Glosse zum NationalteamDie Schweiz sollte nicht mehr an der Fussball-WM teilnehmen
Gejammer und Gefluche nach der 1:6-Pleite im Achtelfinal gegen Portugal. Das ist Blödsinn – und muss endlich aufhören. Für immer.
Ungenügend, Debakel, Demütigung: Jetzt also ist die Schweiz aus dem WM-Turnier in Katar ausgeschieden. Wie immer, muss man sagen. Denn die Schweizer Nati fliegt immer frühzeitig raus.
Gut, wir gewannen im Fussball mal olympisches Silber. Die Älteren unter uns mögen sich vielleicht noch daran erinnern: Das war 1924 in Paris. Die Schweiz verlor damals 3:0 gegen Uruguay.
Paris 1924 war ein Sonderfall. Denn sonst wird unsere Nati immer sehr früh rausgekickt. Sie hat noch nie einen Final einer Fussball-WM erreicht. Noch nie. Und dabei wird die WM immerhin seit 1930 ausgetragen.
Erst freuen sich alle, dann kommt der brutale Kater.
Das bisher beste Ergebnis unserer Fussball-Nati waren Viertelfinalteilnahmen. Das schafften wir bisher dreimal: 1934, 1938 und zuletzt 1954. Also vor mehr als einem halben Jahrhundert.
Angesichts dieses ewigen Misserfolgs sollte die Schweiz zukünftig nicht mehr an der Fussball-WM teilnehmen. Der emotionale Aufwand dafür ist zu gross: Erst freuen sich alle, dass wir uns qualifiziert und die Gruppenspiele überstanden haben. Dann kommt der brutale Kater. Wie jetzt, wo die Schweiz nach dem 1:6 gegen Portugal rausgeflogen ist.
Wir sollten uns zukünftig die Demütigung ersparen.
Einige von uns konnten richtig gut Tennis spielen und schafften es da an die Weltspitze. Ein paar konnten Velo. Aber für Fussball reicht es halt nicht. Das hat die Geschichte nun wirklich deutlich gezeigt.
Daher sollten wir uns zukünftig die Demütigung ersparen. Auch den Spielern, die sich nun beim ganzen Land entschuldigt haben. Als hätten sie etwas besonders Schlimmes getan. Dabei war es einfach wie immer: Sie waren schwächer als die anderen Teams.
Wenn die Schweiz zukünftig nicht mehr an der WM teilnimmt, hat dies nur Vorteile. Nicht nur ersparen wir uns die emotionale Achterbahnfahrt, die Schuldzuschreibungen und die routinierten Selbstgeisselungen. Wir kommen auch nicht mehr in den Ruch, dass wir uns einem Emirat in die Arme geworfen haben, das die Menschenrechte mit Füssen tritt. Wie diesmal in Katar.
Mit dem Verzicht auf die WM wäre die Schweiz auch im Fussball neutral: Wir könnten hemmungslos die Fifa geisseln, die immer nur auf das Geschäft aus ist. Auch könnten wir kritisieren, wie unzeitgemäss eine Fussball-WM mit Nationalteams heute noch ist – in einer globalisierten, kosmopolitischen Welt, in der die Staatszugehörigkeit in vielen Bereichen der Gesellschaft keine Rolle mehr spielen sollte, etwa im Arbeitsleben. Und angesichts eines dominanten Clubfussballs, in dem alles zusammengekauft wird, was gut spielt. Ganz unabhängig von der nationalen Herkunft.
Ein freiwilliger Verzicht wäre also nur ehrlich – anstatt sich alle vier Jahre aufs Neue vorzumachen, wir könnten es eines Tages vielleicht doch noch in den Halbfinal einer Fussball-WM schaffen.
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