Spezielles HockeyteamSie nannten sich Rauchfresser und zeigten den Hitlergruss
Die Minenarbeiter der Trail Smoke Eaters holten in der Schweiz zweimal WM-Gold für Kanada. Ihr Shirt dürfte das Leben eines Kriegsgefangenen gerettet haben.
Eine brennende Maiskolbenpfeife soll der Ursprung des Namens der Trail Smoke Eaters – der Rauchfresser – gewesen sein. Die Legende besagt, dass im Meisterschaftsfinal der Provinz British Columbia 1928 ein erboster Zuschauer seine Pfeife aufs Eis warf, nachdem der Schiedsrichter eine Strafe gegen Trail verhängt hatte. Ein Spieler hob die Pfeife auf, steckte sie zwischen die Zähne und begann zu paffen. Als Reaktion darauf veröffentlichte die Zeitung «The Province» eine Karikatur mit dem Titel «Smoke Eaters».
Die Spieler galten als einfache Leute, die tagsüber in den Minen schufteten und abends gern mal ein Bier tranken. Sie waren bekannt für ihre Torgefährlichkeit. Wer den Allan-Cup, die wichtigste Trophäe im Amateureishockey, gewann, durfte als kanadische Nationalmannschaft zu internationalen Turnieren reisen. 1939 feierten die «Smokies» in Zürich und Basel ihre WM-Premiere. Auf ihrer Europa-Tour bestritten sie 72 Partien und besiegten im Rahmen der WM-Vorbereitung in Berlin zweimal Nazideutschland. Vor dem ersten Bully zeigten die Spieler den Hitlergruss als Zeichen des Respekts vor den Offiziellen.
Drei Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs drängten sich 16’000 Zuschauer in den St.-Margarethen-Park, 10’000 auf den Dolder. Die «Rauchfresser» besiegten die Schweiz in der Finalrunde 7:0 und wurden Weltmeister. Die Schweiz gewann Bronze.
Kriegsgefangener erhielt Sonderbehandlung
Steve Saprunoff war als «Stick Boy» für die Stöcke der kanadischen Spieler verantwortlich. Nach Kriegsbeginn trat er in die Luftwaffe ein. 1944 wurde sein Flugzeug über Berlin abgeschossen und Saprunoff von der deutschen Armee festgenommen. Ein Eishockey-begeisterter Wächter bemerkte, dass der Häftling ein Shirt der Smoke Eaters unter der Jacke trug, und schmuggelte heimlich Brot und Würste für ihn herein. Saprunoff trug das Shirt bis zum Tag der Befreiung.
1961 holten sich die «Smokies» als letztes Amateurteam den WM-Titel für Kanada, nachdem sie drei Monate unbezahlten Urlaub erhalten hatten. Die Sowjetunion verlor mit einem Team aus ausgebildeten Soldaten in Genf 1:5. «Die Sowjets waren die Sowjets. Sie wollten die ganze Welt erobern. Und wir waren ein Haufen verrückter Bergmänner, die sagten: ‹Vergesst es! Wir werden euch aufhalten›», so die Kanadier. Es tobte der Kalte Krieg. Als die «Rauchfresser» für ein Exhibition-Game nach Moskau reisten, waren sie von Soldaten mit Gewehren umgeben.
«Die Trail Smoke Eaters waren weltberühmt», sagt die Schweizer Torhüterlegende René Kiener. «Die Spieler waren gross und kräftig. Einer mass 2,05 Meter. Flotti Giele.» Der Berner, der am Dienstag seinen 86. Geburtstag feiern wird, erinnert sich an eine 0:23-Niederlage. «Wir kamen nie aus unserem Drittel. Bis die Kanadier ein Einsehen hatten, stehen geblieben waren und der Torhüter seinen Kasten verlassen hatte. Sie wollten uns ein Tor ermöglichen. Peter Stammbach stolperte aber an der gegnerischen blauen Linie.»
Trails Helden hiessen Seth Martin, von Beruf Feuerwehrmann, oder Addie Tambellini. Sein Sohn Steve und sein Enkel Jeff spielten später für den ZSC. 1986 lösten sich die «Rauchfresser» auf. Als Hommage wurde 2021 der Dokumentarfilm «Trophy Town» veröffentlicht. Zudem existiert ein gleichnamiges Team in der zweithöchsten Juniorenliga in British Columbia.
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