«Der Punkt war erreicht, an dem genug einfach genug ist»
Der EV Zug hat vor dem Rückspiel gegen Tampere grosses Steigerungspotenzial. Trainer Dan Tangnes will darum auch nicht in Panik verfallen.
Inhaber eines Saisonabonnements in der Bossard-Arena kennen aktuell keine Langeweile. 67 Tore wurden total in den zehn Meisterschaftsheimspielen des EVZ erzielt, dazu kommen unzählige weitere Chancen. Einziges Defizit aus blau-weisser Optik: Das Heimteam sorgte häufig unfreiwillig für das Spektakel. Auch Trainer Dan Tangnes sieht gerne Spektakel, allerdings mit einer Einschränkung, wie er lachend sagt: «Es sollte kontrolliertes Spektakel sein.»
Nicht so wie zuletzt am Freitag beim 4:5 gegen Davos, als sich die starken Bündner fühlen mussten wie im offensiven Paradies. Es war die Partie, welche den Geduldsfaden der Zuger Coachingcrew entscheidend strapazierte, und so folgte am Samstagvormittag eine ausführliche Gesprächsrunde. «Vorher hatten wir die Aussage, dass wir defensiv besser spielen müssen, in Seidenpapier eingepackt», fasst es Tangnes zusammen, «nun war der Punkt erreicht, an dem genug einfach genug ist.»
Seit Juniorenzeiten weiss jeder Spieler, dass man mit der Offensive Spiele gewinnt, langfristige Erfolge aber zwingend über eine solide Abwehrleistung führen. Dieser Fakt wurde in Zug in diesem Herbst mehrfach ausgeblendet. 57 Gegentore sind es nach 19 Ligaspielen, 3 pro Spiel also, 14 mehr als in der vergangenen Saison. Für Tangnes ist die Erfolgsrechnung einfach: «Wenn wir alles kontrollieren, was nichts mit Geschick, mit Erfahrung oder der Höhe des Gehaltschecks zu tun hat, bekommen wir eine Chance, gegen jedes Team zu gewinnen. Das ist die Basis.»
Hochkaräter bringen keine Erfolgsgarantie
Die klaren Worte zeigten Wirkung: Beim 2:1 am Abend in Biel liessen die Zuger wenig zu. Ein Gedanke sei im Vordergrund gestanden, sagt der Norweger: «Wir wussten, dass wir 21 Spieler brauchen, die gewillt sind, in der Defensive 100 Prozent zu geben.»
Es ist durchaus menschlich, dass dies vorher nicht immer in allen Situationen der Fall war. Die letzte Saison war ein Erfolg – Playoff-Final, Cupsieg, starke Qualifikation. Dann stiessen auf die neue Saison mehrere Hochkaräter zum Team. Im Umfeld meinten viele, allein dank Genoni und Hofmann würde der Meisterpokal eingeschrieben nach Zug geschickt.
«Das Selbstvertrauen nahm ab, wir wurden etwas zögerlich und langsamer.»
Der Trainer, der immer wieder betonte, jedes neue Team brauche Zeit, hat recht bekommen. «Leider», sagt er. Der Umgang mit Widerstand sei schwierig gewesen: «Das Selbstvertrauen nahm ab, wir wurden etwas zögerlich und langsamer.» Paradebeispiel dafür ist das Unterzahlspiel: Im Vorjahr hielten sich die Zuger in 85 Prozent der Strafen schadlos und waren das zweitbeste Team. Heute beträgt die Erfolgsquote nur gerade 74 Prozent, schlechter ist bloss der HC Davos.
Das wichtigste Spiel
Schlecht war das Penaltykilling auch in Tampere. 2:0 führte der EVZ im Achtelfinal-Hinspiel der Champions Hockey League, drei Gegentore mit einem Mann weniger brachten die Wende, ehe Hofmann noch das 3:3 erzielte. Zug hatte vor der Saison den Gewinn der CHL als Ziel ausgegeben, dafür muss man aber zuerst die erste K.-o.-Runde überstehen. So gesehen steht heute das bisher wichtigste Spiel der Saison an. Tangnes sagt: «Es ist wie Spiel 7 einer Playoff-Serie.»
Er wirkt gelassen, wohl wissend, dass die Uhren in Zug gemässigter ticken als in den Grossstädten, dass sich Genoni, der bislang die schlechteste Fangquote aller Stammkeeper aufweist, noch steigern wird und dass bis zum Moment der Saisonbilanz noch knapp 60 Spiele fehlen, alle Wettbewerbe eingerechnet. Auch Zwischenrang 7 in der Liga ist noch kein Grund zu grosser Beunruhigung, ist doch die Tabelle aufgrund der so unterschiedlichen Anzahl Partien nur bedingt aussagefähig.
«Was wir brauchen, ist eine Serie.»
Von seinem Team ist Dan Tangnes weiterhin überzeugt: «Es sind gute Charaktere. Wenn wir gut aus dieser Phase herauskommen, werden uns diese Erfahrungen später helfen. Was wir brauchen, ist eine Serie.» Erfolge gegen Tampere heute und die ZSC Lions am Freitag gäben sicher einen Schub.
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