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Aquafit-Pionierin aus Oberrieden
Diese 78-Jährige bringt im Training auch Jüngere ausser Atem

Will noch lange weitermachen: Aquafit-Pionierin Rosmarie Stuppacher (78).
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Mit federnden Schritten geht die Oberriednerin Rosmarie Stuppacher am Rand des Hallenbadbeckens auf und ab. Eine Gruppe Frauen steht im brusttiefen Wasser und macht es ihr nach. Die Trainerin springt hoch, joggt das Wasser entlang, zieht die Knie bis zum Kinn und hebt die Beine bis über den Kopf. Sie turnt so geschmeidig und gleichzeitig dynamisch, als wäre sie eine junge Frau. Rosmarie Stuppacher ist aber 78.

Die Zahl 78 hat für sie keine Bedeutung. Für sie zählt nur, dass sie sich wohlfühlt in ihrer Haut. Und die Bewegung und das Training tragen wesentlich dazu bei. Das einzige Zugeständnis an ihr Alter ist ein Mittagsschläfchen. Eine Viertelstunde ausruhen – dann ist sie wieder voller Energie. Diese Energie gibt sie achtmal pro Woche in ihren Aquafit-Kursen weiter. Und das seit über 30 Jahren. 

Zufällig entdeckt

Rosmarie Stuppacher war Anfang der 90er-Jahre die Erste in der Region, die Aquafit anbot. Die neue Wassersportart, die sich in den USA zuerst verbreitet hatte, entdeckte sie zufällig. Sie gab damals Schwimmkurse für Kinder und sah bei einer Weiterbildung für Schwimmlehrerinnen einen Film über Aquafit.

«Ich wusste sofort, dass ich das machen will.» Sie stellte selber ein Programm zusammen und lud nach dem Kinderschwimmkurs die Mütter zu einem Probetraining ein. Das Aquafit kam gut an, ihr Kurs «für Erwachsene» sprach sich herum. «Ich hatte den Plausch», sagt die Pionierin. Sie bildete sich zur Instruktorin aus und nimmt jährlich an Weiterbildungskursen teil. Noch heute habe sie Teilnehmerinnen «von diesem ersten Grüppli», sagt Rosmarie Stuppacher.

Die vielen Vorteile im Wasser

Was macht die Faszination am Aquafit aus? Die Oberriednerin zählt die vielen Vorteile auf: Der Wasserauftrieb reduziert das Körpergewicht. Gelenke, Bänder und Wirbelsäule werden im Wasser geschont und die Muskeln gelockert. «Ich habe auch korpulente Frauen, die sonst nicht turnen können», sagt sie, «sie bewegen sich im Wasser wie ein Delfin, das ist doch herrlich.» Im Wasser gibt es kaum Grenzen. Ihre älteste Teilnehmerin hörte erst mit 98 auf.

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Die 78-jährige Rosmarie Stuppacher zeigt den Teilnehmerinnen, wie sie im Wasser hüpfen und die Arme bewegen müssen.
«Es ist ein Geben und Nehmen», sagt die Aquafit-Pionierin über ihre Kurse.
Der Wasserauftrieb reduziert das Körpergewicht.

Dank des Wasserwiderstands werden Kraft und Kondition effektiv trainiert, und das bei viel geringerer Verletzungsgefahr als an Land. Einen positiven Effekt hat auch der Wasserdruck, der von allen Seiten auf den Körper wirkt. Er regt den Kreislauf schon an, bevor man eine Übung macht. Im Aquafit-Training wird dann doppelt so viele Energie verbraucht wie für die gleichen Übungen an der Luft. 

Zuerst schlucken sie Wasser

Das Aquafit wird von vielen als «das Schwadern älterer Damen im Wasser» belächelt. Rosmarie Stuppacher gerät darob nicht aus der Fassung. Das sage nur jemand, der selber kein Aquafit betreibe, entgegnet sie. Es kämen Männer zu ihr ins Training, deutlich jünger als sie, die ihr Leben lang Sport getrieben hätten. «Sie kommen auf die Welt, am Anfang schlucken sie noch Wasser.» Viele müssten zuerst lernen, den Körper zu spüren, um sich bei Schwebeübungen über Wasser halten zu können.

Natürlich könne man die Intensität seines Trainings selber dosieren, sagt sie. Eine Plansch- und Plauderstunde gibt es bei ihr aber nicht. Rosmarie Stuppacher korrigiert, ermuntert die Kursteilnehmer, mehr Einsatz zu geben. Wenn doch jemand zu plaudern beginnt, erhöht sie das Tempo oder wechselt die Gehrichtung, damit sich alle wieder konzentrieren müssen.

Gleichzeitig ist sie nachsichtig. Schmerzt jemanden die Schulter oder die Hüfte, passt sie eine Übung individuell an. Oder gelingt eine andere auch beim wiederholten Mal nicht, scherzt sie: «Egal, wir haben noch 10 oder 20 Jahre Zeit zum Üben, solange mache ich weiter.»

Ein Geben und ein Nehmen

Diesbezüglich habe sie sich allerdings kein Ziel gesetzt, präzisiert Rosmarie Stuppacher. «Ich höre erst auf, wenn ich ein Gebrechen habe.» Das Schönste sei, dass es dann weitergehe und ihre Schwiegertochter Marina Stuppacher ganz übernehme. Sie erteilt bereits jetzt drei Lektionen pro Woche.

Schon als Kind verspürte Rosmarie Stuppacher das Bedürfnis, sich zu bewegen. Ihr Vater erlaubte es ihr allerdings nicht, dem Schwimmclub beizutreten. Dafür rannte sie regelmässig ihre Runden und machte Kräftigungs- und Dehnungsübungen im Zimmer. Sie kommt wohl nach ihrer Mutter, die noch mit 80 auf Berge stieg und 96 Jahre alt geworden ist.

Wenn man immer etwas mache, falle es leichter, sagt die Aquafit-Trainerin, die von sich sagt, sie habe keine Fitness-Vorbilder. Sie lebe nicht einmal besonders gesundheitsbewusst. Zwar schmecke ihr Körnli-Brot besser als das weisse. Doch sie streiche dick Butter drauf, und am Kotelett möge sie am liebsten das Fett.

Es mache ihr immer noch Spass, neue Programme zusammenzustellen. Die Kursteilnehmerinnen möchten ihre langjährige Trainerin jedenfalls nicht missen. «Was würden wir nur ohne Rosmarie machen», bestätigen mehrere. Sie meint dazu: «Es ist ein Geben und Nehmen. Ich gebe etwas, und es kommt Energie zurück. Das lädt immer wieder die Batterien auf.» 

www.stuppacher.ch

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