Oppo Find X3 Pro im TestEndlich wieder Topkonkurrenz für Apple und Samsung
Das neue Oppo-Smartphone kann es mit iPhones und Galaxys aufnehmen und schliesst die Lücke, die das Huawei-Embargo aufgerissen hat.
Huawei hatte es geschafft. Endlich war es einem Hersteller gelungen, mit dem Apple-Samsung-Duopol gleichzuziehen. Ja die Galaxys und iPhones in manchen Bereichen sogar deutlich zu übertrumpfen. Dann kam das US-Handelsembargo, und alle Ambitionen und Hoffnungen (mindestens in Europa) gingen den Bach runter.
Die Suche nach einem würdigen Erben in der Oberklasse begann (Huaweis Erben lauern schon). Gute und sehr gute Smartphones gibt es zwar viele. Aber um mit Apple und Samsung mitzuhalten, reicht nicht nur gute Hardware. Das Paradebeispiel sind Googles Pixel-Handys. Die sind zwar beeindruckend, aber da sie Google nicht offiziell in der Schweiz verkauft, fällt eine uneingeschränkte Empfehlung schwer.
Kronfavorit Oppo
Schon letztes Jahr hat sich Oppo als möglicher Kronfavorit hervorgetan. Werbekampagnen und eine 5G-Partnerschaft mit der Swisscom zeigten, dass die chinesische Firma nicht nur ein paar Kisten mit Handys in die Schweiz geschickt und die dann mehr oder weniger sich selbst überlassen hat.
Auch die Smartphones machten einen guten Eindruck. Gerade die Mittelklassegeräte waren vernünftig und bezahlbar. In der Oberklasse gefiel das Find X2 Pro. Einzig ein paar kleine Patzer wie das weggelassene Drahtlosladen trübten das Bild im Test.
Nun ist der Nachfolger da. Ich habe das Find X3 Pro (1200 Franken) eine Woche im Alltag getestet und mich schwergetan, das sprichwörtliche Haar in der Suppe zu finden. Aber erst die Highlights:
Hardware und Design
Optisch ist das Find X3 Pro kein Hingucker. Weder im Positiven noch im Negativen. Wer genau hinschaut und Freude an Details hat, staunt aber, wie die Kamera auf der Rückseite fliessend ins Gehäuse übergeht. Das ist ausgesprochen elegant gelöst und sieht gut aus, vorausgesetzt, man hat keine Hülle am Handy. Bei den Farben gibt es leider vorerst nur Schwarz und Blau. Im Test hat das fast petrolfarbene Blau allerdings sehr gut gefallen.
Bei den technischen Innereien gibt es nichts zu reklamieren. Der neuste Prozessor (Snapdragon 888), ausreichend Speicherplatz (256 GB), reichlich Arbeitsspeicher (12 GB), ein hochauflösender Bildschirm mit hoher Bildwiederholfrequenz (120 Hz), ein ausdauernder Akku (4500 mAh) und natürlich 5G bieten alles, was man aktuell braucht und sich wünschen könnte. Dazu gibt es nun auch die Möglichkeit, das Handy, wie man es von Smartphones in dieser Preisklasse erwarten kann, drahtlos per Ladedock zu laden. Endlich!
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Entsperren
Mein grösstes Highlight im Test war der im Bildschirm verbaute Fingerabdrucksensor. Solche gibt es zwar schon länger, aber im Find X3 Pro funktionierte er so schnell und zuverlässig, wie ich das noch nie erlebt habe. Das klappte so gut, dass ich die Gesichtserkennung nie eingerichtet oder vermisst habe. Das Handy hat mich zwar immer mal wieder daran erinnert, doch mein Gesicht auch noch einzulesen, aber das war im Alltag nicht nötig.
Man nimmt das Gerät in die Hand und hält den Daumen auf die untere Bildschirmhälfte, und schon ist man drin. So einfach und intuitiv. Zumal man den Daumen sowieso ziemlich genau dort hat. Selbst das Entsperren des iPhones, des Primus in Sachen Gesichtserkennung, fühlt sich im Vergleich langsam und weniger elegant an.
Aber Achtung: Fingerabdrucksensoren (gerade solche im Bildschirm) funktionieren nicht mit allen Fingern gleich gut. Meine Finger mögen sie offensichtlich. Aber ich höre immer wieder von Leuten, die damit einfach nicht klarkommen.
Kamera
Grosse Freude machte im Test auch die Kamera. Die verzichtet anders als Samsung auf Rekord-Zoom-Objektive. Aber das ist für mich kein Verlust. Mir reichen die vorgegebenen Zoomstufen (0,6x, 1x, 3x, 5x) im Alltag völlig. Wenn man unbedingt will, kann man manuell bis zu 20-mal digital vergrössern. Aber da sieht man dann deutlich, dass Zoom nicht die Stärke der Kamera ist.
Im Alltag gefiel die Kamera vor allem als ausgewogener Allrounder. Gerade der Ultraweitwinkel (0,6x) gefiel ausgesprochen gut. Mit mehr Auflösung und vor allem Autofokus ist es den iPhones deutlich überlegen.
Noch nachbessern muss Oppo beim Nachtmodus. Der ist zwar nicht schlechter als beim iPhone oder beim Galaxy. Aber die Bedienung ist nicht ganz so intuitiv. Anders als bei der Konkurrenz muss man ihn nämlich manuell aktivieren. iPhones und Galaxys merken selbst, wenn es Nacht ist, und schalten den Modus zu.
Ein Wort noch zur Mikroskop-Funktion: Das neuste Oppo hat auf der Rückseite doch tatsächlich eine spezielle 3-Megapixel-Kamera die als Mikroskop dient. Um das Objektiv herum hat sie sogar einen LED-Ring, der hilft, das gewünschte Objekt zu beleuchten. Das ist auch bitternötig, denn man muss das Handy so nah an das Objekt halten, dass es fast alles Licht abdeckt.
Die Bedienung des Mikroskops ist ausgesprochen fummelig; da die Kamera keinen Autofokus hat, muss man das Handy ganz vorsichtig näher und weiter weg bewegen. Wirklich nützlich ist das Mikroskop also kaum, aber ein lustiger Partytrick alleweil.
Zugaben
Apple hats vor- und Samsung postwendend nachgemacht: Handy-Boxen sind jetzt winzig, und ausser dem Smartphone steckt da nichts mehr drin. Nicht bei Oppo. Hier ist die Box noch opulent bestückt: Nebst einem leistungsstarken Netzteil und einem USB-C-Kabel findet man in der Box sogar noch eine Handyhülle. Nicht eine lieblose Wegwerfhülle, sondern eine ausgesprochen hochwertige und schlau geformte Gummihülle. Bei Apple würde die gut und gern noch mal 50 Franken kosten.
Und dann ist da noch die letzte Zugabe: Oppo verspricht im ersten Jahr, sollte einem das Handy runterfallen, den Bildschirm gratis zu reparieren. Wie gut das funktioniert, konnte ich freilich noch nicht testen, da das Handy zwar auch mal runtergefallen, aber schadlos geblieben ist.
Und was ist nun mit den Nachteilen?
Software
Wenn man etwas am Find X3 Pro kritisieren kann, dann die Software. Die erinnert an Huaweis Android-Version von vor ein paar Jahren. Alles funktioniert wunderbar, aber so ganz modern sieht es nicht aus und fühlt es sich auch nicht an. Das fällt einem aber nur auf, wenn man regelmässig Smartphones mit reinem Android oder die neusten Samsung-Handys nutzt. Gerade Samsung hat vorgeführt, wie man eine eigene Android-Benutzeroberfläche zum Wohle der Kundschaft und nicht nur zur Freude der Marketingabteilung entwickelt.
Auch in die Sparte Software fällt eine Kleinigkeit: Oppo hat es versäumt, eine Abkürzung für die Kamera-App in irgendeiner Form einzubauen. Bei Samsung drückt man einfach schnell zweimal auf den Powerknopf – schon kommt die Kamera. Auch beim iPhone geht das inzwischen mit Touchscreen-Knöpfen und Gesten deutlich besser als früher. Bei Oppo muss man das Handy immer erst entsperren und dann die Kamera öffnen. Ziemlich umständlich.
Fazit: Willkommen in der Oberliga, kann man Oppo nur zurufen. Dass ich mich so schwergetan habe, etwas zum Nörgeln zu finden, spricht Bände. Das Find X3 Pro ist ein rundum gelungenes Spitzen-Smartphone und das ohne Flüchtigkeitsfehler oder experimentelle Überflüssigkeiten. Gut, das Mikroskop ist ein Jux, aber im Alltag stört das keine Sekunde.
Möchte Oppo aber tatsächlich in die Huawei-Bresche springen, darf sich das Unternehmen nun nicht auf dem Erfolg des X3 Pro ausruhen. Da gibt es noch viel zu tun. Und Apple und Samsung sind in Sachen Software und Zubehör-Ökosystem noch weit voraus.
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