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55’000 Stimmen bei der Vogelwahl
Der Dicke ist der Grösste

Hat sich seit 1995 von der akuten Gefahr des Aussterbens erholt: Der flugunfähige, fette Papagei Kakapo  
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Noch ist der Kakapo nicht aus dem Schneider. Seit Mitte der Neunzigerjahre, als er akut vom Aussterben bedroht war, hat sein Bestand zwar von 51 auf 213 Exemplare zugelegt, aber da der fette und flugunfähige Nacht-Papagei ein Problem mit der Fortpflanzung und der Aufzucht des Nachwuchses hat, bedeutet das noch nicht sein Überleben.

Seine Rettung könnte der Mensch sein. Seit 1995 läuft ein Rehabilitationsprogramm für den Kakapo. Biologe Andrew Digby kümmert sich im neuseeländischen Umwelt- und Naturschutzamt um den Vogel. Es bedeutet, dass Digby und sein Team den Kakapos die meisten der gelegten Eier – von denen rund 40 Prozent wegen Inzucht sowieso unfruchtbar sind – wegnehmen. «Wir scheinen erfolgreicher zu sein im Ausbrüten der Eier, zerbrechen weniger als die Vögel selbst», sagte Digby dem Sender CNN. Nach dem Schlüpfen lässt man der Mutter ein Küken, die andern werden von Hand aufgezogen.

40 Prozent der Kakapo-Eier sind unfruchtbar

In der freien Wildbahn sind Kakapos in amourösen Fragen eher träge und paaren sich nur, wenn der Rimu-Baum Früchte trägt – was er nur alle zwei bis vier Jahre tut. «Wir geben ihnen deshalb während der Paarungszeit mehr Futter, damit sie glauben, es gebe haufenweise Rimu-Früchte», sagt Digby. Die männlichen Vögel bekommen so viel Futter, wie sie wollen, die Weibchen werden hingegen auf ihrem «Idealgewicht» von rund 1,5 Kilo gehalten. Denn wenn sie zu dünn sind, produzieren sie meist gar keine Eier, und wenn sie zu dick sind, legen sie mehrheitlich männliche. Eine evolutionäre Anpassung an die Umstände, als Neuseeland ein Vogelparadies ohne Menschen und eingeschleppte Räuber war.

Heute ist diese Vermehrungsstrategie wenig hilfreich, zumal rund 40 Prozent der Kakapo-Eier unfruchtbar sind, vermutlich wegen Inzucht. Immerhin leben die Papageien heute auf vier Inseln, die von ihren Feinden gesäubert wurden – vor allem von Ratten, Wieseln, Hunden, Katzen. Alles Tiere, die von Siedlern mitgebracht wurden und die heute das Überleben der endemischen Fauna gefährden.

2016 hat deshalb der damalige Premierminister John Key das Ziel «Predator Free 2050» ausgerufen, also ein Neuseeland ohne Räuber bis zum Jahr 2050. Seither werden Fallen aufgestellt, die vor allem die wichtigsten Fressfeinde treffen sollen: Ratten, Wiesel und Oppossums. Wie man mit Katzen umgehen wolle, sagte Dan Tompkins, wissenschaftlicher Leiter des Programms, werde man zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Denn Katzen sind auch im vogelverrückten Neuseeland ein heikles Thema. Doch: «Vogelpopulationen erholen sich wirklich schnell, wenn die Räuber weg sind», sagt Tompkins.

Ihre Abwehr: Stillstehen und einem Gebüsch gleichen

Dass der Kakapo als erste Spezies die Wahl zum «Vogel des Jahres» zum zweiten Mal nach 2008 gewann, mag mit 2019 zusammenhängen, dem Jahr, das für die Population Triumph und Tragödie bedeutete. Einerseits war es für Digby und sein Ersatzelternteam das bisher erfolgreichste, mit 86 geschlüpften Jungvögeln, von denen 70 überlebten. Anderseits starben neun Kakapo an einer Atemwegsinfektion.

Die Vogel-des-Jahres-Wahl findet in Neuseeland seit 15 Jahren statt, und sie hat gemäss den Organisatoren in dieser Zeit das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Gefahren geschärft, die der einheimischen Fauna drohen. «Das, was den Kakapo einmalig macht, macht ihn auch verwundbar», sagte nach der Wahl die Sprecherin des Wettbewerbs. «Sie sind langsame Brüter, sie nisten am Boden, und ihre hauptsächliche Verteidigungsstrategie ist es, stillzustehen und einem Gebüsch zu gleichen. Das hat auf einer Insel der Vögel funktioniert, aber eingeschleppte Räuber lassen sich dadurch nicht täuschen.»

Aus anderen Gründen gefährdet ist der Antipoden-Albatross: Er landet häufig in Fischernetzen. Und eigentlich hat er die Volkswahl zum Vogel des Jahres gewonnen, denn kein Vogel wurde öfter auf den ersten Platz der Wahllisten gesetzt. Aber da das für die Mehrheit aller 55’000 abgegebenen Stimmen nicht reichte, wurde im komplizierten Vorzugswahlsystem der Kakapo als Sieger ermittelt.

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Der berühmteste Vertreter der Spezies ist übrigens Sirocco, 24 Jahre alt und der erste von Menschenhand aufgezogene Kakapo. Bei Dreharbeiten zur britischen Dokumentation «Last Chance to See» nach dem gleichnamigen Buch von Douglas Adams hatte Sirocco dermassen Gefallen am Kopf des Zoologen Mark Carwardine gefunden, dass er vor laufender Kamera den Zeugungsakt damit versuchte. Das Video davon hat laut «Guardian» bisher 18 Millionen Views verzeichnet.