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Elektro-Kombi
Was lange währt

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Manches braucht einfach Zeit zum Reifen. Automobiles Gut zum Beispiel. Drei Jahre ist es bereits her, dass Audi auf der Auto Shanghai die Studie einer elektrischen Limousine zeigte. Grosser Jubel, besonders als man ein Jahr später eine Kombiversion nachlegte; unabdingbar, das Duo als elektrischen A6 in Serie zu bauen. Die Pläne für eine Serienfertigung ab 2023 haben Softwareprobleme und ein gewisses Virus erst einmal durchkreuzt. Als die Plattform in diesem Frühling dann endlich so weit war, gewährte Ingolstadt dem Q6 e-tron den Vortritt. SUVs verkaufen sich heute einfach besser, schon klar.

Doch jetzt ist er endlich da, der A6 e-tron. Überraschenderweise ist der Kombi (Avant) gar nicht so viel praktischer als das Fliessheck, wie man es vielleicht vermutet hätte. Die Namensgebung «Sportback» lässt bereits erahnen, warum. Wie bei Audi bei dieser Bezeichnung üblich, ist die Kofferraumklappe oberhalb der Heckscheibe angeschlagen, was die Öffnung massiv vergrössert und das Beladen vereinfacht. Auch der Avant hat eine grosse Klappe, bei umgelegter Rücksitzbank nominell aber nicht einmal 100 Liter mehr Stauvolumen. In fünfsitziger Konfiguration liegen die beiden sogar gleichauf. So sagen es zumindest die Papierwerte. In der Realität können in den Kombi natürlich voluminösere Gegenstände eingeladen werden als ins Fliessheck. Im Fond schenken sich beide nichts und den Passagieren jeweils verschwenderisch viel Beinfreiheit.

Cockpit

Seitens technologischer Innovationen profitiert der A6 vom technischen Zwilling mit dem Q im Namen. Etwa in Sachen Beleuchtung. Bei den Tagfahrlichtern lassen sich gegen Aufpreis acht verschiedene Signaturen einstellen, entweder im Infotainment oder von ausserhalb des Autos via Smartphone. Das Gleiche gilt für die Heckleuchten in OLED-Technologie, die darüber hinaus während der Fahrt funkeln. Ein Gimmick, dessen Zulassung Audi viel Zeit und Nerven gekostet hat. Vielleicht noch eine Ecke nützlicher ist die Kommunikationsfunktion der Rückleuchten. In Gefahrensituationen können sie selbstständig Warnsymbole einblenden oder anzeigen, wenn das Auto gerade autonom parkiert. Diese zu lesen und zu verstehen, müssen andere Verkehrsteilnehmer sicher erst noch lernen, aber es ist eine sinnvolle Erweiterung der Sicherheitssysteme.

Künstliche Intelligenz

Auch das Innenleben des A6 e-tron findet ein gutes Mass an zurückhaltender Moderne. Er zeigt seine Technik, aber nicht so sehr, dass bisherige A6-Kunden direkt abgeschreckt würden. So ist der Innenraum relativ klassisch aufgebaut, mit grossem Mitteltunnel und logisch angeordneten Bedienelementen. Vor dem Fahrer macht sich ein grosses, gebogenes Glaspanel breit, welches das Digitalcockpit und das zum Fahrer hin geneigte Infotainmentsystem vereint; ungünstigerweise auch die Bedienung der Klimaanlage, Knöpfe gibt es nirgends mehr. Kleine Punkte in der linken oberen Bildschirmecke zeigen die Interaktion mit dem Sprachassistenten an, der nun auch Zugriff auf Chat-GPT hat. Weiss das System bei Wissensfragen nicht mehr weiter, bittet es die KI um Hilfe. Auf der Beifahrerseite lässt sich gegen Aufpreis ein weiterer Bildschirm installieren, der während der Fahrt für den Fahrer nicht einsehbar ist. Den Aufbau kennt man auch vom neuen Audi A5, hier wirkt das Konzept aber etwas stimmiger.

Auf Wunsch lässt sich das Interieur statt in Leder auch in rezyklierten Stoff kleiden, was für eine heimelige Atmosphäre sorgt und einen durchaus wertigen Eindruck macht. Wie fast alles andere auch, aber eben nur fast. Es ist nicht ganz so deutlich wie in bereits erwähntem A5, aber an manchen Stellen kommt dann doch einiges an günstig wirkendem Kunststoff zum Vorschein. Besonders offensichtlich wird das durch dessen Platzierung direkt neben wertigem Aluminium oder gestepptem Leder.

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Ganz im Stil der oberen Mittelklasse finden sich in der Aufpreisliste zahlreiche Extras, mit denen sich der A6 ausstaffieren lässt. Ein 3-D-Soundsystem von Bang & Olufsen samt Lautsprechern in den vorderen Kopfstützen etwa oder ein in Segmenten dimmbares Glasdach. Technikverliebte werden sich an den weiterentwickelten digitalen Seitenspiegeln erfreuen. Deren Aussenkameras sind nun anklappbar und die Bildschirme in den Türen höher positioniert. Dennoch ist die konventionelle Serienlösung mit herkömmlichen Spiegeln die bessere Wahl, weil günstiger und einfacher in der Handhabung. Von allfälligen Reparaturkosten ganz zu schweigen.

So weit, so gut

Keine Überraschungen gibt es bei der zugrunde liegenden Technik. Die Batterie im Fahrzeugboden – symbolisiert durch die glanzschwarzen, horizontalen Zierelemente oberhalb der Seitenschweller – kann dank 800 Volt Spannung mit bis zu 270 kW geladen werden. In zehn Minuten ist damit Energie für bis zu 310 Kilometer Reichweite gezapft, von 10 auf 80 Prozent wird der Akkustand in 21 Minuten gebracht. Mit Reichweiten von bis zu 750 Kilometern wird man nicht mehr so häufig nachladen müssen. Praktisch sind die beiden Ladeanschlüsse, links für Gleich- und Wechselstrom, rechts nur für Wechselstrom. So muss man das Ladekabel nicht mehr umständlich ums Auto herumfädeln.

Anfangs stehen 270 kW/367 PS und Hinterradantrieb sowie der S6 mit 370 kW/503 PS und Allradantrieb zur Auswahl, beide sowohl als Sportback genannte Limousine und als Kombi. Weitere Akku- und Leistungsvarianten werden folgen. Zum Marktstart gegen Ende 2024 liegt der Basispreis mit 72’400 Franken gar nicht mal übertrieben hoch, wenn man Ausstattung, Antriebstechnik, Platzangebot und die preislich höhere Platzierung des Q6 e-tron bedenkt. In der Schweiz wird man sicher mit Vorliebe zum teureren S6 Avant greifen. Das Warten dürfte sich also gelohnt haben.

Dieser Artikel stammt aus der «Automobil-Revue» – www.automobilrevue.ch