Gemeinden passen Tarife anDie Gaspreise fallen, aber unterschiedlich stark
Thalwil macht den Anfang und senkt den Gaspreis fürs Heizen gleich um 7 Rappen pro Kilowattstunde. Wie es nun weitergeht.
Nicht einmal die Energieunternehmen wissen, wie hoch der Gaspreis in drei Monaten sein wird. Sie erstellen zwar Prognosen, berechnen Wahrscheinlichkeiten und beobachten das Weltgeschehen. «Wie sich die Gaspreise entwickeln, bleibt aber schwer abzuschätzen», sagt Jan Adams, Leiter der Werke Thalwil.
Die Gasversorgung Thalwil beschafft ihr Gas über die Erdgas Regio AG – wie alle Gemeinden um den Zürichsee – mit dem Ziel, zum richtigen Zeitpunkt und Preis einzukaufen. Danach können die einzelnen Werke ihre Verkaufspreise festlegen. Doch in den letzten Monaten schwankten die Einkaufspreise stark, und nicht alle Änderungen konnten eins zu eins abgebildet werden.
Nun sinken die Gastarife aller Produkte um 7 Rappen, wie die Gemeinde in einer Mitteilung schreibt. In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus sinken somit die Heizkosten um 116 bis 233 Franken pro Monat. Weil das Gaswerk in Thalwil ausserdem die Gemeinden Rüschlikon, Langnau und Oberrieden versorgt, profitieren rund 2400 Gaskunden vom tieferen Tarif. Aber warum schwanken die Preise so stark?
Nach dem Angriff auf die Ukraine suchten viele westliche Staaten nach Alternativen zu russischem Öl und Gas. Aus Angst, dass die Heizungen im Winter ausfallen könnten, versuchten sich alle schnellstmöglich einzudecken, was Öl und Gas kurzfristig knapp werden liess und die Preise nach oben drückte.
Entspannt bleiben
Für den nächsten Winter wünsche sich Adams etwas Entspanntheit. Die Werke Thalwil hätten 2022 einen Gewinn erzielt. «Im neuen Jahr geben wir diesen direkt an unsere Kunden zurück, indem wir die Tarife rückwirkend per 1. Januar senken», sagt Adams.
Mehr Entspanntheit wünscht sich auch Energie 360°. Das Unternehmen beliefert Adliswil, Erlenbach, Herrliberg, Hombrechtikon, Männedorf, Meilen, Stäfa und Uetikon mit Gas. Im letzten Herbst habe an den Energiemärkten etwas Panik geherrscht.
Nun habe sich das beruhigt, weshalb bei Energie 360° die Preise sinken. Der Standardtarif für Gas liegt im Februar noch bei 17.8 Rappen pro kWh (–1.1 Rappen). Es sei möglich, dass die Preise monatlich weiter sinken.
Noch ist die Zeit der Schwankungen aber nicht vorbei, wie Energie 360° schreibt. «Auch im kommenden Winter besteht die Gefahr von Gasknappheit.» Das Unternehmen rate seinen Kundinnen und Kunden deshalb, Gasheizungen zu ersetzen und auf Wärmepumpen, Holzpellets, Solarenergie oder andere Alternativen umzusteigen. Für alle, die das nicht können, versuche Energie 360° sich mit zusätzlichen Lieferanten abzustützen. Obwohl das Unternehmen nie Gas aus Russland bezogen habe, war es von den Turbulenzen an den Märkten betroffen gewesen.
Abklärungen laufen
Die Gaswerke in Kilchberg (22,5 Rappen/kWh), die Werke am Zürichsee, die Zollikon und Küsnacht mit Gas beliefern (beide 18,2 Rappen/kWh), Horgen (15,83 Rappen/kWh) und Wädenswil (18 Rappen/kWh) haben ihre Standardgastarife seit dem 1. Januar noch nicht angepasst. Sie verfolgen aber, wie sich die Preise am Markt verändern. Je nach Strategie kaufen einige Gemeinden ihr Gas auf Vorrat früh im Voraus ein und können günstigere Preise darum nicht sofort an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.