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Energieträger vor der Haustür
Der Wald hätte noch Potenzial, Wärme und Strom zu liefern

Der Motor eines Holzgas-Blockheizkraftwerks: Das aus den Holzschnitzeln produzierte Gas treibt über einen Verbrennungsmotor einen Stromgenerator an – dabei entstehen Wärme und Strom. 
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«Die Panik vor dem Energiemangel ist spürbar», sagt Martin Schrag von der Heim AG. Die Firma verkauft Heizsysteme, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Wegen der drohenden Versorgungskrise beim Gas verzeichne die Firma einen «extremen Nachfrageboom bei Holzheizungen», sagt Schrag. «Wir haben doppelt so viele Anfragen für Pellets- und Holzschnitzelheizungen wie letztes Jahr.»

An diesem warmen Spätsommermorgen im Wald von Oetwil ist die Winterkälte noch weit weg. Doch das Thema macht den Menschen Sorgen, und ein Informationsanlass beim Energieholz-Zentrum Pfannenstiel in Oetwil stösst auf grosses Interesse. Die Firma Heim stellt hier ihr neuestes Produkt vor: ein kleines Holzgas-Blockheizkraftwerk (Holzgas-BHKW), das mit Holzschnitzeln betrieben wird. Bisher war diese Art von Heizkraftwerken vor allem für grössere Betriebe geeignet. Mit der neuesten Generation lassen sich aber auch kleinere Objekte – zum Beispiel ein Bauernhof, ein Gewerbebetrieb oder ein Mehrfamilienhaus – mit Wärme und Strom versorgen. 

Energie entsteht aus Holzgas

Das Holzgas-Blockheizkraftwerk produziert aus Holzschnitzeln zunächst das sogenannte Holzgas und aus diesem 80 Prozent Energie und 20 Prozent Pflanzenkohle. Die entstehende Pflanzenkohle ist als Wasserspeicher im Ackerbau und im Gartenbau sehr begehrt. Von den 80 Prozent Energie, die ein Bauernhof oder ein Mehrfamilienhaus aus dem BHKW gewinnen kann, sind zwei Drittel Wärme und ein Drittel Strom.

Die Wärme kann zur Heutrocknung oder zum Heizen gebraucht werden, die Strommenge einer kleinen Anlage deckt den Jahresbedarf von sechs bis sieben Einfamilienhäusern. Für einzelne Einfamilienhäuser ist die Anlage nicht geeignet, denn die Wartung eines Holzgas-BHKW ist aufwendiger als bei einer Pelletsheizung, und für die Wirtschaftlichkeit braucht es eine gewisse Anzahl Betriebsstunden. 

Die Holzschnitzel für das BHKW sind einfacher und günstiger erhältlich als Holzpellets. Bei den Pellets gehen die Preise momentan durch die Decke, und eine Knappheit droht, weil sie aufwendig aufbereitet und transportiert werden müssen. Holzschnitzel dagegen werden naturbelassen genutzt und sind unkomplizierter in Produktion und Logistik.

Wald wächst stärker, als er genutzt wird 

Und im Gegensatz zu Erdgas sind Holzschnitzel regional verfügbar: «Es liesse sich noch mehr regionales Waldholz für die Energieerzeugung verwenden», sagt Andreas Keel, Geschäftsleiter von Holzenergie Schweiz. Denn eigentlich dürfte in der Schweiz die jährlich nachwachsende Holzmenge genutzt werden. Doch es werde nur die Hälfte der Zuwachsmenge des Waldes geerntet: «Mit dem noch verfügbaren Potenzial an Energieholz könnten schweizweit 400’000 Haushalte geheizt werden.»

Hier liege ein grosses Potenzial für CO₂-neutrale Energiegewinnung brach, erklärt Keel: «Bei der Verbrennung eines einzelnen Baums entweicht zwar das in ihm gespeicherte CO₂ sofort. Weil aber nicht mehr genutzt werden darf, als nachwächst, bleibt die CO₂-Speichermenge des Waldes intakt.» Das im Baum gespeicherte CO₂ entweiche über die Jahre auch, wenn ein abgestorbener Baum im Wald liegen gelassen werde und verfaule. 

Die Investitionskosten sind sehr hoch

Ein Kritikpunkt bei der Holzverbrennung ist der entstehende Feinstaub. Der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann hatte Mitte August im «Tages-Anzeiger» kritisiert, dass im Zuge der Gaskrise zur Verbrennung von Holz aufgerufen werde, ohne an die Luftverschmutzung zu denken. Holzenergie-Geschäftsleiter Keel entgegnet, der Feinstaubausstoss sei durch vermehrte Kontrollen bei kleinen Anlagen, verbesserte Systeme und einen saubereren Betrieb in den letzten 30 Jahren viel kleiner geworden.

Die Argumente für ein Holzgas-BHKW überzeugen viele. Sich in diesen Zeiten selbst mit Wärme und Strom zu versorgen und somit autark zu sein, ist verlockend. Es braucht aber einiges an Kapital: Die Investitionskosten liegen bei 100’000 bis 200’000 Franken. Geliefert wird das erste kleine Holzgas-BHKW erst im Frühsommer 2023. Für die befürchtete Energiekrise in diesem Winter ist es noch keine Lösung.  

Weitere Informationen zum Thema Holzenergie: www.holzenergie-pfannenstiel.ch

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