Ein Räuber mit Heisshunger auf Sauerkraut
Die Zürcher Märchenbühne wartet in ihrem aktuellen Stück mit neuen Geschichten vom Räuber Hotzenplotz auf. Seppli und Kasper haben alle Hände voll zu tun, die Grossmutter aus des Räubers Fängen zu befreien.

Scheinbar etwas sorgsamer, halten die Passanten auf dem Hechtplatz ihre Taschen fest. Denn ein altbekannter Räuber geht um. Doch dieser hat es nicht auf die Portemonnaies abgesehen, sondern auf das feine Sauerkraut und die Bratwürste der liebenswerten Grossmutter von Kasper und Seppli.
Auf der Bühne des Theaters am Hechtplatz treibt noch bis März der Räuber Hotzenplotz wieder sein Unwesen und schafft es, dass die Grossmutter aufgrund seiner rüpelhaften Art prompt in Ohnmacht fällt. Denn nicht genug, dass der Räuber dem Kasper und dem Seppli das feine Mittagessen wegisst, seine Tischmanieren lassen arg zu wünschen übrig. Und so blicken ihm staunende Kinderaugen aus dem Publikum dabei zu, wie er das Sauerkraut mit blossen Händen aus dem Topf in seinen Mund schaufelt und schmatzend die Bratwürste verschlingt.
«Haben Sie gewusst? Hellsehen geht nur im Dunkeln.»
Mit einem deftigen Rülpser tut der Räuber schliesslich kund, dass ihm das essen gemundet hat. Doch das ist selbst für die Grossmutter zu viel, die eigentlich nicht auf den Mund gefallen ist. Als der Räuber dann auch noch die Grossmutter in seine Räuberhöhle entführt, ist guter Rat teuer. Doch Seppli und Kasper hecken einen Plan aus. Tatkräftige Hilfe erhalten sie dabei von Wachtmeister Dünklimoser und der Witwe Schlotterbeck mit ihren hellseherischen Fähigkeiten.
Witzige Charaktere
Wenn Hubert Spiess und Erich Vock den Vorhang ihrer Zürcher Märchenbühne öffnen, dann sind staunende Kinderaugen garantiert. Und auch die Eltern können sich auf eine vergnügliche Zeit im Theater freuen, denn die Inszenierung lebt von ihren bunten und witzigen Charakteren, welche die Schauspieler der Märchenbühne überzeugend darstellen.
Blick über Brillenrand
Dazu gehört Bella Neri, welche gefühlvoll die Grossmutter mimt. Es macht den Anschein als könnte sie kein Wässerchen trüben, doch der hin und wieder schelmische Blick über den Brillenrand verrät, auch von einem Räuber Hotzenplotz lässt sich das Grosi nicht alles bieten. Und wenn sie doch mal nicht mehr weiterkommen sollte, sind da noch Kasper und Seppli, die sich rührend um ihre geliebte Grossmutter kümmern. Kasper, gespielt von Simon Keller, überzeugt durch seine offene und geduldige Art.
«555.55 Franken ist noch günstig als Lösegeld für eine Grosi»
Doch auch den etwas tollpatschigen Seppli schliesst man schnell ins Herz. Schauspieler Nico Savary Bahl hat ein hohes Lachen zu einem Merkmal des Seppli gemacht. Gemeinsam machen sie sich des Öfteren einen Scherz daraus den manchmal etwas hilflosen Oberwachtmeister Dünklimoser (Daniel Bill) nachzuahmen. Dieser legt zwar viel Wert auf seinen Titel und die saubere Uniform, doch den Räuber Hotzenplotz kann er nicht alleine hinter Schloss und Riegel bringen.
Zum Glück gibt es da noch die staatlich geprüfte Hellseherin, die Witwe Schlotterbeck (Bettina Kuhn). Manchmal vergisst sie, dass sie hellsehen kann. «Haben Sie gewusst? Hellsehen geht nur im Dunkeln», erklärt sie dem Oberwachtmeister. Mit ihrem ganz besonderen Hund Wasti kann sie schliesslich dem Oberwachtmeister Dünklimoser helfen, die entführte Grossmutter zu finden.
Ein gfürchiger Räuber
Die sitzt nämlich in der Räuberhöhle fest und blickt gerade ratlos auf die hoffnungslos durchlöcherten Socken des Räubers. Dieser fordert Lösegeld für das Grosi. «555.55 Franken ist aber noch günstig für ein Grosi», findet Kasper. Die hühnenhafte Erscheinung des Räubers Hotzenplotz (Thomas Meienberg) mit seinem wilden Bart und den zotteligen Haaren lassen so manchen kleinen Zuschauer in seinem Stuhl ein bisschen tiefer sinken. Wie es sich für einen Räuber gehört, hat er ein lautes hämisches Lachen und schreitet mit breiten Schritten über die Bühne.
Wortwitz und Mimik
Dank des für die Zürcher Märchenbühne typischen Wortwitzies, gepaart mit der Mimik der verschiedenen Charaktere, halten sich nicht nur die kleinen Zuschauer so manches Mal den Bauch vor Lachen. Dabei bleiben sie während des Stücks nicht nur Zuschauer, denn Kasper und Seppli holen sich mehr als einmal Hilfe aus dem Publikum. Sie zählen auf dessen Unterstützung, wenn es darum geht den Räuber Hotzenplotz zu überlisten. Und diese bekommen sie auch lauthals.
So beziehen die Märchenfiguren in ihren farbenfrohen Kostümen und den langen oder knubbeligen Nasen die Zuschauer in ihre Welt mit ein. Visuell eindrücklich sind schliesslich nicht nur die Märchenfiguren, sondern auch die vielen verschiedenen und detailreichen Bühnenbilder, die in Windeseile aufgebaut oder als Vorhang vor die Räuberhöle oder ein Zimmer gezogen werden.
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