«Ein Verbot für Ansammlungen von mehr als 1000 Personen ist viel zu lasch»
Der renommierte Harvard-Epidemiologe Marc Lipsitch kritisiert die Massnahmen in der Schweiz. So werde sich Covid-19 rasch verbreiten.
In der Schweiz gilt ein Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen. Sie haben den Erfolg von Massnahmen in China studiert. Macht die Schweiz genug?
Ein Verbot für Ansammlungen von mehr als 1000 Personen ist viel zu lasch. Bei solchen Massnahmen riskiert man, dass die Krankheit sich sehr rasch verbreitet. Bei uns in Harvard haben wir ein Verbot von Versammlungen von lediglich mehr als 25 Personen.
Sie sagen, dass man sehr früh harte Massnahmen beschliessen sollte.
Wir haben festgestellt, dass ein Ausbruch wie in der chinesischen Stadt Wuhan das US-Gesundheitssystem bereits an die Grenze gebracht hätte. Dies, weil die drastischen Massnahmen dort zu spät kamen. In der Stadt Guangzhou hat man hingegen viel schneller reagiert und konnte deswegen eine Überlastung verhindern. Das zeigt, dass nicht nur rigorose, sondern vor allem rasche Massnahmen wirksam sind.
Warum eilt es so?
Covid-19 ist eine langsam fortschreitende Krankheit. Das ist einer der Gründe, warum sie so gefährlich ist. Die schwer Betroffenen kommen erst Wochen nach der Infektion auf die Intensivstationen. Wenn die Behörden also erst reagieren, wenn die Betten schon stark belegt sind, dann werden sie von den nachkommenden Krankheitsfällen, die bereits infiziert sind, überrollt wie von einer Flutwelle. Genau das ist in Italien passiert.
Wir haben in der Schweiz derzeit vier bestätigte Todesfälle.
Praktisch alle Experten gehen davon aus, dass auch in Ländern, die jetzt erst wenige Tote verzeichnen, wie der Schweiz, die Todesfälle bald exponentiell anwachsen werden. Natürlich hoffen alle, dass man etwas übersehen hat und es am Schluss viel weniger Opfer gibt. Aber genauso gut könnten wir etwas übersehen, das die Lage noch schlimmer macht.
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