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Zeitenwende im Schwingen?
Die Revolution der Jungen

Die drei jungen Festsieger posieren strahlend im traditionellen Outfit;  Damian Ott, Samuel Giger und Fabian Staudenmann.
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Das Fest der Liebhaber

Erlesen und fachkundig: Das Publikum am Kilchberger Schwinget – diesmal waren Corona-bedingt nur 6000 statt wie üblich 12’000 Zuschauer in der wunderbaren Naturarena.

Das Kilchberger ist nicht nur das Fest der Schwinger, es ist auch das Fest der Schwingfans. Sie haben sich amüsiert, das sieht man an den Menschen, die am Abend im Gras liegen, neben sich die Bierflasche wie ein guter Freund, erschöpft und trunken. Man hat diese Freude aber auch einen Tag lang gehört. Es ist laut in der Arena mit ihren 6000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Sie spenden Szenenapplaus, wenn Besonderes geschieht, und sie sind damit ziemlich grosszügig. Sie schreien auf, sie verstummen im nächsten Moment, wenn der Kampfrichter das Resultat nicht gibt. Und sie sind wahnsinnig gute Sportsfrauen und -männer.

Der Kilchberger ist ein grosses Miteinander. Und einmal, da lachen sie, lauthals. Ein VIP-Gast wird von der Speakerin ausgerufen. Dieser habe seinen BMW SUV abgeschlossen, aber den Motor laufen lassen.

Zwei Favoriten – einer liefert

Joel Wicki verliert überraschend den 4. Gang und muss weiter auf einen Titel an einem Fest mit eidgenössischem Charakter warten.

Sie haben in den letzten Jahren den Schwingsport geprägt: mit ihrer Wucht, ihrer Kraft, ihrer Intensität. Bis Samstag aber waren Samuel Giger und Joel Wicki ohne Triumph an einem Anlass mit eidgenössischem Charakter – wobei Wicki zwar das letzte Eidgenössische im Rang 1b abgeschlossen hatte, ihn von Christian Stucki auf 1a aber nichts Geringeres als ein Königstitel trennt.

Im ersten Gang kam es auf dem Stockengut zum direkten Duell zwischen Giger und Wicki. Der Kampf hatte einen Gewinner: das Publikum. Fortan fehlte dem verletzt gewesenen Wicki die Spritzigkeit; er fiel nach der Niederlage gegen Bernhard Kämpf aus der Entscheidung. Auch Giger war nicht unantastbar, trotz zwei Gestellten erreichte er aber den Schlussgang. Dort bodigte er Schwingerkönig Kilian Wenger – der Kilchberger hatte im achtfachen Saisonsieger seinen verdienten Gewinner.

Die Jungen waren am Zug

Samuel Giger (Mitte), Damian Ott (links) und Fabian Staudenmann feiern im Trio den grossen Coup der Jungen am Kilchberger Schwinget 2021.

Giger teilt sich den Festsieg mit seinem Nordostschweizer Verbandskollegen Damian Ott und dem Berner Fabian Staudenmann. Das Trio totalisiert ein Alter von 65 Jahren. Es markiert eine Zeitenwende im Schwingsport. Zwar wuchten die jüngeren Kräfte die Routiniers seit längerem regelmässig ins Sägemehl, an den Grossanlässen aber hatten in den letzten zehn Jahren ausschliesslich Athleten im fortgeschrittenen Alter reüssiert: Daniel Bösch (Unspunnen 2011), Matthias Sempach (Eidgenössisches 2013, Kilchberger 2014), Matthias Glarner (Eidgenössisches 2016) und Stucki (Unspunnen 2017, Eidgenössisches 2019).

Nun gewannen mit Ott und Staudenmann zwei 21-Jährige. Kilian Wenger war bei seinem Triumph 2010 in Frauenfeld 20. Beinahe hätte es dem nunmehr 31-Jährigen in Kilchberg zu einem weiteren Coup gereicht. Im Schlussgang brachte er Giger zweimal in Bedrängnis. Danach setzte der Thurgauer zum entscheidenden Zug an.

Die Berner setzen ihre Serie überraschend fort

Einer der auffallenden Berner aus der zweiten Garde: Severin Schwander brachte im 3. Gang sogar Saisondominator Samuel Giger in arge Nöte.

Christian Stucki hat am Kilchberger 2008 triumphiert und war auch dieses Jahr auf dem prächtig gelegenen Gutshof «Uf-Stocken» dabei – aber nur als Zaungast, mit dem Arm in der Schlinge wegen einer Schulterverletzung. Ohne ihren Leader schienen die Berner Chancen klein, die bemerkenswerte Erfolgsserie fortzusetzen. Seit 2008 hatten sie – mit Ausnahme des Unspunnenfests 2011 – an jedem eidgenössischen Anlass triumphiert.

Und so rieb man sich verwundert die Augen, als nach vier Gängen gleich vier Berner die Rangliste anführten. Trotz Rückschlägen im fünften Gang gelang es, mit dem jungen Fabian Staudenmann wieder einen Berner Festsieger zu stellen. Und die Siegesserie fortzusetzen. Mit Lukas Renfer, Severin Schwander, Dominik Roth und Adrian Walther setzten auch Schwinger aus der zweiten Reihe bemerkenswerte Akzente und drängen nach vorne. Die Berner werden dank ihrer Teamstärke auch in Zukunft ein gewichtiges Wort bei der Vergabe der grossen Titel mitreden.

Viele Sieganwärter und viele Chancen bis 2026

Christian Stucki war verletzungsbedingt nur Zuschauer am Kilchberger, das er 2008 gewonnen hatte. Sein grosses Ziel ist das Eidgenössische im nächsten August in Pratteln.

Der Kilchberger Schwinget bot alles, was diesen Sport so populär macht: Favoriten, die plötzlich zittern oder straucheln, ständige wechselnde Konstellationen an der Spitze und viele spektakuläre wie umstrittene Duelle. Und dies trotz der Absenzen von gleich drei Sieganwärtern: dem Berner König Christian Stucki, dem ambitionierten Nordostschweizer Armon Orlik und dem Innerschweizer Hünen Pirmin Reichmuth.

Sie fehlten alle verletzt. Das nicht ohne Grund: Die Schwinger bestritten Corona-bedingt im Jahr 2020 keine Wettkämpfe und konnten sich auch auf die laufende Saison nicht wie gewohnt vorbereiten. Im kommenden Jahr dürfte die Zahl der gravierenden Verletzungen wieder abnehmen. Und so verspricht der nächste Grossanlass, das Eidgenössische vom 26. bis 28. August 2022 in Pratteln, ein hochkarätiges Kräftemessen um die Königskrone. Der Kreis der Favoriten könnte so gross sein, wie schon lange nicht mehr. Schafft es nochmals Stucki? Giger? Wicki? Orlik? Reichmuth? Oder wie am Kilchberger einer der ganz Jungen wie Ott oder Staudenmann?

Wer in Pratteln nicht reüssiert, erhält rasch eine weitere Chance auf einen eidgenössischen Titel. 2023 steht das Unspunnenfest an, 2024 der verschobene Jubiläumsanlass des Schwingerverbandes, 2025 das Eidgenössische im Glarnerland und 2026 bereits wieder der Kilchberger Schwinget.

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