AboZensur in ChinaEin Parteitag, zwei Welten
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping ist für eine dritte Amtszeit bestätigt worden. Wer während des Parteitags in Peking Staatsmedien und westliche Berichte verfolgt hat, bekommt Zweifel an der Realität.
Normalerweise dauert die chinesische Tagesschau, Xinwen Lianbo, 30 Minuten. An diesem historischen Samstag sind es hingegen 75 Minuten. 67 davon sind nur dem Parteitag gewidmet, der gerade zu Ende gegangen ist – und auf dem Parteichef Xi Jinping seine Macht nochmal deutlich gefestigt und gesteigert hat. Die Sendung ist durchchoreografiert, passend zum durchchoreografierten Parteitag. Sie zeigt, in welcher medialen Welt sich weite Teile der chinesischen Bevölkerung bewegen. Wer sich die Zeit nimmt, versteht, warum sich China und der Westen immer weiter entfremden.
Fast alle ausländische Medien machen ihre Berichte an diesem Tag mit dem ehemaligen Parteichef Hu Jintao auf, der von Saaldienern offensichtlich gegen seinen Willen mitten in der Abschlusssitzung hinausgeführt wird. Oder mit der frühzeitigen Verrentung von Regierungschef Li Keqiang. Doch in den chinesischen Abendnachrichten verlieren die beiden Moderatoren kein Wort darüber. Bei ihnen steht ein anderer im Vordergrund: Generalsekretär Xi Jinping und seine grossen Verdienste um Partei und Land.