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Abruptes Aus für Microsoft-Smartphones

2013 gab es noch Grund zur Freude: Stephen Elop, der damalige Nokia-Chef und spätere Handy-Chef von Microsoft, stellt mit dem Lumia 1020 eines der bis dato spannendsten Kamerahandys vor.
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Still und leise hat Microsoft Windows 10 Mobile zu Grabe getragen: Ohne Brimborium, auf einer nüchternen Frage-und-Antwort-Seite teilte der Softwarekonzern vor kurzem mit, Updates jeglicher Art würden noch bis zum 10. Dezember 2019 angeboten.

Spätestens ab dann gehören Smartphones mit Microsoft-Betriebssystem zum alten Eisen. Zwar funktionieren sie über das Datum hinaus. Doch weil Sicherheitslücken nicht mehr geschlossen werden, sind die Geräte jeglichen Gefahren schutzlos ausgeliefert. Microsoft empfiehlt den verbliebenen Kunden einen Wechsel zu einem Android-Telefon oder einem iPhone.

Vom abrupten Aus dürften nur wenige betroffen sein: Windows 10 Mobile dümpelt seit Jahren vor sich hin. Die letzten Geräte sind Ende 2017 von weitgehend unbekannten Herstellern auf den Markt gebracht worden. Microsoft letztes eigenes Telefon war das Lumia 650, das im Februar 2016 in den Verkauf gelangte.

Gute Idee kam viel zu spät

Schon vor drei Jahren war klar, dass es Microsoft nicht schaffen würde, eine ernsthafte Alternative zu Google und Apple aufzubauen. Zwar hatte Microsoft-Manager Joe Belfiore noch im letzten Herbst auf Twitter Durchhalteparolen ausgegeben. Doch die machten nur umso deutlicher, wie aberwitzig es ist, eine Plattform mit ein paar Updates am Leben zu erhalten, ohne sie weiterentwickeln zu wollen. Microsoft wollte sich, so schien es, das eigene Scheitern nicht eingestehen. Joe Belfiore hatte denn auch mit dem Finger auf die Entwickler gezeigt: «Wir haben mit allen Mitteln versucht, Entwickler für uns zu gewinnen, haben Geld gezahlt und Software für sie bereitgestellt. Doch für viele sind die Nutzerzahlen zu gering.» Und weil viele essenzielle Apps nicht erhältlich waren, liessen sich die Nutzerzahlen auch nicht wesentlich erhöhen.

Brandon Watson, der über lange Jahre Manager für Windows Phone war, hat die Schuld seinerseits den Geräteherstellern und den Mobilfunkanbietern zugeschanzt: Diese hätten Windows Mobile und zuvor schon den Vorgänger Windows Phone links liegen gelassen. Anders als Belfiore behauptet Watson, Microsoft habe sehr wohl Rückhalt bei den Entwicklern gehabt. Microsoft hat jedenfalls viel Zeit und Energie investiert, die normale Windows-Variante für den Desktop und die Mobilversion so zusammenzuführen, dass sich Apps ohne viel Aufwand für alle Gerätetypen und Bildschirmgrössen entwickeln lassen. Eine gute Idee. Doch als die «Universal Windows Platform» Gestalt angenommen hatte, war der Zug längst abgefahren.

Ein weiterer Ex-Mitarbeiter, der langjährige Windows-Chef Terry Myerson, nennt Android als unüberwindbare Hürde. Google hatte Microsofts Geschäftsmodell unterlaufen: Android war mit den Google-Diensten annähernd zum Nulltarif zu haben, während Microsoft auf Lizenzeinnahmen aus war. Microsoft hat den Herstellern auch strenge Vorgaben zur Hardware gemacht, die nicht immer mit der technischen Entwicklung schrittzuhalten vermochten. Manche vermuten, da sei Neid auf Apple mit im Spiel gewesen: Microsoft wollte ein ähnliches Mass an Kontrolle, wie es der iPhone-Konzern seit Anfang hatte.

Nokia-Kauf war ein Fehler

Endgültig verprellt hat Microsoft die Gerätehersteller mit der Nokia-Übernahme. Im September 2013 kaufte Microsoft Nokias Mobilfunksparte für 5,5 Milliarden Euro. Damals war Nokia bereits schwer angeschlagen, da die Finnen es nicht geschafft hatten, ihre dominante Position aus der Zeit der «dummen» Handys ins Smartphone-Zeitalter hinüberzuretten. Nach diesem Deal fuhren die anderen Hersteller wie Samsung und HTC ihr Engagement zurück – wahrscheinlich aufgrund der nicht ganz unberechtigten Befürchtung, jetzt nur noch Juniorpartner zu sein.

2010 hatte Microsoft ein System am Start, das der Konkurrenz technisch in fast allen Belangen überlegen war. Doch durch eine schlechte Marktstrategie ist es gescheitert. Oft in Microsofts Geschichte war es genau umgekehrt.