Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Onkologe als Schauspieler
Dieser Arzt stellt selbst Catherine Deneuve in den Schatten

«Selbstverständlich war ich nervös, aber Catherine Deneuve und die anderen haben mich unterstützt, wo sie nur konnten»: Gabriel Sara über seine Rolle als Schauspieler.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es ist ein trauriger Film, ein Mann (Benoît Magimel) stirbt an Krebs, seine Mutter (Catherine Deneuve) begleitet ihn und kann nicht loslassen. Aber die Geschichte löst nicht nur Kummer aus, im Gegenteil. «Was ist das bloss für ein wunderbarer Arzt?», fragen viele fasziniert. Und denken: «Sollte es mal so weit kommen, will ich von ihm behandelt werden.»

Eine Behandlung bei Dr. Gabriel Sara ist theoretisch möglich. Denn dieser Mann im weissen Kittel ist eigentlich kein Schauspieler. Er ist Onkologe im Mount Sinai Spital in New York. Und er kennt solche Reaktionen auf seinen Auftritt: «Natürlich bin ich geschmeichelt», sagt er am Telefon. Und hält dann gleich fest: «Es zeigt, dass es richtig war, da mitzumachen. Meine Botschaft kommt an.»

Wahrheit als oberstes ärztliches Gebot

Gabriel Sara ist Arzt mit Leib und Seele. Aber er ist kein Gott in Weiss, er begegnet seinen Patienten auf Augenhöhe. Das ist ein wichtiger Teil seiner Philosophie, die um das Schlüsselwort «Wahrheit» kreist: Wahrheit den Menschen gegenüber, die er behandelt, Wahrheit aber auch sich selbst und der eigenen Position gegenüber.

Diese Haltung ist ihm ein grosses Anliegen. Deshalb sprach er auf einer New Yorker Premiere die französische Regisseurin Emmanuelle Bercot an, die dort ihren Film «La tête haute» vorstellte, über eine Jugendrichterin. «Sollten Sie einmal einen Film über den Umgang mit schweren Krankheiten drehen wollen, kann ich Ihnen gern mit Tipps helfen», sagte er. Einige Jahre später hat er zahlreiche Impulse fürs Drehbuch gegeben – und ist Hauptdarsteller an der Seite der französischen Stars.

Auftritt mit Catherine Deneuve und Emmanuelle Bercot. «Ich versuche, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen», sagt Gabriel Sara.

«Ich habe das nicht gesucht. Und selbstverständlich war ich nervös, aber Catherine Deneuve und die anderen haben mich unterstützt, wo sie nur konnten», sagt Gabriel Sara. Eigentlich habe er es am einfachsten gehabt im Film, er habe nur sich selbst bleiben müssen.

Und so sehen wir ihn, im Umgang mit Lebenden und Sterbenden. Dabei bleibt er stets ruhig, liebenswert, scheint für alle Zeit zu haben.

Aber halt, ist das nicht unrealistisch, Dr. Sara, ein Arzt hat doch nie Zeit? «Die Zeit ist für alle Menschen ein Problem», antwortet er. «Aber als Doktor bin ich ein FBI-Agent: Ich muss alles von meinen Patienten wissen, jedes Detail ist wichtig. Das gelingt nur, wenn ich deren Vertrauen gewinne. Dadurch kann ich uns manch teure Untersuchung ersparen, die andere Ärzte anordnen, weil sie sich nicht die Zeit nehmen, um richtig zuzuhören.»

«Die Erfahrungen mit dem Tod in Beirut haben mir geholfen, ein guter Onkologe zu sein.»

Gabriel Sara

Gabriel Sara lebt und arbeitet seit 40 Jahren in New York. Aber er stammt aus dem Libanon, Französisch ist seine zweite Muttersprache. Als Assistent arbeitete er in einem Spital von Beirut während des Bürgerkriegs. «Das war eine schmerzhafte Phase, ich war intensiv mit dem Tod konfrontiert, auch mich hätte es treffen können. Erst sehr viel später merkte ich, dass mir diese Erfahrung geholfen hat, ein guter Onkologe zu sein.»

Er ist, dem Film nach zu schliessen, ein ausgezeichneter Onkologe. Aber ist es nicht manchmal unerträglich mit all dem Leid? «Es ist ja nicht so, dass alle Patienten sterben», sagt er, «viele Krebskranke haben gute Chancen auf eine Heilung. Aber Sie und ich müssen lernen, was das Schwierigste ist: den Tod als Bestandteil des Lebens zu akzeptieren.»

Und zum Schluss sagt er noch den schönen Satz: «Eigentlich sollte man das ganze Leben nutzen, um friedlich sterben zu können.»

«De son vivant»: ab 10. Februar im Kino.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.