Der grösste Sklavenhändler der Geschichte
Historische Zahlen verdeutlichen, dass unser in Film und Fernsehen gewonnene Bild der Sklaverei falsch ist.

Die Erforschung des transatlantischen Sklavenhandels gehört zu den wichtigsten Gebieten der Wirtschaftsgeschichte. In bewunderswerter Kärrnerarbeit haben Generationen von Forschern versucht zu rekonstruieren, wer mit welchem Schiff wohin verschleppt worden ist.
Die Daten sind seit einigen Jahren frei verfügbar im Internet. Es ist eine der besten historischen Webseiten, die ich kenne. Sie ist nicht nur unentbehrlich für die Forschung, sondern enthält auch viele Materialien für den Unterricht.
Die Daten sind auch deshalb nützlich, weil sie auf einen Blick das aus Film, Funk und Fernsehen gewonnene Bild der Sklaverei korrigieren. Sehr verbreitet ist nämlich die Ansicht, dass die meisten afrikanischen Sklaven von britischen Schiffen nach Nordamerika geschafft wurden. Das stimmt nicht.
Die folgende Karte zeigt, woher und wohin die meisten afrikanischen Sklaven verschifft wurden: hauptsächlich nach Brasilien und die Karibik, nicht nach Nordamerika.

Die unten stehende Tabelle zeigt, welche Nationen die Sklaven transportiert haben. Die Rangliste veränderte sich über die Jahrhunderte. Aber es ist eindeutig, dass Portugal mit Abstand der grösste Sklavenhändler der Geschichte war. Brasilien war bis anfangs des 19. Jahrhundert eine portugiesische Kolonie, und die portugiesischen Sklavenhändler achteten stets darauf, dass nur sie die Transporte durchführen konnten.

Interessant ist die Tabelle auch in chronologischer Hinsicht. Während Grossbritannien den Sklavenhandels 1807 abschaffte, transportierten Portugal/Brasilien und Spanien zwischen 1800 und 1850 besonders viele Afrikaner über den Atlantik. Brasilien schaffte die Sklaverei erst 1888 ab. Inoffiziell soll sie bis heute nicht ganz verschwunden sein (hier).
Dieser Artikel wurde erstmals am 14. April 2014 publiziert und am 11. Juni 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.
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