Turbulentes TennisjahrDer letzte Tanz gehört einer frechen Französin
Im Juni noch die Weltnummer 75, nun die Spielerin der Stunde: Caroline Garcia gewinnt als Aussenseiterin den WTA-Final. Ihr Triumph passt zum aussergewöhnlichen Tennisjahr.
Am Ende des Regenbogens steht, auch im Tennis der Frauen, ein Topf voll Gold. 2022 war auf der WTA-Tour ein Jahr der bunten Farben, der Abwechslung, der Überraschungen, der Rücktritte. Und obwohl sich aus dem tiefen Pool der Talente eine Frau zum neuen Massstab erhob und das Diktat übernahm – die inzwischen dreifache Grand-Slam-Siegerin aus Polen, Iga Swiatek, die in Paris und am US Open gewann –, standen sich zum Saisonende in der Nacht auf Dienstag zwei Überraschungsfinalistinnen gegenüber, die beide um ihren mit Abstand grössten Titel kämpften, den Sieg am WTA-Final in Fort Worth.
In der Dickies Arena ging der letzte Tanz an die 29-jährige Französin Caroline Garcia, deren super aggressivem und risikoreichem Offensivtennis auch die Weissrussin Aryna Sabalenka nicht gewachsen war. Das 7:6 (4), 6:4 brachte ihr 1,57 Millionen Dollar und 1375 Punkte, womit sie das Jahr auf Rang 4 beenden wird – hinter Swiatek, der Tunesierin Ons Jabeur und der Amerikanerin Jessica Pegula.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
«Es ist definitiv ein riesiges Glücksgefühl», sagte Garcia an ihrer Pressekonferenz. «Ein verrückter Final, viel Intensität bei jedem Punkt. Ich bin wirklich stolz auf die Arbeit, die wir das ganze Jahr über geleistet haben. Es war ein grossartiger Match – wir haben alles gegeben. Ich bin wirklich glücklich, dass ich meinen grössten Titel gewonnen habe.»
Garcia blüht in den USA auf
Garcias Finalsieg war eine riesige Überraschung. Während Sabalenka seit Jahren als kommende Grand-Slam-Siegerin gehandelt wird, stand die Französin nach einer turbulenten Karriere Mitte Juni erst auf Rang 75, ehe sie als Qualifikantin das Turnier in Cincinnati gewann und darauf am US Open ihren bisher grössten Halbfinal erreichte.
Garcia, ein Einzelkind, war bis vergangene Saison von ihrem Vater Louis-Paul betreut worden, einem gebürtigen Spanier mit feurigem Temperament und klaren Vorstellungen. Unter ihm hatte sie nur einen Grand-Slam-Viertelfinal erreicht. Sie kam mit zehn Turniersiegen nach Fort Worth und hatte schon einmal, vor fünf Jahren, im Halbfinal eines WTA-Finals gestanden.
Die Tanzfläche freigeräumt hatte ihr am WTA-Final die 24-jährige Sabalenka, indem sie die grosse Favoritin Swiatek rauswarf. Dabei war die Polin so siegessicher gewesen, dass sie ihren Start am Billie-Jean-King-Cup in Glasgow diese Woche abgesagt hatte mit dem Hinweis, dass ihr zu wenig Zeit bleiben würde zwischen den beiden Wettkämpfen. Im texanischen Fort Worth, das für Shenzhen eingesprungen war, endete ihre Serie nach 15 Siegen gegen Top-10-Spielerinnen in Folge.
Swiatek hatte eine neue Stabilität in die Hierarchie gebracht, nachdem sich die Australierin Ashleigh Barty auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verabschiedet hatte. Nach dem dritten Grand-Slam-Titel in Melbourne gab sie die erste Stelle der Weltrangliste, die sie insgesamt 121 Wochen besetzt hatte, freiwillig preis. Dann war es an Serena Williams, am US Open ihren Rücktritt zu verkünden und damit das jahrelang verfolgte Ziel abzuschminken, mit einem 24. Grand-Slam-Titel doch noch zu Rekordsiegerin Margaret Court aufzuschliessen.
Wimbledon-Siegerin zurück in der Dunkelheit
2022 war auch das Jahr, in dem allen voran Wimbledon wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine russischen und weissrussischen Spielerinnen die Teilnahme versagte. Und in dem dennoch eine für Kasachstan spielende, russischstämmige Spielerin ausgerechnet den wichtigsten Titel des Jahres gewann. Jelena Rybakina, die kurz zuvor an zwei Sandturnieren in Rom und Madrid gegen die Bielerin Jil Teichmann verloren hatte, schlug die ultranervöse Tunesierin Ons Jabeur im All England Club, sorgte wegen ihrer Nationalität für einige Irritationen und verschwand danach in der Dunkelheit, aus der sie gekommen war.
Rybakina gewann an ihren restlichen acht Turnieren des Jahres nur noch elf Partien. Sie qualifizierte sich auch nicht für den WTA-Final und beendet das Jahr auf Rang 22 – und damit auch zehn Positionen hinter Belinda Bencic. Pech für sie, dass Wimbledon keine WTA-Punkte ausgeschüttet hatte.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.