Einseitiges Zürcher DerbyDer Triumph von GC über die FCZ-Baustelle
Wer seinen miserablen Auftritt gegen den Stadtrivalen sieht, kann nicht glauben, dass der FCZ letzte Saison Meister war. Er verliert 1:4 und bleibt siegloser Tabellenletzter.
Amir Abrashi sieht aus, als wäre er einem Boxring entstiegen. Beim rechten Auge leuchtet ein tiefblauer Fleck, die linke Schulter ist unter seiner Jacke notdürftig fixiert. Irgendetwas ist im Gelenk kaputtgegangen, «ich habe es krachen gehört», sagt der Captain der Grasshoppers.
Nach 26 Minuten hat ihm Cheick Conde den Ellbogen ins Gesicht gerammt, er hat sofort nur noch schwarz gesehen und den Sturz auf die Schulter nicht mehr abfangen können. Darum muss er vorzeitig vom Platz. Als er nach dem Spiel von seinem Pech erzählt, tut er das mit einem Strahlen auf dem Gesicht. Der Sieg an diesem Sonntag entschädigt ihn für alle Schmerzen.
«Das Derby gewonnen!», sagt er, «Nur das zählt!» 4:1 steht es für GC gegen den FCZ. Ein Erfolg gegen den Nachbarn tut immer gut, zumal nach einer Serie mit fünf sieglosen Spielen und nur zwei Punkten. Und dieser Erfolg bedeutet auch, dass dieser Nachbar schon um elf Punkte distanziert ist.
Nach 50 Minuten ist der Match entschieden, es ist der Moment, als GC einen Konter so wunderbar spielt, dass er für das Lehrbuch geeignet ist. Kawabe, Morandi und Pusic bereiten das Tor von Guilherme Schettine zum 3:0 vor. Damit sei «die Sache gegessen» gewesen, sagt GC-Trainer Giorgio Contini.
Der Rest besteht aus dem üblen Frustfoul von Fabian Rohner gegen Pusic, für das er die Rote Karte sieht. Aus dem bedeutungslosen Elfmeter, den Blerim Dzemaili in der 90. Minute zum 1:3 verwertet. Aus dem vierten Treffer für GC, als der FCZ im eigenen Strafraum dem gegnerischen Treiben ein letztes Mal an diesem Sonntagnachmittag nur zuschaut. Und schliesslich aus der Feststellung, dass der FCZ auch nach 13 Runden ein siegloser Tabellenletzter ist.
Der Ärger von Brecher
15’500 Zuschauer sind im Letzigrund. Die Südkurve ist noch ein zweites Mal gesperrt als Folge der üblen Ausschreitungen im Derby vor einem Jahr. Umso auffälliger ist die Botschaft, die da via Transparent verbreitet wird: «Unterschrieb jetzt: Playoffs-Nein.ch». Die Ablehnung ist das Statement einer Kurve, die sich für einmal auf der Haupttribüne ausbreitet. Die Böller und Pyros sind die überflüssige Wortmeldung aus der GC-Ecke.
Bo Henriksen dagegen verfolgt das Ganze in der Präsidentenloge, weil er nach seiner Roten Karte am Donnerstag in Basel gesperrt ist. Eine Fernsehkamera fängt ihn immer wieder ein, wie er an seiner Frisur arbeitet, und sie zeigen keinen Happy Bo, sondern einen zunehmend verzweifelten Trainer des FCZ.
Der Einstieg seiner Mannschaft ins Spiel mag noch ordentlich ausfallen. Tosin verbreitet so etwas wie Gefahr, Krasniqis Schuss wird abgelenkt. Das gefällt auch Yanick Brecher. Doch was sich dann ereignet, das passt ihm umso weniger. «So wie wir heute aufgetreten sind», bilanziert der Goalie und Wortführer des FCZ, «das geht gar nicht.» Sein Kamm ist geschwollen.
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Nach jedem Spiel steht er hin und redet, und er findet klare Worte, wenn sie angebracht sind. Diese Saison ist das halt schon sehr oft der Fall gewesen. Ein 1:4 gegen GC – das geht aus seiner Sicht beim besten Willen nicht, und was er anprangert, auch das nicht zum ersten Mal, ist die Einstellung und Leidenschaft. Er zielt auf keinen speziell, er hält sich allgemein und meint alle.
«Wir haben einige Baustellen», sagt er, und die grösste handelt von der Mentalität dieser Mannschaft, die sich schnell gehen lässt, wenn etwas nicht nach ihrem Gusto läuft. Diesmal ist es das erste Gegentor nach einer halben Stunde. Ein schnell ausgeführter Corner genügt schon, um die ganze FCZ-Defensive in Unordnung zu bringen. Schettine kann unbedrängt per Kopf das Führungstor erzielen. Zehn Spieler des FCZ stehen in diesem Moment im Strafraum und reichen noch immer nicht, um zwei GC-Spieler zu kontrollieren.
Völlig zu Recht auf Platz 10
Der FCZ beginnt bereits auseinanderzufallen, Petar Pusic schliesst eine lange Ballstafette in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit dem zweiten Tor für GC ab. In der Pause will sich der FCZ viel vornehmen. Es bringt alles nichts. Er ist keine Mannschaft, in der die Spieler füreinander einstehen. Lieber zeigen sie nach einem Fehler auf einen Teamkollegen. Zumindest Brecher macht diese Feststellung, und sie bereitet ihm Sorgen. Und darum sagt er: «Was mich enttäuscht und verärgert, ist die Art, wie wir als Mannschaft aufgetreten sind.» Und was er auch hervorhebt: «Jeder muss die Rolle so ausfüllen, wie das die Mannschaft braucht, wir müssen uns gegenseitig unterstützen.»
Viermal hat der FCZ vor diesem Sonntag immerhin unentschieden gespielt, dreimal ist er dabei ohne Gegentor geblieben. In den ersten beiden Einsätzen unter Henriksen gegen YB und in Basel hat er den Eindruck gemacht, dass er zumindest wieder weiss, wie er verteidigen muss. Gegen GC kommen alle Sünden dieser Saison wieder ans Tageslicht. Darum noch ein letztes Wort von Brecher: «Wir stehen verdient da, wo wir stehen.» Auf dem letzten Rang, seit dem 7. Mai ohne Sieg in der Meisterschaft.
Am Donnerstag steht das Spiel in der Europa League gegen Bodö an. Ein Spiel, das eigentlich ein «Zückerchen» (Brecher) sein soll und die Erinnerung, was letzte Saison alles so gut lief. Und wer es angesichts der Aktualität nicht glauben kann: Letzte Saison war der FCZ wirklich Meister.
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