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Rekord am Sechseläuten
Droht uns jetzt ein kalter Sommer? Das sagen die Böögg-Daten seit 1952

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So lange brauchte er noch nie: Erst 57 Minuten nachdem der Scheiterhaufen auf dem Zürcher Sechseläutenplatz angezündet worden war, explodierte der Kopf des Böögg. Das sind fast 14 Minuten mehr als der bisherige Rekord von 2016 – und über 40 Minuten mehr als im langjährigen Schnitt.

Droht uns jetzt ein nasser und kalter Sommer? Je länger der Böögg braucht, desto später beginnt die warme Jahreszeit und dementsprechend kürzer und weniger sonnig fällt sie aus – sagt der Volksmund. Gemäss der Legende müssen wir dieses Jahr also mit dem Schlimmsten rechnen. Aber ist diese Wettervorhersage verlässlich?

Nicht wirklich, wie unsere Auswertung von Daten seit 1952 zeigt.

Dass die Brenndauer Zufall ist, lässt schon die Unregelmässigkeit vermuten, in der die Explosion im untersuchten Zeitraum eingetreten ist. Wir wollten es aber genauer wissen und haben die Brenndauer des Böögg mit den Sommertemperaturen in der Stadt Zürich verglichen. Dabei konnten wir keinen statistisch signifikanten Zusammenhang feststellen.

Auch der Blick auf einzelne Jahre spricht nicht gerade für den Böögg.

2022 explodierte er erst nach knapp 40 Minuten. Es folgte der zweitheisseste Sommer seit Messbeginn. Vor den Hitzesommern 2018 und 2015 brannte er mit fast 21 Minuten ebenfalls deutlich länger als im Durchschnitt aller Jahre (gut 16 Minuten). Und auch 2016, nach dem bisherigen Böögg-Rekord von über 43 Minuten, gab es einen warmen Sommer.

Umgekehrt präsentierte sich das Bild im Jahr 1956, das immer noch den Rekord für den am schnellsten explodierten Böögg hält. Schon nach 4 Minuten war es so weit (in einigen Jahren wurde die Zeit nur auf die Minute genau gemessen), was aber nicht den erhofften Effekt hatte: Der nachfolgende Sommer war einer der ungemütlichsten im Messzeitraum.

«Der Böögg taugt nicht als Wetterfrosch.»

Meteo Schweiz

Dass es keinen Zusammenhang zwischen der Brennzeit und der Sommertemperatur im Mittelland gibt, zeigt auch eine Analyse von Meteo Schweiz. «Eine Vorhersagequalität ist nicht nachweisbar. Der Böögg taugt nicht als Wetterfrosch», schreibt der nationalen Wetterdienst. Bei Ausnahmen wie dem Jahr 2003, als die Explosion schon nach 5 Minuten und 42 Sekunden erfolgte, handle es sich offensichtlich um Zufallstreffer.

Laut Meteo Schweiz hängt die Zeit, die bis zur Explosion verstreicht, vom Aufbau des Scheiterhaufens, der Feuchtigkeit des verwendeten Holzes und dem jeweiligen Wetter am Sechseläuten ab. Tatsächlich hatte es in den Tagen vor der diesjährigen Ausführung lange geregnet, auch während der Verbrennung ging ein Schauer nieder. Und so brauchte der Böögg 2023 so lange wie noch nie.

Zum Glück hat der 3,40 Meter grosse Wattemann nicht die Fähigkeit, das Wetter vorauszusagen.