Truss-Rücktritt passt zum TrendDie Amtszeiten britischer Premiers werden immer kürzer
Offiziell 49 Tage – noch nie stand jemand so kurz an der Spitze Grossbritanniens wie Liz Truss. Wenn man sich die historische Entwicklung anschaut, zeichnete sich das aber ab.

Nach 49 chaotischen Tagen war alles schon wieder vorbei. Liz Truss wurde am Montag offiziell als britische Premierministerin abgelöst und stellte damit einen Rekord auf: Noch nie war jemand so kurz in diesem geschichtsträchtigen Amt. Truss löst George Canning ab, der im Jahr 1827 am 119. Tag seiner Regierung starb. Auch alle anderen kurzen Amtszeiten liegen sehr lange zurück.
Dass Truss dermassen früh scheiterte, kam wahrscheinlich sogar für ihre Kritiker überraschend. Doch dass sie sich nicht lange wird halten können, damit musste man fast schon rechnen. Denn die Amtszeiten der britischen Premierministerinnen und -minister sind in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich geschrumpft.
Margaret Thatcher, die erste Frau an der Spitze Grossbritanniens, regierte ab 1979 fast 12 Jahre lang. Tony Blair kam von 1997 bis 2007 ebenfalls auf über 10 Jahre. Bei David Cameron, der 2010 sein Amt antrat, waren es dann noch gut 6 Jahre, bei Theresa May und Boris Johnson nur noch 3 Jahre. Die Entwicklung zeigt klar nach unten.
Trotzdem wird die kurze Amtszeit von Liz Truss in die Geschichte eingehen – auch, weil sie ausgerechnet mit dem Tod von Queen Elizabeth II zusammenfiel. Rechnet man die darauffolgende zehntägige Staatstrauer ab, während der in Grossbritannien alle politischen Geschäfte ruhten, regierte Truss eigentlich nur 39 Tage. Zieht man zusätzlich die 4 Tage zwischen ihrem Rücktritt und der Bekanntgabe ihres Nachfolgers ab, waren es de facto nur 35 Tage.
Ereilt den neuen Premier Rishi Sunak das gleiche Schicksal, oder kann er sich länger halten? Gemäss Trend müsste seine Amtszeit knapp zwei Jahre dauern. Doch Sunak schlägt bereits jetzt ein rauer Wind entgegen. Mitglieder der eigenen Konservativen Partei werfen ihm vor, mit seinem Rücktritt als Finanzminister den Sturz des an der Basis beliebten Johnson ausgelöst zu haben. Zudem weisen Kritiker auf das grosse Vermögen des wohl reichsten britischen Abgeordneten hin.
Es sieht nicht danach aus, als würden in Grossbritannien ruhigere politische Zeiten anbrechen.
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