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So geht moderne Tradition
Ein Holzhaus ohne Kompromisse

Das neue Vollholzhaus im sankt-gallischen Unterwasser orientiert sich an den bestehenden Grundmauern des Originalhauses.
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Sie haben sich ganz der Nachhaltigkeit verschrieben. Die jungen Architekten Philipp Schaefle und Hendrik Steinigeweg sehen ihre Generation in der Pflicht: «Die Bauwirtschaft ist für 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Unser Anliegen ist es, etwas dazu beizutragen, dass der Kreislaufgedanke nicht ein Sonderweg bleibt, sondern in der Baubranche das neue Normal wird», erklärt Hendrik Steinigeweg.

2019 gründeten die Architekten in Zürich das Studio Noun – schon der Name verrät, dass es hier um die Sache und nicht um das Ego gehen soll. Beide kommen aus der gleichen Schule, haben sie doch nach dem Studium bei Herzog & de Meuron gearbeitet. Dort waren sie unter anderem im Einsatz für den Bau des Gipfelrestaurants auf dem Chäserrugg.

Modern und gemütlich: Das von den Architekten erschaffene Vollholzhaus verbindet Tradition mit neusten Bautechniken. 

An die Arbeit im Toggenburg knüpft auch ihr Erstlingswerk an: ein Einfamilienhaus in Unterwasser, mitten auf dem Chüeboden. Die typische Streusiedlung prägt dort das Landschaftsbild. Eine Familie mit drei Kindern wollte das in den 1970er-Jahren erbaute Ferienhaus in ein ständiges Domizil verwandeln, brauchte jedoch mehr Platz.

Das Einfamilienhaus liegt in einer typischen Toggenburger Streusiedlung.

Zudem wünschte sich die Bauherrschaft ein Vollholzhaus. Das Gebäude war von schlechter Substanz. Darum entschieden sich die Architekten zusammen mit der Familie, es bis auf die Bodenplatte abzubrechen und ein neues Haus auf den alten Sockel zu stellen. So orientiert sich der Neubau an den bestehenden Grundmauern des Hauses.

Der Neubau bietet Platz für eine Familie mit drei Kindern. 

Die Architekten spannen dabei die Idee der Bauherrschaft von einem Vollholzhaus weiter: «Wir wollten, dass das Haus wie aus einem Stück Holz geschnitzt wirkt», sagt Philipp Schaefle. Der Bau lotet aus, was mit dem aktuellen Stand der Technik im Massivholzbau ohne Einsatz von Klebstoffen möglich ist: Rohbau und Ausbau sind komplett leimfrei konstruiert und mit neuster Technologie im Werk vorgefertigt.

Lowtech trifft hier auf Hightechmaschinen. Sparringspartner dafür war die Nägeli AG in Gais. Die Fassadenverkleidung und die Bodenriemen stammen aus einem nahe gelegenen Waldstück, wurden durch die lokale Sägerei zugesägt und durch lokale Handwerker montiert.

Die Leuchten sind direkt aus den Decken «gefräst».

Die Aussenwände sind komplett aus Fichtenholz ohne Leim und Dämmmaterial aufgebaut – ähnlich wie in einem traditionellen Strickbau. Die verwendeten Dübel aus Buche sind deutlich im Inneren sichtbar. «Im Verlauf des Projekts wurden wir immer radikaler, wir wollten alles Künstliche weglassen», sagt Philipp Schaefle.

Statt beispielsweise eine handelsübliche Küche zu integrieren, setzten sie bei der Kücheninsel auf ein leimfreies Möbel der Schreinerei Lindauer AG aus Steinen in Schwyz. Schönes Detail: Auch die Leuchten sind direkt aus den Holzdecken «gefräst».

Sogar die Kücheninsel ist ein leimfreies Möbelstück. 

Wichtig ist den Architekten, kulturelle Vorbilder und Traditionen in ihr Werk einzubinden. So ersannen sie eine Neuinterpretation der regional bekannten Abwurfdächer: In ihrer Version wurde die Schalung auf der gesamten Fassade bis unter den First angezogen und bildet nun ein kleines angeschlepptes Vordach, das die Fenster vor extremer Witterung schützt.

Die Schalung bildet ein kleines Vordach, das die Fenster vor extremer Witterung schützt.

Im Innenraum macht die zentrale Diele als geschossübergreifend offener Bewegungsraum die gesamte Tiefe und Höhe des Hauses erlebbar. Vom Erschliessungsraum blickt man direkt auf den zentralen Speicherofen, der das Haus bis ins offen gestaltete Obergeschoss beheizt.

«Der Ofen ist das Herz des Hauses, wie es auch in den alten Bauernhäusern der Fall ist», sagt Bauherr Ruedi Bösch. «Jeder Raum hat etwas Überraschendes, Spezielles. Das Vollholzhaus lässt uns sprichwörtlich durchatmen und hat eine beruhigende, entspannende Wirkung auf uns.»

Der Ofen ist das Herzstück des Hauses. 

Im Süden und im Westen öffnen Bandfenster über die gesamte Fassadenlänge die Sicht auf die Churfirsten und den Alpstein. Auch hier liessen sich die Architekten von der Tradition inspirieren: Die hölzernen Fallläden werden seit jeher in der Gegend verwendet. «Eine langlebige Idee, die keine Elektronik braucht», sagt Philipp Schaefle.

Die Bandfenster öffnen den Blick auf Landschaft und Berge. 

Stattdessen kommen Lederriemen zum Einsatz, die in Halterungen aus einem Abbruchhaus befestigt sind. Eine Verbeugung vor dem traditionellen Alpsegen ist der freiförmige Einschnitt in der Südwestecke des Hauses: «Wir stellten uns vor, wie man von diesem überdachten, windgeschützten Aussenraum aus ins Tal rufen kann – wie es die Bauern hier abends von der Senn aus machen», sagt Hendrik Steinigeweg.

Der freiförmige Einschnitt in der Südwestecke des Hauses ist ideal, um den Alpsegen auszurufen – oder um erste Versuche auf dem Like-a-Bike zu machen. 

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