NLA-Interclub in ZürichDie Erben Federers zum Nulltarif sehen
Stricker, Hüsler, Riedi oder Kym – der Teamwettbewerb im NLA-Interclub bietet Schweizer Spitzentennis im Raum Zürich und bringt die nächste Generation voran.
Das Zentrum des Schweizer Tennis ist ab nächster Woche für einmal nicht Biel, Basel, Genf oder Gstaad, sondern Zürich. Die Hälfte der zwölf Teams im NLA-Interclub sind im Kanton Zürich beheimatet, die Finalrunde findet am 14. und 15. August zum zweiten Mal auf der Anlage des LTC Winterthur statt. Besonders ausgeprägt ist die Zürcher Vormacht bei den Männern mit vier von sieben Mannschaften – mit Titelverteidiger Seeblick, Altmeister GC, Herausforderer Sonnenberg und Aufsteiger Winterthur.
Wer die nächste Generation nach Roger Federer und Stan Wawrinka live in Aktion sehen möchte, hat ab nächsten Dienstag viel Gelegenheit. Und das in den Gruppenspielen zum Nulltarif, am Finalturnier für 20 oder 30 Franken (ein oder zwei Tage). So spielen Dominic Stricker, Marc-Andrea Hüsler und Jakub Paul für den TC Seeblick, Leandro Riedi, Jeffrey von der Schulenburg und Jérôme Kym für GC. So interessant war es wohl noch nie, die Schweizer Talente aus der Nähe zu beobachten. Wer wie Stricker auf dem Weg nach oben ist, ist vielleicht ein letztes Mal dabei.
«Die jungen, aufstrebenden Schweizer spielen alle mit», freut sich Gregor Hauser, Leiter Breitensport bei Swiss Tennis. «Für sie ist der Interclub ein schöner Kontrast zum Alltag.» Was dazukommt: Wer in den vorderen Positionen spielt, kann sich einen willkommenen finanziellen Zustupf verdienen.
«Unser Budget für das NLA-Team bewegt sich inzwischen bei gegen 100’000 Franken», sagt Kai-Uwe Steuber, OK-Chef beim TC Seeblick, das bei den Männern drei der letzten vier Titel gewann. 2020 auf dramatische Weise gegen die ambitionierten Newcomer des TC Sonnenberg von der anderen Seeseite. Mit drei gewonnenen Champions-Tiebreaks in den drei abschliessenden Doppeln drehte Seeblick den Final noch – von 2:4 auf 5:4.
Das Wagnis NLA
Aber lohnt es sich für einen begehrten Club wie Seeblick, der eine lange Warteliste hat für Neumitglieder, ein NLA-Team zu betreiben? «Wir waren das unseren Spielern fast schuldig», sagt Steuber. «Wir hatten immer wieder die Nationalliga B gewonnen mit Eigenen wie Roman und Daniel Valent, Robin und Luca Roshardt, Marc-Andrea Hüsler oder Alexander Ritschard, aber stets auf den Aufstieg verzichtet. 2015 sagten wir: Wir wagen es.»
Sportlich hat sich der finanzielle Hosenlupf ausbezahlt, 2018 und 2019 veranstaltete der TC Seeblick auch die Finalrunde. Um die Verpflichtung der Spieler kümmern sich beim Club vom linken Seeufer NLA-Captain Roman Valent, ehemals Wimbledon-Juniorensieger, und Milos Sarbajic, früher Nationaltrainer bei Swiss Tennis und Coach der deutschen Top-50-Spielerin Jana Kandarr. Durch ihre guten Verbindungen kamen die Engagements des Berners Stricker und des Bündners Paul zustande, die schon in jungen Jahren für die Zürcher spielten und nun in der sportlichen Hierarchie nach vorne gerückt sind.
20’000 Franken für 2 Wochen
Doch der Markt spielt auch im Interclub. Schweizer Topspieler und bewährte Ausländer werden vermehrt abgeworben. Er sei froh, habe er das Team nochmals zusammenhalten können, sagt Sarbajic. Wer seinen Marktwert testet, kann als N1-Spieler für die zwei Wochen gegen 20’000 Franken verdienen. Es wird herumgeboten, dass auch schon 30’000 Franken bezahlt wurden.
Eine garantierte Antrittsgage ist für Profis oder Halbprofis eine willkommene Abwechslung zum ständigen Kampf um Preisgelder. Selbst Ausländer aus den Top 100 wie Pablo Andujar (Frohburg Trimbach) oder Federico Coria (Neuenburg) sagen da gerne zu. Weil aber das Angebot an Ausländern gross ist, sind ihre Preise tiefer als die von Schweizer Topspielern. Denn sie sind leichter zu ersetzen.
Sportlich seien die beiden Interclub-Wochen vor allem für junge Schweizer eine wertvolle Erfahrung, sagt Sarbajic. «Sie brauchen in diesem Alter möglichst viel Spielpraxis auf hohem Niveau, und die bekommen sie. Innert kurzer Zeit kommen sie zu vielen Einsätzen, ohne sich zu überanstrengen. Denn der dritte Satz im Einzel wird ja im Champions-Tiebreak (auf zehn Punkte) ausgespielt. Und dann kommt noch das Doppel dazu und der Spass im Team. Normalerweise bist du ein Einzelkämpfer.»
Der TC Seeblick bietet seinen auswärtigen Verstärkungen ein Hotelzimmer an, doch nicht alle machen davon Gebrauch. Dominic Stricker wohnt während dieser Zeit bei Verwandten in der Nähe. Jakub Paul kann im Haus eines Clubmitglieds wohnen, das verreist ist. Er muss nur die Katze füttern.
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