Der FCZ weckt Fantasien
Der FC Zürich hat gleich viele Punkte geholt wie sein nächster Gegner Basel, wird aber viel positiver wahrgenommen. Das hat mit seiner Vergangenheit zu tun.

Ludovic Magnin mag es direkt. Und häufig auch witzig. Also sagt er: «Und dann waren eben die Leute mit dem Kugelschreiber bereit.» Magnin spricht über die Krise beim FC Basel, dem Gegner seines FCZ von morgen Sonntag. Nach Jahren der Dominanz hätten doch in Basel viele nur auf eine Schwächephase gewartet, auch die Journalisten, das sei ja überall ein gängiger Mechanismus. Und platziert dann eben den Kugelschreiber-Satz.
Die Basler kassieren zurzeit mediale Prügel, die Zürcher aber, die werden gelobt. Dabei steht zwischen den beiden Clubs wenig, sie sind mit 24 Punkten auf den Rängen 3 und 4 klassiert. Die unterschiedliche journalistische Behandlung hat etwas mit der Vergangenheit, mit der jüngsten Geschichte zu tun.
Die geht so: Der FCZ hat sich in den 18 Monaten nach seiner Rückkehr in die Super League kontinuierlich nach oben gearbeitet und überwintert europäisch. Der FCB hat sich in den 18 Monaten nach dem Wechsel an der Vereinsspitze mit strategischen und personellen Fehlentscheiden sportlich zerlegt. Er ist im Sommer zuerst in der Champions-League-Qualifikation gescheitert, schaffte es dann auch nicht in die Europa League und kriselt nun in der Liga.
Wenn Magnin in diesen Tagen an Basel denkt, denkt er auch an Marco Streller, den unter Druck geratenen Sportchef. Zusammen wurden sie beim VfB Stuttgart Meister. Gemeinsam waren sie Schweizer Nationalspieler. Sie teilten das Zimmer, wurden Freunde, kennen sich auswendig, wie Magnin erzählt. Die Ehefrauen mögen sich auch sehr, die Kinder kennen sich. Manchmal treffen sich die Strellers und Magnins, gehen in den Zoo, reden über alte Zeiten, den Nachwuchs, über ihr privates Leben. Aber fast nie über den Fussball. Er wolle doch mit Freunden nicht nur über den Beruf reden, sagt Magnin.
Nur 4 Siege in 12 Spielen
Zuletzt allerdings hat es wenig Kontakt gegeben, die Männer sind in ihren Clubs absorbiert. Und im Unterschied zu Streller und dem FCB überstehen Magnin und der FCZ derzeit auch schwächere Phasen fast ohne grössere Kritik. Im November blieb das Team zum Beispiel vier Spiele in Serie ohne Sieg.
Die Bilanz seit Ende September ist mit 4 Siegen und 4 Niederlagen in 12 Meisterschafts- und Europacup-Partien auch nicht berauschend. Der FC Zürich hat schon in Lugano schwach gespielt und verloren, konnte Xamax weder zu Hause noch auswärts besiegen, unterlag im Letzigrund Sion, verspielte gegen YB ein 3:1 und in Thun ein 2:0.
Trotzdem gibt es für ihn immer wieder Lob. Woran das liegt? Die Mannschaft weckt an ihren stärksten Tagen Fantasien. Sie kann dann die Gegner mit wenigen Ballberührungen und viel Tempo überspielen. In Partien wie gegen Leverkusen (3:2), in Luzern (5:2) oder zuletzt beim Stadtzürcher Derby (2:0) «lassen die Spieler das Publikum spüren, dass sie den Fussball lieben», so sieht es Magnin. Der FC Basel kann das derzeit nicht.
Reizt der FCZ sein Potenzial aus, könnte er die zweitbeste und dank den schnellen Spielern Khelifi, Kololli und Odey auch die zweitspektakulärste Schweizer Mannschaft hinter YB sein. Die fehlende Konstanz hindert das Team aber daran, das auch in der Tabelle nachzuweisen, auf Platz 2 steht Thun. Ausserdem haben die regelmässigen Rückschläge dafür gesorgt, dass der FCZ 19 Punkte hinter YB liegt. 19 Punkte – «das klingt brutal», sagt Magnin, zu brutal, weil er beim 3:3 im Heimspiel gegen den Leader gesehen hat, dass die Differenz nicht so gross sein müsste.
Unter die Top 3 wollte der FCZ vor Saisonstart. Ruft er jetzt die Top 2 zum Ziel aus, weil er die eigenen Möglichkeiten klarer sieht? Weil es aufgrund der Basler Schwäche schon lange nicht mehr so einfach schien, die Champions-League-Qualifikation zu erreichen? «Wir möchten auf jeden Fall in die Richtung von YB kommen, und irgendwann möchten wir auch mit YB rivalisieren», sagt Magnin, «von diesem Ziel rücke ich keinen Zentimeter ab.» Aber er sieht keinen Grund, jetzt zu forsch zu werden und von Rang 2 zu reden. «Wir müssen auf dem Boden bleiben.»
Nef verletzt, Rüegg zurück
Defensiv reden heisst allerdings nicht defensiv denken. Sportchef Thomas Bickel hat aus den verbleibenden zwei Meisterschaftsspielen vor der Winterpause in Basel und gegen Lugano sechs Punkte gefordert. Er ist der Ansicht: «Wenn man Ambitionen hat, und das haben wir, dann sollten wir auch hohe Ziele haben.»
Magnin sagt: «Bickel ist der Sportliche Leiter, er darf das sagen.» Dem Trainer fehlt in Basel der verletzte Captain Alain Nef, dafür steht der aufstrebende Jüngling Kevin Rüegg wieder im Kader. Und der Trainer denkt übrigens genau gleich wie Bickel. Er will auch gegen den FCB vorwärts spielen lassen. Er peilt den Sieg an, es wäre für den FCZ im St.-Jakob-Park der erste seit August 2013.
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