Ein beeindruckendes Team mit glänzenden Aussichten
Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft hat den WM-Final knapp verloren. Doch die sportliche Vorgabe wurde übertroffen.
Vielleicht hilft als erstes eine nüchterne Herangehensweise, um sich von den Emotionen zu lösen, die ein verlorener WM-Final im Penaltyschiessen mit sich bringt. Es war nach den Olympischen Spielen und vor der Weltmeisterschaft: Die Zweifler überragten die Zuversichtlichen, und seitens des Verbands wurde für die Titelkämpfe in Dänemark quasi eine doppelte Zielsetzung formuliert. Das Erreichen der Viertelfinals war die resultatorientierte. Zusätzlich wurde die Wichtigkeit der «Art und Weise der Auftritte» betont.
Zehn WM-Partien später lässt sich bilanzieren: Die sportliche Vorgabe wurde übertroffen. Und die Art und Weise, wie sich die Schweizer Nationalmannschaft präsentierte, die war schlicht beeindruckend. Mit Leichtigkeit im Angriff, mit Disziplin in der Abwehr, mit Leidenschaft und Cleverness in allen Zonen.
Mentalität hat sich gewandelt
Drei Monate nach Olympia zeigte das Team ein komplett anderes Gesicht, was vorwiegend auf die Spieler aus der NHL zurückzuführen war. Es offenbarte sich, dass die Schweiz international stärker als die Top-6-Nationen von den NHL-Spielern abhängig ist. Sie wirken den geläufigen Schwächen der Schweizer Auswahlen in den Bereichen Effizienz, Durchschlagskraft und Powerplay entgegen. Das Überzahlspiel beispielsweise genügte mit einer Erfolgsquote von über 30 Prozent weltmeisterlichen Ansprüchen. Und doch fehlte ein My zum ganz grossen Coup.
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Die Silbermedaille, welche die Spieler um den Hals trugen, war für die Beteiligten zumindest am Sonntag eine Last. Und im Gegensatz zur WM 2013, als bereits wenige Stunden nach dem verlorenen Endspiel Euphorie und Freude über das Erreichte Einzug hielten, dürfte die Enttäuschung in der Mannschaft dieses Mal nachhaltig sein. Das spricht für die Spieler, für ihre hohen Ambitionen und Ziele, für den Entwicklungsprozess. Die Mentalität hat sich gewandelt, sie ist geprägt von der Überzeugung und dem Glauben daran, Grosses erreichen zu können. Sie ist atypisch schweizerisch, vielmehr nordamerikanisch, forsch – und sie entspricht dem Wesen von Patrick Fischer. Der Trainer und die Spieler dieser neuen Generation sprechen dieselbe Sprache. Sie haben aus Eigenperspektive nicht Silber gewonnen, sondern Gold verloren. In der öffentlichen Wahrnehmung aber muss die Optik exakt umgekehrt sein. Das Team leistete einen unglaublichen Effort. Schweizer Medaillen werden auch in Zukunft Seltenheitswert haben.
So oder so ist der eingeschlagene Weg ein vielversprechender. Da ist Coach Fischer, der dank des Grosserfolgs ab sofort nicht mehr nur ein guter Kommunikator, sondern auch ein Erfolgstrainer ist. Da ist die Mannschaft, die einen Beleg dafür erhalten hat, wie weit der Weg führen kann, wenn alles zusammenpasst.
Und da ist der Verband Swiss Ice Hockey, der sich im Vorgehen bestätigt sieht, dass er trotz heftigem Gegenwind am Trainerstab festhielt. All das sind im Hinblick auf die Heim-WM 2020 keine goldenen Perspektiven – glänzende aber allemal.
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