Missbrauch, Drohungen, Sex-PartysSean «Diddy» Combs angeklagt
Mehr als zehn Jahre lang soll der Rapper ein regelrechtes Schattenreich aufgebaut haben. Die Staatsanwaltschaft will ihn bis zum Prozess in Haft behalten. Er weist die Vorwürfe zurück.
Sean «Diddy» Combs ist angeklagt worden, weil er seit mindestens 2008 Frauen missbraucht, bedroht, erpresst und zum Sex gezwungen haben soll. Der 54-Jährige habe sich immer wieder und über einen langen Zeitraum hinweg solcher Verbrechen schuldig gemacht und dabei Gewalt im schockierenden Ausmass an den Tag gelegt, um seine Opfer gefügig zu machen, hiess es in der Anklageschrift gegen den Musiker, die am Dienstag öffentlich gemacht wurde. Sollte er in allen Punkten schuldig gesprochen werden, würde das eine Mindeststrafe von 15 Jahren Haft nach sich ziehen.
Der Rapper und Produzent war am Abend zuvor festgenommen worden. Vor Gericht bekannte er sich am Dienstag nicht schuldig. Er zeigte nur wenige Reaktionen, als die Vorwürfe gegen ihn verlesen wurden. Handschellen trug er bei dem Termin keine.
Keine Kaution
Die Staatsanwaltschaft argumentierte, der Verdächtige sei gefährlich und solle auch nicht gegen Zahlung einer Kaution auf freien Fuss gesetzt werden, sondern bis zum Prozess in Gewahrsam bleiben. Die Verteidiger forderten eine Freilassung gegen eine Kaution von 50 Millionen Dollar. Combs könnte mit einer Fussfessel im Hausarrest bleiben.
In der Anklageschrift hiess es, Combs habe Frauen gezwungen, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen und seine Taten zu verschleiern, um seinen Ruf nicht zu gefährden. Er soll demnach oft tagelange Sex-Partys, die er «Freak Offs» nannte, organisiert und dafür Frauen und auch männliche Sexarbeiter rekrutiert haben.
Gegen Combs war schon länger ermittelt worden. Bekannt wurde das, als Agenten am 25. März gleichzeitig Anwesen Combs in Los Angeles und Miami durchsuchten. Mehrere Personen hatten Combs im vergangenen Jahr wegen Vorwürfen sexueller oder körperlicher Gewalt verklagt. Zu ihnen zählte auch seine Ex-Freundin, die R&B-Sängerin Cassie, die nach eigenen Angaben jahrelang von Combs verprügelt und vergewaltigt wurde. In der Anklageschrift wurde auch auf ein Video verwiesen, in dem eine Prügelattacke von Combs gegen Cassie zu sehen ist.
Über 50 Opfer befragt
Combs wird in der Anklageschrift vorgeworfen, Frauen bei zahlreichen Gelegenheiten geschlagen, gezerrt, mit Gegenständen beworfen und getreten zu haben – seine persönlichen Assistenten, sein Sicherheitspersonal und sein Haushaltspersonal sollen das alles auf sein Verlangen hin verschleiert haben. Die Staatsanwaltschaft erklärte, die Beweislast sei erdrückend. Man habe mehr als 50 Opfer befragt und werde auch anhand von Dokumenten, Rechnungen, Videos und Handydaten die Schuld von Combs beweisen.
In der Anklageschrift wird Combs als Kopf einer kriminellen Organisation beschrieben, die an Aktivitäten wie Sexhandel, Zwangsarbeit, Transport von Personen über Grenzen einzelner Bundesstaaten zum Zwecke der Prostitution, Drogendelikten, Entführung, Brandstiftung, Bestechung und Behinderung der Justiz beteiligt war oder dies versucht hat.
Bei den «Freak Offs» handelte es sich demnach um «inszenierte Sex-Performances», die Combs «arrangierte, leitete, währenddessen masturbierte und oft elektronisch aufzeichnete», so die Anklageschrift. Combs habe manchmal Frauen dafür eingeflogen und Drogen beschafft und sie kontrolliert, indem er Einfluss auf ihre Karrieren und ihre finanzielle Sicherheit genommen habe. Auch Einschüchterung und Gewalt seien Methoden des Musikers gewesen, hiess es in der Anklageschrift.
AFP/chk
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