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Kofler&Karriere@home
Die Zwangs-WG mit dem Mami wird zur Folter

Jugendliche wollen Reibung, nicht Harmonie. Eine schlechte Voraussetzung für ein harmonisches Homeoffice.

Gerade mal drei Wochen hielt das Glück. Ab nächster Woche werde ich wieder mit einem Pubertierenden das Homeoffice teilen. Mein 14-Jähriger muss ins Arbeitsmodell der «alternierenden Präsenz» wechseln, wie es die Kantonsschule etwas gar verharmlosend nennt. Konkret heisst das: Er ist nun abwechslungsweise eine Woche daheim und eine Woche am Gymi, und dann kommen ja auch schon wieder die Sportferien, in denen nichts läuft.

Die Schule setzt um, was ihr behördlich auferlegt wurde. Das ist indiskutabel. Dennoch sehen viele Eltern den nächsten Wochen besorgter entgegen als noch im Frühling. Die Stimmung zu Hause wird immer explosiver.

Die Meinung der Eltern? Irrelevant

Alle Berufsgruppen haben in den vergangenen Monaten gezielt ihre Lobby aktiviert, können ihre Forderungen und ihren Frust öffentlich deponieren. Zuletzt war es die Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, die lautstark nach mehr Schutz für Pädagogen rief und bereits wieder von Fernunterricht sprach.

Und was ist mit den Eltern? Sie bleiben stumm. Ein heterogener, unorganisierter Haufen ohne Führung. Das letzte Dienstleistungsglied in der Corona-Kette, das sich seit bald einem Jahr klaglos und inzwischen resigniert in einem Homeoffice aufreibt, das letztlich kein Homeoffice ist, weil eben ein paar minderjährige Energieräuber mit im Büro sitzen.

Ich werde inzwischen hässig, wenn mir Leute sagen, dass Teenager ab der Oberstufe doch keine Belastung mehr seien für berufstätige Mütter. Das Gegenteil ist der Fall. Kleinere Kinder sind anpassungsfähiger, sorgloser, und sie sind sogar dankbar für die vermehrte Präsenz der Eltern.

Jugendliche wollen Distanz

Teenies hingegen wollen Distanz und die Nähe ihrer Peergroup, sie suchen Reibung. Eine schlechte Voraussetzung fürs Homeoffice. Den ganzen Tag mit einem gestressten Mami in einer Zwangs-WG eingesperrt zu sein, ist für sie psychische Folter. Man kann von ihnen auch nicht verlangen, dass sie Profis in Selbstmanagement sind. Doch diese jungen, heranwachsenden Menschen haben in der Öffentlichkeit keine Stimme. Derweil über die Vereinsamung der Seniorinnen und Senioren hinlänglich diskutiert wurde .

Es wird Zeit, dass die Jugendlichen und die Familien als systemrelevanter Kern unserer Gesellschaft ins Zentrum der Corona-Diskussion rücken. Sonst gehen die Jungen auch hierzulande, wie andernorts in Europa, bald auf die Strasse.


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