Leitartikel zu OetwilEin Rücktritt, der zu denken gibt
Oetwils umstrittene Schulpräsidentin Tamara Läubli gibt auf. Bevor ihre Nachfolge ein Thema wird, lohnt sich ein Rückblick auf die letzten zwei Jahre.
![Regula Lienin, Reporterin.](https://cdn.unitycms.io/images/6bhv2-yuKVj8atM78v0YMt.jpg?op=ocroped&val=1600,1067,1000,1000,0,0&sum=GcjtQe6LNTU)
Oetwils Schulpräsidentin Tamara Läubli (parteilos) hat bemerkenswerte Ausdauer bewiesen: Während Monaten stand sie unter umfassender Kritik, trotzdem machte sie weiter. Das Wohlergehen der Schule liege ihr am Herzen. Ein Satz, den sie mehrfach gesagt hat, ein Mantra fast, das man ihr sogar abgenommen hat. Mangelndes Engagement konnte man ihr nicht vorwerfen. Trotzdem sprachen die Fakten je länger, desto weniger für sie. Ihre Tätigkeit als Schulvorsteherin stand von Beginn an unter einem ungünstigen Stern. Schon im Wahlkampf vor zwei Jahren legte nämlich Tamara Läubli ihre Ambitionen auf das Schulressort nicht offen. Derjenige, der es tat, Daniel Hasler (FDP), lief bei der Aufgabenverteilung im Gemeinderat auf. Er musste das Bauressort von Läubli übernehmen.
Diesen Fehlstart erst möglich gemacht hat die Oetwiler Gemeindeordnung. Denn als einzige Gemeinde in der Region bestimmen hier nicht die Stimmbürger, wer das Ressort Schule übernimmt, sondern der Gemeinderat aus seiner Mitte heraus. 2009, als diese Regelung anlässlich einer Revision der Gemeindeordnung eingeführt wurde, sah man diese Neuerung positiv. Kandidierende für den Gemeinderat würden tendenziell mehr Führungskompetenzen mitbringen, lautete ein Argument. Die Realität lehrt einen eines Besseren.
In Oetwil übernahm also 2018 mit Tamara Läubli eine Frau das Schulpräsidium, die über keine ausgewiesene Führungserfahrung verfügte und sich komplett neu ins Ressort einarbeiten musste. Weil vier wiedergewählte Schulpflegemitglieder mit ihrem ehemaligen Kollegen Daniel Hasler als Schulpräsidenten gerechnet hatten, stiess sie im Gremium mehrheitlich auf Ablehnung. In der Kombination war dies eine schlechte Ausgangslage. Es folgten weitere Fehler, und bald schon brodelte die Gerüchteküche in Oetwil. Doch an die Öffentlichkeit gelangten die Schwierigkeiten erst nach gut einem Jahr. Weil die zurückgetretene Schulpflegerin Sumru Senn (parteilos) die Hintergründe ihres Rücktritts in dieser Zeitung offenlegte.
Was Senn schilderte, liess aufhorchen. War es richtig, dass die Kontinuität innerhalb der Schulpflege zugunsten persönlicher Präferenzen geopfert wurde? Warum werden in einer Gemeinde wie Oetwil, die seit langem Mühe bekundet, geeignete Behördenmitglieder zu finden, Milizpolitiker verheizt? Und: Ist Tamara Läubli dem Amt wirklich gewachsen? Gemeindepräsident Jürg Hess (parteilos) und Läubli selbst räumten diesen Zweifel aus dem Weg – bis am Schluss. Wahrscheinlich wäre die von Senn geäusserte Kritik verpufft, hätte die Schule im Dezember nicht im Vergleich zum Vorjahr Mehrkosten von 1,5 Millionen vorgelegt. Ein Fakt, der allerdings bei der Präsentation des Budgets 2020 wenig transparent gemacht wurde.
Im Januar ging es Schlag auf Schlag weiter: Die Gemeinde musste das Jahr mit einem Notbudget in Angriff nehmen, 500 Personen verlangten mit einer Petition die Neubesetzung des Schulressorts. Doch der Gemeinderat ging nicht auf die Forderung ein. Immerhin folgte die längst fällige Erklärung der Schulpflege zur Kostensteigerung. Noch im März sah es so aus, als ob die Schulpräsidentin die Probleme aussitzen könnte. Doch die Anfang April bekannt gewordene Kündigungswelle in der Schule liess die Kritiker Läublis erneut aktiv werden. Nun forderten sie offen den Rücktritt der Schulpräsidentin. Sie haben ihr Ziel erreicht. Der Ausgang des Konflikts kann trotzdem niemanden erfreuen: Zu viele Ressourcen wurden in den letzten zwei Jahren verschleudert, zu viele Leute zermürbt.
Zu ihnen zählt auch Tamara Läubli. Manche ihrer Kritiker schossen sich richtiggehend auf sie ein. Im Frühling 2018 hatten sie die Oetwilerinnen und Oetwiler noch mit 518 Stimmen erneut in den Gemeinderat gewählt, mit dem zweitbesten Resultat. Ihrer politischen Laufbahn hat sie nun selbst ein Ende gesetzt. Das Fazit: Das Schulressort zu leiten, ist eine besonders anspruchsvolle Aufgabe. Die Wählerinnen und Wähler müssen die Gewissheit haben, dass eine schul- und führungserfahrene Persönlichkeit das Bildungsressort übernimmt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.