Mac Studio und Studio Display im TestEine Woche mit Apples Baukasten-Computer
Mit dem Mac Studio wird ein Systemwechsel vollzogen. Weg vom Alles-drin-PC hin zu einem flexibleren, kundenfreundlicheren, aber auch teilweise teureren Computer.
Immer wieder erreichen uns Zuschriften von Leserinnen und Lesern, die einen grossen iMac haben. Der Bildschirm sei immer noch grossartig, aber die Leistung des Computers lasse zu wünschen übrig. Was man da machen könne.
Die Antwort ist meist frustrierend: Je neuer das Modell ist, desto weniger kann man tatsächlich noch machen.
Das ist das grosse Problem bei Alles-drin-Computern. Macht eine Komponente schlapp, zieht das den restlichen Computer mit runter. Das ist bei Laptops so und bei Computern wie dem iMac, wo Bildschirm und die restliche Technik im selben Gehäuse stecken, ebenfalls.
Dabei war das ursprünglich der grosse Vorteil eines klassischen Desktop-PCs. Den Bildschirm konnte man meist länger behalten als den Computer selbst. Ich habe beispielsweise immer noch einen uralten Samsung-Monitor von 2010. Der ist immer noch gut genug. Der einst damit verbundene Computer ist längst rezykliert worden.
Schluss mit «Alles drin»
Gerade Apple war in den letzten Jahren ein Treiber dieses Trends hin zu Alles-in-einem-Computer. Nun nimmt der Konzern eine Kurskorrektur vor. Statt eines erwarteten neuen grossen iMac hat Apple letzte Woche das Mac Studio vorgestellt. Einen Würfel mit viel Rechenleistung und vielen Anschlüssen.
Der Würfel kostet mindestens 2200 Franken und hat gerade mal ein Stromkabel dabei. Alles andere kann oder muss man extra kaufen. Wer schon Tastatur, Maus oder Bildschirm hat, kann die weiter nutzen. Das kennt man bei Apple schon vom sehr teuren Profi-Rechner Mac Pro und dem preiswerten Mac Mini.
Der Mac Studio bringt das Prinzip nun in die Mittelklasse. Ein Computer für Profis und Vollprofis. Wer will, bekommt den Mac Studio nämlich auch mit einem Hochleistungsprozessor. Um den auszulasten, braucht man schon fast einen ETH-Abschluss. Damit kostet der Computer dann auch das Doppelte und wiegt ein Kilo mehr.
Apples Kurskorrektur geht aber noch weiter. Der Konzern lanciert dazu einen Bildschirm, das Studio Display (ab 1700 Franken). Damit ist der Baukasten perfekt. Wer eigentlich einen grossen iMac wollte, kann sich den nun selber zusammenstellen. Wer alles von Apple will, bekommt das. Wer nur den Bildschirm möchte, kann den haben. Wer nur die Rechenleistung braucht, kauft den Mac Studio.
Das ist kundenfreundlich. Aber wird auch teurer, wenn man nämlich alles von Apple haben möchte.
Ich habe mir alles von Apple ausgeborgt und die letzte Woche im Alltag ausprobiert. Privat habe ich seit letztem Herbst einen Mac Mini (mein erster Mac!). Der reicht für meine Homeoffice-Bedürfnisse sehr gut. Ich wünschte mir einzig mehr Anschlüsse und für das Rendern von langen Videos etwas mehr Rechenleistung. Das erste Problem habe ich mit einem Thunderbolt-Hub gelöst. Das zweite mit etwas Geduld.
Aber genau die zwei Schwachstellen des Mac Mini behebt der Mac Studio. Ich kann im Alltag alles anschliessen, was ich möchte, und habe immer noch genug Anschlüsse. Und bei der Rechenleistung gibt es auch nichts auszusetzen. Er rendert Videos rasend schnell.
Es lüftet der Lüfter
Aufgefallen ist im Test aber der Lüfter. Der läuft konstant. Anders als etwa beim Mac Mini oder beim Macbook Pro, die beide auch Lüfter haben, hört man den im Mac Studio. Jedes vor dem Fenster vorbeifahrende Auto ist lauter und störender, aber das dumpfe Rauschen ist dennoch ungewohnt, wenn man sonst flüsterleise Geräte nutzt.
Gespannt sein durfte man auch auf den Monitor. Das Studio Display hat mit 27 Zoll dieselbe Grösse und mit 5K dieselbe Auflösung wie der ausrangierte iMac. Das Design ist elegant und schlicht. Einzig die Ränder um den Bildschirm wirken etwas dick.
Die Bildqualität ist (gerade mit dem matten und teureren Nanoglas) wie gewohnt sehr gut. Wer darauf wie ich Fotos anschaut, wird viel Freude daran haben. Angeschlossen wir der Bildschirm per Thunderbolt-Kabel. Das mitgelieferte ist allerdings mit einem Meter ziemlich kurz. Apple hat aber auch längere im Sortiment. Die kosten dann aber deutlich über 100 Franken. Wer den Monitor fern vom Computer nutzen will, sollte das beim Kauf bedenken. Denn einen HDMI-Eingang hat das Studio-Display nicht.
Der Thunderbolt-Anschluss hat den Vorteil, dass man ein Macbook, iPad oder etwa auch das neuste Surface Pro – einmal mit dem Bildschirm verbunden – gleich auch laden und mit anderen per USB-C am Bildschirm angeschlossenen Geräten nutzen kann. Denn der Bildschirm ist auch ein USB-Hub. Neben dem Thunderbolt-Anschluss hat er auch noch Anschlüsse für drei weitere Geräte.
Positiv sind beim Bildschirm auch die Lautsprecher aufgefallen. Die klingen wuchtig und dürften in vielen Fällen (nicht bei Audio-Profis) zusätzliche Lautsprecher auf dem Arbeitstisch überflüssig machen.
Fazit: Apples Baukastensystem macht in der Preiskategorie des grossen iMac Sinn und erlaubt es, alles so zusammenzustellen und Sachen wegzulassen, wie man gern möchte. Aber wie an jedem Selbstbedienungsbuffet wird das am Ende meist etwas teurer. Wer ganz viel Rechenleistung und Anschlüsse an einem fixen Ort braucht, macht mit dem Mac Studio nichts falsch. Auch wenn in den meisten Fällen ein Mac Mini auch ausreichen würde. Wer schon immer einen Apple-Bildschirm wollte, wird am Studio Display viel Freude haben. Aber auch hier gibt es für einen Bruchteil des Preises von anderen Herstellern auch gute Monitore. Einfach ohne Apfel-Logo und annähernd so elegantes Design.
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