Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Schweizer stirbt auf Mount Everest
Der höchste Gipfel war sein letzter

Seine muslimische Glaubensgemeinschaft vereint mit der Schweiz und Pakistan: Abdul Waheed Waraich kletterte stets mit dieser Flagge. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Abdul Waheed Waraich starb am 11. Mai, kurz nachdem er sein Ziel erreicht hatte: den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt. Der 41-jährige Schweizer hatte mit der Besteigung des Everest die sogenannten Seven Summits geschafft, das ist die Erklimmung der sieben höchsten Gipfel auf sieben Kontinenten.

Er habe sich auf dem Abstieg erschöpft gefühlt, schreibt «The Himalayan Times», eine englischsprachige Zeitung aus Nepal. Sherpas mit zusätzlichem Sauerstoff erreichten Waraich im höchsten Basislager. Doch das half nichts mehr. Am selben Tag verstarb am Mount Everest auch ein US-Amerikaner. Es ist das erste Mal seit 2019, dass Alpinisten am höchsten Berg der Welt gestorben sind.

Waraich habe sich minutiös auf die Expedition vorbereitet, viele Trainings absolviert, bevor er im April 2021 aufbrach. So steht es in einem Bericht über ihn auf dem deutschen Sender der weltweiten muslimischen Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), der er selber angehörte.

Er lernte das Klettern in den Alpen

Waraichs Leidenschaft für das Gebirge habe schon in einer Zeit begonnen, als er selber noch keine Berge besteigen konnte. Als Kind in Pakistan sei er fasziniert gewesen von der Geschichte eines Bergsteigers, der sich in den Karakorum aufmachte – und nie wieder zurückkehrte.

Doch war es nicht das südasiatische Gebirge an der Grenze von Pakistan, China und Indien, in dem er selber erste Erfahrungen mit dem Klettersport machte. Waraich lernte bergsteigen in den Schweizer Alpen. Seine Familie war, als er noch ein Kind war, aus Pakistan in die Schweiz geflüchtet. Waraich wuchs in St. Gallen auf, wo er an der HSG studierte.

Der Muslim verband seine Leidenschaft für das Klettern mit seinem Glauben. Auf jedem der höchsten Gipfel präsentierte er dieselbe Fahne. Darauf vereint sind die Flaggen Pakistans, der Schweiz und der sozial engagierten muslimischen Glaubensrichtung Ahmadiyya Muslim Jamaat.

Ein aktives Mitglied der Gemeinde

«Die Nachricht seines Todes stimmt uns alle sehr traurig», sagt Zahid Butt, Mediensprecher der AMJ Schweiz und Kantonsrat der Grünen im Kanton Solothurn. Waraich sei ein aktives Mitglied der Gemeinschaft gewesen und in verschiedenen ehrenamtlichen Positionen tätig gewesen. Sechs Jahre lang hatte er die Jugendorganisation der AMJ Schweiz präsidiert und gemeinnützige Veranstaltungen wie etwa Spendenläufe oder interreligiöse Treffen organisiert.

Auch Wafa Mohammad, Imam der Mahmud-Moschee in Zürich, dem Zentrum der AMJ Schweiz, hat Waraich sehr geschätzt. «Wir haben uns Sorgen gemacht, weil er ein so ambitioniertes, aber auch gefährliches Ziel wie die Seven Summits verfolgte», sagt er. Das sei aus seiner eigenen Motivation entstanden und nicht auf Initiative der Gemeinde hin.

Hochgesteckte Ziele verfolgte Waraich auch beruflich. So schloss er etwa an der ETH wie auch an der HSG ein Studium in Informatik ab. Und er gründete das Schweizer Software-Unternehmen 7 Summits IT.

Abdul Waheed Waraich, der seit zwei Jahren im deutschen Waldshut lebte, aber in der Schweiz bei einem Telecomunternehmen als Softwareingenieur arbeitete, hinterlässt eine Frau und fünf Kinder. Sein 17-jähriger Sohn fand gegenüber dem Imam tröstende Worte: «Es ist gut, hat er noch den Gipfel erreicht.»

Korrektur vom 13.5.2021, 21:45 Uhr: In einer früheren Version dieses Artikels war die von Abdul Waheed Waraich gegründete Firma als Expeditionsorganisationsfirma Seven Summit Treks angegeben. Das ist falsch. Waraich gründete 2014 die Software-Firma 7 Summits IT mit Sitz in Birmensdorf.