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Höhenflug nach dem Zerfall
Wie Kloten fast alles umstellte und Tabellenführer wurde

EHC Kloten Verteidiger Nicholas Steiner feiert seinen Treffer zum 4-3 waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und EV Zug am Dienstag, 1. Oktober 2024, in Kloten. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)
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In Kürze:
  • Kloten steht zum ersten Mal seit elf Jahren auf Platz 1.
  • Lauri Marjamäki implementierte neue Taktiken und Struktur.
  • Das Team spielt mutig und effizient – aber ist der Erfolg nachhaltig?

Der punktelose Tabellenletzte Ajoie und der völlig unerwartete Leader Kloten. Am Freitag kommt es in Pruntrut zum Duell der Extreme. Ohne Absage der Ligaqualifikation wäre dies Ende letzter Saison noch das Playout-Duell der beiden schlechtesten National-League-Teams gewesen. Mit Vorteil Ajoie, da die Zürcher Unterländer gegen Ende Saison Zerfallserscheinungen zeigten: Sie verloren acht der letzten neun Spiele, fünf davon zu null!

Nun ist alles anders, der EHC Kloten ist im Höhenflug wie schon lange nicht mehr. Zum ersten Mal seit elf Jahren steht er sogar auf Platz 1. Der Nörgler mag einwenden, dass eigentlich immer noch Lugano Leader ist (nach Verlustpunkten), weil die Tessiner ein Spiel weniger ausgetragen haben. Und selbst wenn die Tabelle sehr eng ist und der Achte Ambri nur drei Punkte Rückstand hat: Der EHC Kloten steht nicht zufällig oben.

Er überraschte bereits zum Saisonauftakt in Davos, wo er die favorisierten Bündner nicht nur bezwang, sondern phasenweise ganz schlecht aussehen liess. Den mutigen Auftritt in den Bergen hat Kloten seither mehrfach bestätigt, zuletzt mit einem spektakulären 4:3 zu Hause gegen Zug.

Doch wie ist dieser Wandel möglich? Und ist er womöglich nachhaltig?

Ein ZSC-Evergreen blüht in Kloten auf

Das Kader wurde zwar nicht grundlegend verändert, doch die Transfers scheinen zu passen. Selbst solche von weniger namhaften Spielern wie Keijo Weibel oder Nolan Diem, die von den SCL Tigers kamen und nun für mehr Breite in den hinteren Reihen der Offensive sorgen. Dasselbe gilt für Reto Schäppi, der die 3. Linie Klotens nun aufwertet. Sein volles Potenzial in einer grösseren Rolle fern der Lions dürfte der ewige ZSC-Stürmer noch gar nicht abgerufen haben.

Die Ausländer spielen eine wichtige Rolle beim Wandel. Miro Aaltonen ist mit fünf Treffern bester Liga-Torschütze, der Finne hat nach einer mässigen zweiten Saison in Kloten wieder aufgedreht. Sicher hilfreich dabei: Sein Vertrag läuft Ende Saison aus, er muss sich für einen neuen aufdrängen.

Mit seinem Landsmann Sami Niku und dem Kanadier Thomas Grégoire kamen gleich zwei neue ausländische Verteidiger. Vor allem der Finne überzeugt und trägt aktuell das Topskorer-Jersey. Somit profitiert man nun auch in Kloten von den Vorzügen von zwei guten Imports in der Abwehr, die das Spiel ankurbeln können. Es ist ein ligaweiter Trend, gerade im Klotener Spiel ist der Unterschied zu vorher wie Tag und Nacht.

Ermöglicht wird das auch, weil Kloten neu nur noch auf Schweizer Goalies setzt. Der Zuzug von Nordamerika-Rückkehrer Ludovic Waeber ist ein Glücksgriff des neuen Sportchefs Ricardo Schödler, der bislang auch als Führungsperson eine gute Figur macht. Es scheint, als wäre etwas Ruhe im Club eingekehrt.

EHC Kloten Cheftrainer Lauri Marjamaeki (Marjamaki) waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und EV Zug am Dienstag, 1. Oktober 2024, in Kloten. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)

Einen grossen Anteil daran, dass all dies auch auf dem Eis als Einheit funktioniert, hat natürlich auch der neue Trainer. Lauri Marjamäki hat taktisch mit und ohne Puck in allen Zonen fast alles umgestellt. Der gute Freund von SCB-Headcoach Jussi Tapola gemahnt ein wenig an seinen Kollegen: Auch er ist sehr fordernd und konsequent, auch er legt viel Wert auf eine klare Struktur im Spiel und die Disziplin im System.

Bislang halten sich die Spieler an die Vorgaben und profitieren davon auch in schlechten Phasen der Partie. Und mit dem Erfolg steigt das Selbstvertrauen, wie das jüngste Beispiel zeigt: Die Klotener gerieten nach zwei schnellen Zuger Toren, bei denen Goalie Ludovic Waeber für einmal nicht gut aussah, 2:3 in Rückstand. Doch sie spielten weiter, als wäre nichts passiert, und drehten die Partie.

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Der Höhenflug Klotens überrascht, er ist aber auch verdient dank mutigem und aktivem Spiel mit dem Puck. Wie lange er anhält, wird sich in den nächsten Spielen weisen, bereits das Spiel beim desolaten Tabellenletzten ist eine mentale Knacknuss für Marjamäkis Team.

Und was auch nicht verschwiegen werden darf: Kloten agiert bislang überdurchschnittlich effizient, der EHC belegt in keiner wichtigen Kategorie der Liga-Analytics vordere Ränge. Doch mit «komischen» Zahlen und einer damit verbundenen möglichen Regression zur Mitte muss sich das Publikum in Kloten vorerst nicht befassen. Es gilt den Moment zu geniessen: Die Mannschaft steht auf Platz 1, und das nach der letzten verkorksten Saison.