Augenzeugin berichtet von Festnahme
«Er hat sich umgedreht und gesagt, ihm drohe die Todesstrafe»

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Der Ryanair-Flug FR4978 wurde davor zur Landung in Minsk gezwungen.
«Wo ist Roman?!» Damit ist der in Minsk festgenommene weissrussische Oppositionelle Roman Protasewitsch gemeint. Dieser musste in Minsk das Flugzeug verlassen, erst dann konnte die Maschine nach Litauen weiterfliegen. (23. Mai 2021)
Die Maschine landete nach mehrstündiger Verspätung an seinem Bestimmungsort in Vilnius. (23. Mai 2021) 
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Auch einen Tag nach der erzwungenen Landung einer Passagiermaschine in Weissrussland gibt es zum Verbleib des festgenommenen Oppositionsaktivisten und Bloggers Roman Protassewitsch keine offiziellen Angaben. Mehrere Passagiere des Ryanair-Flugs bestätigten Medien in Litauen nach ihrer Landung die Festnahme des 26-Jährigen. Protassewitsch, der in seiner Heimat unter anderem wegen Anstiftung zu Protesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko zur Fahndung ausgeschrieben war, kam am Sonntag auf dem Flughafen in Minsk in Haft. Das teilten auch der weissrussische Journalistenverband und die Menschenrechtsorganisation Wesna mit.

«Ryanair, wo ist Roman?!» Damit begrüssten Unterstützer des weissrussischen Exil-Oppositionellen Roman Protasewitsch die Ryanair-Maschine in Vilnius. Mit einigen Stunden Verspätung erreichte die Maschine am Sonntagabend ihren Zielflughafen in Litauen. Protasewitsch habe vermutet, dass das Flugzeug seinetwegen zwischenlanden musste, sagten mehrere Fluggäste einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP.

«Er geriet in Panik und sagte, dass dies seinetwegen sei», sagte die 40-jährige Passagierin Monika Simkiene nach der Landung. «Er hat sich einfach zu den Leuten umgedreht und gesagt, dass ihm die Todesstrafe droht», fügte sie hinzu. Der Oppositionelle sei plötzlich «sehr ruhig» geworden.

Ein weiterer Passagier, der nur seinen Vornamen Mantas nennen wollte, sagte ebenfalls, dass Protasewitsch zunächst sehr nervös gewirkt habe, «aber dann, als er verstand, dass er nichts daran ändern kann, beruhigte er sich und akzeptierte es».

«Wir sind sehr besorgt um unseren Sohn»

Protassewitschs Vater Dmitri zeigte sich im Interview des weissrussischen Radiosenders Radio Swoboda überzeugt, dass es sich um eine sorgfältige Operation «wahrscheinlich nicht nur von den Geheimdiensten von Weissrussland» handelte. Russland ist enger Verbündeter von Weissrussland. Sein Sohn war demnach auf der Rückreise von einem Griechenland-Urlaub in die litauische Hauptstadt Vilnius, als Lukaschenko das Flugzeug zur Landung zwingen liess. Er selbst habe nicht gewusst, wann sein Sohn fliege.

Dmitri Protassewitsch sprach von einem «Terrorakt» des Machthabers Lukaschenko. «Die Operation hatte ein grosses Ausmass, um auf die gesamte internationale Gemeinschaft zu spucken und auf deren Meinung», sagte Dmitri Protassewitsch. Lukaschenko gilt als «letzter Diktator Europas». Die EU erkennt ihn seit der umstrittenen Präsidentenwahl vom 9. August nicht mehr als Staatschef an. Die EU forderte auch die sofortige Freilassung Protassewitschs.

«Wir sind sehr besorgt um unseren Sohn», sagte Protassewitsch. «Leider wissen wir nicht, wo er ist und was mit ihm ist. Wir hoffen auf das Beste.»

Kampfjet zwang Maschine zur Notlandung

Die Ryanair-Maschine hatte sich am Sonntag auf einem Flug von Athen nach Vilnius befunden, als sie von einem weissrussischen Kampfjet zur Notlandung gezwungen wurde. Am Flughafen von Minsk wurde dann der Regierungskritiker und ehemalige Chefredakteur des Oppositionskanals Nexta, Protasewitsch, festgenommen, wie Nexta berichtete. Das staatliche Fernsehen bestätigte die Festnahme.

Nach Angaben der weissrussischen Behörden wich die Maschine auf dem Weg nach Litauen wegen einer «Bombendrohung» von ihrem Kurs ab. Die weissrussische Präsidentschaft bestätigte, dass auf Anweisung von Lukaschenko ein Kampfflugzeug vom Typ MiG-29 aufgestiegen sei, um das Flugzeug abzufangen.

Über Nexta waren nach der von massiven Betrugsvorwürfen begleiteten Präsidentschaftswahl in Weissrussland im vergangenen August hunderttausende Demonstranten mobilisiert worden. Die monatelang andauernden Proteste hatten sich später abgeschwächt.

AFP/roy