Jan van Berkels AbschiedsrennenEin Augenblick am Thunersee hat ihn besonders beflügelt
Der Bülacher Top-Triathlet Jan van Berkel beendet mit dem Triumph am Ironman Switzerland in Thun seine Karriere mit grossen Emotionen, zu denen auch sein kleiner Sohn Tim beiträgt.

Dieser Augenblick geht unter die Haut. Als Jan van Berkel nach 8:05:02 unter dem Zielbogen des Ironman Switzerland in Thun durchläuft und das Zielband triumphierend in den Himmel hebt, ziehen sich seine Muskeln im Gesicht nochmals zusammen zu einem «eisernen Lachen». Geschafft! Es ist sein vierter Sieg am Ironman Switzerland, er ist der Favoritenrolle im letzten Rennen seiner Karriere nochmals gerecht geworden.
Und alle sind sie da, um dem 37-Jährigen persönlich die Ehre zu erweisen. Seine Frau Sarah van Berkel, Schwester Martina, die Mutter, der Coach, der einstige Konkurrent Ruedi Wild, Daniela Ryf, die fünffache Hawaii-Siegerin, sein australischer Coach Dan Plews und viele weitere gute Freunde. Es gibt innige Umarmungen und Tränen – und dann die «Ehrenrunde» auf der Zielgeraden, zurück beim Publikum, das ihn nicht nur auf den letzten Metern getragen hat. «Das ist der perfekte Abschluss für mich», sagt Jan van Berkel etwas später in die Mikrofone.

Beendet ist der lange und anforderungsreiche Tag für ihn damit allerdings noch nicht. Weiter geht es vom Berner Oberland als Studiogast ins Sportpanorama des Schweizer Fernsehens nach Zürich. Dort steht van Berkel Rainer Maria Salzgeber Red und Antwort und lässt seinen Tag und auch die Karriere Revue passieren. Danach fährt der Sieger mit dem Zug zurück nach Thun. «Das ist der erste Augenblick für mich allein und etwas Ruhe», schreibt er unter ein Foto mit hochgelagerten Beinen, Regenerationsgetränken und einem Sandwich auf dem Tischchen.
Zurück an die Ziellinie ist er zur «Heros Hour», zu den letzten beiden Rennstunden bis Mitternacht. Jetzt begrüsst er als Tagessieger die späten Finisher und überreicht ihnen die Finisher-Medaille. «Das ist Ironman», sagt van Berkel. «Das ist Respekt und hat Tradition, auch beim Klassiker auf Hawaii.»
Den Spagat gemeistert
Seinen Schlussakt als Profitriathlet ist Jan van Berkel mit letzter Konsequenz und klarem Fokus angegangen. «Ich will nochmals mein Bestes zeigen», hat er bereits im Vorfeld seiner Dernière gesagt. Die besondere Herausforderung dieses Rennens beschreibt er folgendermassen: «Das Schwierigste für mich war relaxed zu bleiben. Ich wollte Geniessen und sportliche Höchstleistung unter einen Hut bringen.»
Es war kein leichter Spagat. Van Berkel sagt: «Jede und jeder, der mir einmal das Velo pumpte oder mir irgendwie sonst geholfen hat, war hier. Natürlich wollte ich allen etwas zurückgeben.» Immer wieder sagte er sich unterwegs: «Du darfst noch nicht loslassen.»

Jan van Berkel schaffte es. Er hatte (auf dem Velo) zwischenzeitlich bis zu zehn Minuten zurückgelegen. Die Konkurrenz forderte ihn. Erst als der Rückstand auf Leader Leonard Arnold aus Deutschland zu Beginn der dritten und letzten Laufrunde auf 50 Sekunden geschmolzen war, war sich der Protagonist sicher: «Jetzt wird dank meiner Finisher-Qualitäten nichts mehr anbrennen.»
So war es dann auch. Bald übernahm van Berkel die Führung. «Mit dem Sieg vor Augen fühlte ich mich zusätzlich gepusht», umschreibt er es später. Er fühlte sich getragen und holte sich die Motivation auch aus einem ganz frühen Rennaugenblick: «Beim Verlassen des Thunersees habe ich bemerkt, dass mein Sohn Tim mich auf dem Weg in die Wechselzone erkannt hat.»

Im Ziel freut sich Martina van Berkel, seine jüngere Schwester und einstige Spitzenschwimmerin, mit ihm. Sie sagt: «Jan hat ein Kapitel eindrücklich zu Ende geschrieben, jetzt folgt eine neue Herausforderung.» Die promovierte Medienwissenschaftlerin spricht aus Erfahrung. Auch Jan van Berkel wird als Jurist nun ein neues berufliches Kapitel aufschlagen.
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