Der Süden gegen den Rest
Diese Woche haben sich die Fluglärmgegner aller Himmelsrichtungen auf drei gemeinsame Forderungen geeinigt – ein Fortschritt. Doch in wesentlichen Punkten bleiben unüberwindbare Differenzen. Eine Übersicht:
Nach Jahren des Hickhacks sind die Fluglärmgegner aller Himmelsrichtungen wieder einmal an einen Tisch gesessen. Und sie haben es sogar geschafft, diese Woche drei gemeinsame Forderungen zu präsentieren. Organisationen aus Nord, Ost, West und Süd verlangen, dass die Nachtruhe von 23 bis 6 Uhr strikte eingehalten wird, dass lenkunswirksame Gebühren erhoben werden und dass die Lärmbelastung mindestens auf das im Betriebsreglement vorgesehen Niveau sinkt.
«Es herrscht Einigkeit», titelte der Flughafen-Schutzerverband in seiner Mitteilung euphorisch. Das ist angesichts der weiterhin bestehenden Differenzen etwas gar hoch gegriffen. Denn gerade was die Einhaltung der Nachtruhe betrifft, verlaufen die Lösungsansätze diametral.
Für die einen «Die Lösung», für die andern ein «No-Go»
Ursprung der nächtlichen Starts sind häufig Verspätungen, die sich während der Mittagsspitze ergeben und sich bis am Abend nicht mehr wettmachen lassen. Die Lösung der Fluglärmgegner im Norden, Osten und Westen lautet: Südstarts geradeaus über die Stadt Zürich und Teile der Zürichseeregion. Und zwar nicht nur bei Bise und Nebel, wie sie der Bund aus Sicherheitsgründen im Rahmen des Sachplans Infrastruktur (SIL 2) einführen will, sondern auch während der Mittagsspitze zwischen 10 und 14 Uhr. Die Betriebsvariante mit Starts Richtung Süden und Landungen aus Norden wäre nicht nur weniger komplex, sondern auch effizienter und würde somit die Lärmsituation am späten Abend entschärfen.
Um ihrer Forderung mehr Gewicht zu verleihen, haben sich vor zwei Jahren die grössten Fluglärm-Organisationen im Norden, Osten und Westen zur Allianz N-O-W zusammengeschlossen. Dazu gehören unter anderem die Region Ost, der Bürgerprotest Fluglärm Ost , die IGs Nord und West sowie der Dachverband Fluglärmschutz und die Bürgerinitiative Fluglärmsolidarität.
Mit ihrem Kernanliegen beisst die Allianz bei den Fluglärmgegnern im Süden auf Granit. Für die vier grossen Player im Süden – die Südschneiser, die Stiftung gegen Fluglärm, das Fluglärmforum Süd und die neue Allianz Ballungsraum Flughafen Süd – sind Südstarts geradeaus ein «No-Go»: Weder bei Bise noch bei Nebel und erst recht nicht zur Effizienzsteigerung über Mittag.
Im Streit um Pistenausbauten liegt der Vorteil im Süden
Ebenso verhärtet sind die Fronten zwischen Süd und N-O-W in der Frage der Pistenverlängerungen. Die Fluglärmgegner im Süden befürworten sie, weil sie ihre Region entlasten – auf Kosten der Einwohner im Norden, Osten und Westen des Flughafens.
Wer aus einer Volksabstimmung über die geplanten Pistenausbauten als Sieger hervorgehen würde, bleibt deshalb offen. Die Vorteile liegen allerdings im Süden. Alleine der vor einem Jahr gegründeten Allianz Ballungsraum Flughafen Süd gehören mit Zürich, Dübendorf, Dietlikon, Wangen-Brüttisellen, Opfikon und Wallisellen bevölkerungsstarke Mitglieder an. Hinzu kommt die Zürichsee-Region, die sich durch Pistausbauten ebenfalls weniger Lärm erhofft.
Dessen bewusst, sind die Fluglärmgegner in den übrigen Kantonsteilen zusammengerückt. Die Gründung der Allianz N-O-W vor zwei Jahren ist ein Ergebnis davon. Sollten die grossen Allianzen die kleineren Organisation ablösen, würden zumindest die Positionen klarer und die Landkarte der Fluglärmgegner übersichtlicher. Einfacher wird die Suche nach einer Lösung im Fluglärmstreit damit nicht.
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