Sensation in BernDer SCB verpflichtet eine Sportchefin
Alex Chatelain ist per sofort nicht mehr Sportchef beim SC Bern. Bei der Nachfolgeregelung entscheidet sich der Club für ein Novum: Mit Florence Schelling (31) übernimmt eine Frau.
Mit zwei Entscheidungen wartet der SC Bern an diesem Mittwoch auf – die eine ist keine Überraschung, die andere eine echte Sensation. Der Spitzenclub gab bekannt, dass er Alex Chatelain von seiner Aufgabe als Sportchef enthebt. Und: Dass er Florence Schelling als dessen Nachfolgerin präsentiert. Das mag erstaunen, verblüffen, verwundern, aber Tatsache ist: Erstmals im Schweizer Spitzensport wird nun eine Frau Entscheidungsträgerin im sportlichen Bereich sein.
«Wir haben eine junge, unverbrauchte, visionäre und intelligente Person gesucht. Wir haben geschaut was der Schweizer Markt bietet – und kamen zum Schluss, dass kein ausgewiesener Sportchef verfügbar ist, der zu uns passt», sagt SCB-Geschäftsführer Marc Lüthi. «Im Evaluationsprozess sind wir bei Florence Schelling gelandet. Wir kamen zur Überzeugung: Florence ist die Person, die wir suchen und wollen.»
Neue Aufgabe für die Pionierin
Die 31-jährige Zürcherin war während Jahren die Lebensversicherung des Frauen-Nationalteams. Die Torhüterin bestritt elf Weltmeisterschaften, vertrat die Schweiz an vier Olympischen Spielen, führt die Auswahl 2014 in Sotschi zu Bronze und wurde zur wertvollsten Spielerin des Olympiaturniers gewählt.
Schelling verbrachte einen Teil ihrer Karriere im Ausland, spielte an der Northeastern University in Boston und im schwedischen Linköping, studierte daneben Wirtschaft und schloss mit dem Master ab. Im Sommer 2018 beendete die Torhüterin ihre Karriere. Danach arbeitete sie zuerst in der Unternehmensberatung, trainierte später die Schweizer U-18-Auswahl und war für SRF als Eishockey-Expertin im Einsatz.
Schelling gab dem Schweizer Fraueneishockey während Jahren ein Gesicht – und scheint daher prädestiniert für die Rolle der Pionierin. Im Nachwuchs trainierte und spielte sie in Bubenteams, später kam sie in der ersten Liga der Männer zum Einsatz. Jüngst analysierte sie als erste Hockey-Expertin die Spiele der National League.
«Das ist kein Marketing-Gag. Florence ist jung, unverbraucht, wird einen neuen Blickwinkel einbringen und bestehende Strukturen aufbrechen.»
Nun handelt ihr nächstes Kapitel von einem weiteren Novum, wird sie als erste Frau einer NL-Equipe als Sportchefin vorstehen. Lüthi sagt: «Das ist kein Marketing-Gag. Ja, Florence wird eine Pionierin sein, in ihrer neuen Rolle wohl weltweit. Aber sie ist jung, unverbraucht, wird einen neuen Blickwinkel einbringen und bestehende Strukturen aufbrechen.»
Chatelain und Lars Leuenberger bleiben
Im Februar 2019 verletzte sich Schelling beim Skifahren in Davos schwer. Sie knallte auf den Kopf, der sechste Halswirbel brach und musste mit einer Metallplatte fixiert werden. Dazu kamen eine kaputte Bandscheibe und eine schwere Hirnerschütterung. Drei Monate lang musste Schelling eine Halskrause tragen. Noch immer befindet sie sich in der Rehabilitation. Sie startet mit einem 50-Prozent-Pensum und wird dieses, falls möglich, bis zum Saisonstart auf 100 Prozent erhöhen.
Der bisherige Sportchef Chatelain kümmert sich künftig um die Sportstrategie im Unternehmen und wird den Bereich Analytics weiter aufbauen. Zudem soll er die neue Sportchefin einarbeiten. «Ich bin überzeugt, dass wir mit Florence Schelling, Alex Chatelain und Rolf Bachmann im Sportbereich gut aufgestellt sein werden», sagt Lüthi.
Klar ist auch, dass Lars Leuenberger als Assistent beim SCB bleiben und nicht als Headcoach zu den SCL Tigers wechseln wird.
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