Bergdrama «Le otto montagne»Der Film, der eine Beziehung rettete
Charlotte Vandermeersch wollte sich eigentlich von Felix Van Groeningen trennen. Dann verfilmten die beiden einen italienischen Bestseller. Und gewannen mehrfach.
Die Schauspielerin Charlotte Vandermeersch und der Regisseur Felix Van Groeningen waren seit fünfzehn Jahren zusammen, aber die Beziehung steckte in einer Krise. «Abnützung», meint sie trocken, «und dann kam auch noch Covid.» Sie fanden sich eingeschlossen in ihrer belgischen Wohnung wieder, eng aufeinander. Was tun? Ein Drehbuch schreiben.
«Wir haben einfach begonnen, es lenkte uns ab», erzählt Charlotte Vandermeersch. Dazu kam, dass die Themen des italienischen Romans, den sie adaptierten, auch bei ihren eigenen Auseinandersetzungen eine Rolle spielten: Herkunft, Vorfahren, Freundschaft, Familie – das Paar hat einen Sohn.
Charlotte Vandermeersch ist eine bekannte Schauspielerin in Belgien, Felix Van Groeningen ein international anerkannter Regisseur. Zuletzt drehte er in den USA «Beautiful Boy», einen Film über die Beziehung eines Vaters zu seinem drogenabhängigen Sohn (Letzterer gespielt von Timothée Chalamet). Bekannt aber wurde er bereits 2012 mit dem musikalischen Festivalhit «The Broken Circle Breakdown».
Schreiben als Befreiung in der Covid-Zeit
Damals hatte Charlotte Vandermeersch auch schon am Drehbuch mitgearbeitet. «Aber ich war eher eine strenge Gegenleserin, weil die Geschichte um den Verlust eines Kindes so heikel war.» Jetzt ist alles anders. Charlotte war von Beginn an eine gleichberechtigte Partnerin beim Schreiben, «wir haben uns gegenseitig die Dialoge zugespielt», sagt sie: «Das hat uns richtig befreit in der langen Covid-Zeit.»
Ein Vorteil war auch, dass «Le otto montagne» die Weite der Berge atmet, was den Eingeschlossenen entgegenkam. Die Vorlage stammt vom italienischen Autor Paolo Cognetti, er erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen, die zu Männern werden. Der eine stammt aus dem Tal, der andere aus der Stadt, sie ziehen in die Welt hinaus, aber kehren immer zur Hütte zurück, die sie gemeinsam gebaut haben. «Acht Berge» wurde auch deutsch ein Bestseller.
«Wir haben schon beim Lesen Bilder gesehen», sagt Charlotte Vandermeersch, «das Buch ist sehr filmisch verfasst.» Beim Drehbuchschreiben hätten sie auch mit dem Gedanken gespielt, denn Film englisch zu drehen und die Handlung in die Rocky Mountains zu verlegen. «Aber sobald die Grenzen wieder offen waren, sind wir mit dem Camper ins Aostatal gefahren. Und da war alles klar.»
Epische Wucht und kleine Gesten
Klar war auch, dass Charlotte Vandermeersch die Koregie übernahm und sich hauptsächlich um die beiden Hauptdarsteller kümmerte. Gedreht wurde dort, wo auch der Roman spielt, mit bekannten italienischen Akteuren (Alessandro Borghi, Luca Marinelli). Aber ebenso wichtig wie die beiden sind die Gipfel, die die Geschichte dominieren. Zu Beginn die Alpen. Und gegen Ende auch noch der Himalaja.
«Wir wollten einen epischen Film drehen, in dem die kleinen Gesten jedoch genauso wichtig sind», erklärt die Neoregisseurin. Und so kommt die Filmversion von «Le otto montagne» auch daher: wuchtig, mit prächtigen Bildern, ein wenig pathetisch, aber nie kitschig. Dafür gabs im Mai den Jurypreis in Cannes.
Apropos Pathos: Wie steht es nach dieser Erfahrung mit der Beziehung? «Wir arbeiten weiter zusammen», sagt Charlotte Vandermeersch, «auch wenn es nicht mehr nötig wäre.»
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