Die Rapperswiler Fans proben am Cupfinal für die Aufstiegsfeier
Den ersten Pokal in der Geschichte des SC Rapperswil-Jona feierten die Anhänger auf den Rängen und auf dem Eis, zuerst ungläubig, dann mit zufriedenem Lächeln. Es war eng, laut und nass in der Lidokurve.
Schon im zweiten Drittel liegen die SC Rapperswil-Jona Lakers deutlich vorne. Doch der Mann am Megafon muss die Fans nochmals aufrütteln. «Hey, wir können hier den ersten Titel in unserer Geschichte holen!», ruft er. So richtig scheinen das noch nicht alle in der sogenannten Lidokurve zu begreifen. Es ist offensichtlich, dass an diesem Sonntag nicht nur die Zuschauer im Stadion sind, die an jedes Spiel gehen. Es hapert bei der Textsicherheit, auch wenn man sich bei den Sprüchen nicht viele Zeilen merken muss. So viele Personen haben sich wohl noch nie auf der SCRJ-Stehrampe versammelt.
Wer noch eine Jacke anhat, zieht sie aus – die Temperaturen steigen ins Tropische. Die meisten tragen sowieso einen roten Pullover oder ein T-Shirt – so wie die Spieler auf dem Eis –, um ihre Unterstützung zu zeigen. Die aufwendige Choreografie zu Beginn scheint gut zu klappen. Nur ab und zu heisst es durch das Megafon: «S Schiff witer abe hebe!» Schon beim 1:0 fliegen die ersten Bierbecher. Aus Freude, nicht aus Frust. Trocken bleibt hier keiner. Aber es ist ja ein Eishockey-Cupfinal und keine Modeschau.
Frustrierte Davoser
Je mehr Tore die Lakers schiessen, desto ungläubiger schauen sich die Leute auf den Rängen an. Auf einen Sieg haben sicher viele gehofft, erwartet hätten ihn die wenigsten haben dürfen. Selbst die Sitzplatzbesucher stehen vor Ende des zweiten Drittels auf und klatschen begeistert. Nach dem Tor zum 5:1 ist sich der Capo am Megafon sicher: «Jetzt holen wir uns den Kübel!» Die Fans werden kurz laut, es gilt, durch Lautstärke Geld für die Krebshilfe zu sammeln. Aber auch sonst bessert sich die Stimmung, man glaubt an den Titel.
Plötzlich wenden sich die Hälse Richtung Davoser Ecke. Ein paar schlechte Verlierer werfen Gegenstände Richtung Sitzplätze und sind auf Krawall aus. Ob sie sich provoziert fühlten oder einfach nur frustriert sind? In der Lidokurve wird das mit einem Kopfschütteln und provokativen Gesten abgetan. Leidtragende sind vor allem Davoser Fans auf den Sitzplätzen, welche Bierbecher und anderes abbekommen. Die Security hat das schnell im Griff.
In den letzten zwei Minuten des Spiels erhalten die Einheimischen stehende Ovationen. Der Capo bedankt sich beim Publikum für den Einsatz. Immer wieder heisst es, der Schweizer Cup sei sportlich und prestigemässig unbedeutend. An diesem Nachmittag in Rapperswil-Jona ist er es nicht. Die einen feiern, die anderen sind so frustriert, wie wenn ihre Mannschaft eben die Meisterschaft vergeben hätte. Die armen Davoser Spieler werden nach der krachenden Niederlage von den eigenen Fans angefeindet. Sie trauen sich kaum, sich von der Kurve zu verabschieden.
Feuer im Block
Das Spiel ist vorbei, die Fans wärmen noch einmal die Choreografie aus den Halbfinals auf. Jetzt hat auch der HC Davos die Ausfahrt genommen. Für den SCRJ heisst die Endstation Finalsieg. Pyros werden gezündet. Das ist zwar schön anzuschauen, dürfte dem Verein aber noch eine Busse einhandeln. In der Luft liegt jetzt eine Mischung aus Schweiss, Bier und beissendem Rauch. Fast so wie vor dem Rauchverbot in den Hockeystadien.
Zur Pokalübergabe ertönt das obligate «We are the Champions» von Queen. Danach spielt der DJ stilsicher eine Oktoberfest-Liederliste runter, von Helene Fischer bis zu den Atzen. Passenderweise geht es in den Liedern meistens darum, die Nacht durchzufeiern. Der Stadionspeaker hat eben darauf hingewiesen, dass es in Rapperswil-Jona eine Freinacht geben wird.
Das Eis gestürmt
Die Fans hält es jetzt nicht mehr auf den Rängen. Sie wollen mit der Mannschaft feiern und hangeln sich die gut drei Meter hohe Mauer zum Rink hinunter. Auf der Hälfte des Feldes ist das Eis vor lauter Rot nicht mehr zu sehen. Zwei Knirpse in übergrossen Lakers-Shirts testen, ob das Eis auch wirklich rutscht. Alle liegen sich in den Armen. Ein erstes Fest, ein Test für den so sehnlichst erhofften Aufstieg.
Draussen sind jetzt nur die Davoser. Per Polizeieskorte werden sie in ihren Bussen aus der Rosenstadt geführt. Vorbei an den bis nach Pfäffikon stehenden Autos auf dem Seedamm. Probleme gibt es keine. Danach gehört die Stadt den einheimischen Fans. Um 20.30 Uhr versammelt sich die Menge auf dem Rapperswiler Hauptplatz. Hunderte feiern die Mannschaft mit viel Pyrotechnik und Feuerwerksraketen. Kurz unterbrochen durch eine Pizzapause für das Team. Die Stadt spendiert eine halbe Stunde lang Bier. Und an «We are the Champions» hat sich noch immer keiner sattgehört.
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