Wintersport-Weekend im BleniotalZur Balance finden im Bleniotal
Tagsüber langlaufen, abends ins Sprudelbad eintauchen: Der Ausflug ins Tessiner Langlaufparadies Campra ist ein einmaliges Naturerlebnis und beflügelt die Sinne.
Dieser Artikel stammt aus der Schweizer Familie
Lange muss ich nachdenken, bis mir wieder in den Sinn kommt, wann ich das letzte Mal auf Langlaufski stand. Über 25 Jahre ist das her. Aber das seltsame Gefühl beim Tragen dieser leichten, dünnen Ski ist noch dasselbe wie damals: als hätte man nichts an den Füssen. Rutschen tuts trotzdem.
Es ist ein bitterkalter Morgen, den ich mir für diesen zweiten Langlauf-Anlauf ausgesucht habe. Sogar der Himmel scheint zu frieren. Stahlblau wölbt er sich über dem Talkessel. Die Sonnenstrahlen finden ihren Weg erst Ende Januar wieder hier hinab nach Campra und ins Valle Santa Maria, das sich flach vor uns ausbreitet. Ideal zum Langlaufen.
Die Sportart hat Tradition auf diesem Hochplateau zwischen Lukmanierpass und Bleniotal. Schon in den 1930er-Jahren fanden erste Langlaufwettkämpfe statt. Mehrere Weltcup-Rennen und nationale nordische Skimeisterschaften wurden seither auf den rund 30 Kilometern Loipen durchgeführt – seit 2013 im Bedarfsfall auf künstlich beschneiten Strecken.
Auch Felix Lutz und ich stehen heute auf Kunstschnee. «Es ist etwas anspruchsvoller auf dieser harten Unterlage», sagt er. Felix führt mich in die Finessen des Langlaufs ein, das man hier «Sci di fondo» – Ski auf dem Grund – nennt. Der 67-Jährige hat früher selbst an Wettkämpfen teilgenommen und trainiert noch immer Kadersportler.
Üben, üben, üben
Es gehe vor allem um Balance, sagt Felix. «Beim Gleiten musst du das Körpergewicht auf einem Ski halten und erst auf den anderen wechseln, wenn beide Füsse wieder auf gleicher Höhe sind», sagt er. Der Fuss müsse dabei auf dem Schnee landen wie ein Flugzeug. «Wenn du hinter dir ein ‹Klack, klack› hörst, dann hast du das Gewicht zu früh verlagert.»
Das klingt simpel und sieht sehr leichtfüssig aus, wenn Felix es vormacht. Ich tue mich allerdings etwas schwer im freien Feld. «Sobald wir in der Loipe sind, wird es einfacher», versichert er mir. Zuerst üben wir noch das Anfahren in der Kurve und am Berg – und das Bremsen. Mit den kantenlosen Langlaufski braucht es dazu einen ordentlichen Schneepflug, einen Spazzaneve.
Schliesslich bin ich bereit für die Loipe, und wir gleiten hinein ins Tal. Weit hinten ragt der Pizzo dell’Uomo in den Himmel. Rechts von ihm führt der Lukmanierpass in die Surselva. Zu unserer Linken türmen sich die Felswände auf und lassen ihre Schatten hinüber zur anderen Talseite wachsen. Wir ziehen vorbei an Rustici, durchstreifen Erlen- und Fichtenwälder, fahren die Flussbiegungen des Brenno entlang.
Der Adula leuchtet
Die Landschaft ist malerisch, und ich muss aufpassen, dass ich vor lauter Staunen nicht aus der Loipe falle. Es läuft tatsächlich besser darin. Buchstäblich wie auf Schienen. «Klack, klack» machts irgendwann nicht mehr, und selbst Kurven nach Schussfahrten gelingen mir gut. Das kann man von dem Langläufer nicht behaupten, der neben uns geradeaus in die Büsche donnert. Gemacht hats ihm glücklicherweise nichts, aber es zeigt sich, dass die Technik gelernt sein will. Es sieht wirklich alles viel einfacher aus, als es ist.
Inzwischen haben wir eine weitere Biegung genommen und steuern wieder talauswärts direkt auf den Adula zu, mit 3402 Metern über Meer der höchste Gipfel des Tessins. Blütenweiss leuchtet er in der Sonne, während wir weiter im Schatten stöckeln.
Mir ists ganz recht, denn ich habe mittlerweile viel zu warm in meinen dicken Skihosen. Langlaufen braucht jeden Muskel im Körper. Meine Wangen glühen, als wir wieder am Ausgangspunkt ankommen. «Brava!», sagt Felix, «du hast wirklich eine gute Technik. Jetzt kannst du Kilometer machen.»
Ich freue mich über sein Kompliment. Aber heute mache ich nur noch die paar Meter bis ins Spa der Campra Lodge. Eintauchen ins Sprudelbad und von dort den prächtigen Adula bewundern: ein perfektes Ende für ein perfektes zweites Langlauf-Experiment – und sicher nicht mein letztes Mal auf Loipen.
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