Unterwegs mit dem E-MotorradEin Roadtrip, der das Klima schont
Wer die Grand Tour of Switzerland auf dem E-Motorrad bereist, erlebt die Highlights der Schweiz ganz ohne Motorenlärm.
Fast geräuschlos steht die Livewire da, obwohl Motorradpilot Beat Hürlimann gerade den Start-Knopf aktiviert hat. Nur ein feines, sanftes Vibrieren ist unter dem Sitz auszumachen. «Wie Herzklopfen», meint Hürlimann, Chef der Harley-Vertretung Bixe in Hünenberg, der uns auf eine Spritzfahrt mitnimmt. Kein lautes Brummen, wie man es von einer Harley-Davidson erwarten würde.
Aber die Livewire ist ja auch kein normales, sondern ein vollelektrisches Motorrad – also absolut abgasfrei und eben nahezu geräuschlos. Mit dieser geht es nun auf die Grand Tour of Switzerland. Nach dem Motto: Roadtrip ja, aber wenn, dann ökologisch vertretbar.
Die Vorstellung, wie im Filmklassiker «Easy Rider» durch die Schweiz zu cruisen, klingt ja auch verlockend. Allerdings blieb da die Aussage eines Freundes im Ohr hängen, dass man auf dem Motorrad auch leidensfähig sein müsse. Ob er wohl recht hat?
Ein leichtes Drehen am Gasgriff genügt, und schon rollt das E-Motorrad sanft los. Im morgendlichen Zürcher Stadtverkehr kann es seine Qualitäten noch nicht ausspielen. Da kommt das erste Teilstück auf der Autobahn Richtung Weinland gelegen. Als der Vordermann Schub gibt, beschleunigt die Maschine stufenlos auf 100 Stundenkilometer.
Doch es geht auf diesem Roadtrip durch die Schweiz nicht darum, möglichst schnell am Ziel zu sein. In Andelfingen verlassen wir die Schnellstrasse und gleiten bald schon gemütlich durch die Dörfer bis nach Neuhausen am Rheinfall.
Bedenken, dass man irgendwo stranden könnte, weil der Strom ausgeht, braucht man keine zu haben. Das Schweizer Ladestationennetz ist mittlerweile so dicht, dass man die ganze Grand Tour durchgängig problemlos auch mit Elektrofahrzeugen befahren kann. Sie befinden sich bei Hotels und Restaurants, aber auch in der Nähe von Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel am Rheinfall. Also vertreten wir uns die Beine, strecken den Rücken durch und bestaunen das tosende Wasser, während unser Gefährt aufgeladen wird.
Ganz ohne Kupplung und Gänge ist das Fahrgefühl äusserst angenehm. Auf dem Sozius hat man zudem das Privileg, einfach die Landschaft geniessen zu können: Rhein, Untersee und Bodensee ziehen vorbei.
Ausgebremst von Traktoren
Bei Arbon wird es langsam hügelig. Endlich – schliesslich wollen wir sehen, wie sich die Livewire in den Kurven verhält. Doch immer, wenn der Pilot versucht ist, etwas mehr Gas zu geben, werden wir bestimmt von einem Traktor ausgebremst. So gondeln wir gemütlich zwischen den Streuobstwiesen Richtung St. Gallen und folgen dann dem roten Zügli der Appenzeller Bahnen bis nach Appenzell. Nun ist der Säntis zum Greifen nah.
Das Geräusch des 106-PS-Motors ist ein so dezentes Flüstern, dass man sogar das Bimmeln der Kuhglocken von der nahen Alp hört.
Der Akkustand ist massiv gesunken, aber bis zur Schwägalp wird es wohl reichen. Diese Strecke ist bei Motorradfahrern ganz offensichtlich sehr beliebt. Nach Urnäsch wird das Tal immer enger, und bald schon ziehen wir mit der Livewire die Serpentinen hinauf. Der Pilot passt die Schräglage in den Kurven perfekt an und beschleunigt kraftvoll. Das Geräusch des 106-PS-Motors ist ein so dezentes Flüstern, dass man sogar das Bimmeln der Kuhglocken von der nahen Alp hört.
Bei der Passhöhe, dem Treffpunkt der Motorradfahrerinnen und -fahrer, kurvt die Livewire elegant und lautlos weiter hinauf zur Talstation der Säntisbahn. Neidische Blicke folgen ihr, ihr Design mit dem Akkupack sieht eben schon ziemlich cool aus.
Oben angekommen braucht unser Gefährt dringend eine Pause und eine Ladung Strom. Gut, dass der Motorradpilot zuvor so ökonomisch gefahren ist, sonst hätte es nicht bis hierher gereicht.
Ein Gefühl fast wie beim Carven
Weil der Motor der 250 Kilo schweren Maschine beim Abwärtsfahren ohnehin wieder auflädt, müssen wir nicht warten, bis der Akku ganz voll ist. Denn nach einer Stärkung im Hotel Säntis gehts in weiten Kurven ins Toggenburg hinab. Was für ein Gefühl, in die Kurven zu liegen, fast wie beim Carven auf Ski!
Kaum in Neu St. Johann angekommen, blinzeln auch schon die sieben Churfirsten hervor. Vorbei an Wildhaus rollen wir – wiederum auf kurvenreicher Strasse – ins Rheintal hinunter. Vor Buchs passieren wir das Städtchen Werdenberg mit den hübschen mittelalterlichen Holzhäusern und dem Schloss.
Bei Buchs führt die Grand Tour kurz ins Ländle. Nach Vaduz folgt die Route den Rhein entlang, danach leicht ansteigend auf den St.-Luzi-Steig – ein besonders reizvoller Abschnitt. Sanfte Wiesen führen nun hinab in die Bündner Herrschaft, eines der bekanntesten Weinanbaugebiete der Schweiz. Also gibt es einen letzten Zwischenhalt in Jenins im Alten Torkel, bevor die Tour zurück nach Zürich führt.
Etwas Leidensfähigkeit braucht es tatsächlich für eine solche Tour. Den Rücken und die Arme spürt man dabei schon ziemlich, aber die berauschenden Eindrücke wischen das gleich wieder weg.
Eine Zusammenarbeit von SonntagsZeitung und Harley-Davidson.
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