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Blerim Dzemaili kehrt heim
Der alte Held ist zurück

Wie jung er damals war – Blerim Dzemaili feiert mit Lucien Favre 2007 den Meistertitel.
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Nun kommt er heim, es ist fast schon ein romantischer Moment. Blerim Dzemaili kehrt nach einem Leben als Ball spielender Gastarbeiter an seinen Ursprung zurück, nach Zürich, zum FCZ. Hier wurde er zum Captain und Star, hier hatte er dem Club einmal die absolute Treue geschworen und eine Rückkehr angekündigt. Dzemaili hält Wort. Die Welt des FCZ ist bewegt. Dzemaili sagt: «Ich freue mich riesig, zu meinem Stammverein zurückzukehren.»

Unklar war zuletzt einzig, wann die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt würde. Am liebsten hätte es Präsident Ancillo Canepa bereits nach dem Spiel gegen Luzern verkündet. Wäre er nach dem Schlusspfiff zu den TV-Kameras geschlendert, hätte man gewusst: Die Tinte ist trocken. So lautete zumindest der Plan mit den Fernsehmachern. Dann postete Blerim Dzemaili ein Bild auf Instagram mit den Worten: «I’m back.» Nun, einige Stunden später, folgt die offizielle Bestätigung: Ein Communiqué, ein paar nette Worte, 18 Monate Laufzeit, keine Angaben zur Lohnhöhe. Dzemaili dürfte auf einiges verzichten. In China beim Shenzhen FC hat er zuletzt über 1 Million Franken verdient.

Mit Zaunpfählen gewinkt

Der Wechsel zeichnete sich seit Wochen ab: Dzemaili hat in China kein einziges Spiel absolviert und den Vertrag aufgelöst. In einem «Blick»-Interview Ende Oktober winkte er mit allen Zaunpfählen und empfahl sich selbst dem FCZ, im November sagte er zu dieser Zeitung, dass er relativ zuversichtlich sei, dass es gut komme.

Sein letztes Spiel machte Dzemaili für Bologna gegen Bergamo vor einem Jahr. 

Nun ist der Wechsel fix: Ab Januar ist Dzemaili spielberechtigt. Ob er dann auch bereit ist, das ist eine andere Frage: Seine letzte Partie spielte er mit Bologna vor einem Jahr, Dzemaili lebte zuletzt vor allem in Italien und Spanien. Ein Personal-Trainer schickte ihm Trainingspläne – so hielt er sich fit.

Das Fussballerleben als Entwurzelung

Diese Rückkehr, sie ist gar nicht so selbstverständlich. Ein erfolgreiches Fussballerleben muss man gewöhnlich immer auch als Entwurzelung verstehen. Man zieht von Ort zu Ort, vergrössert mit jedem Wechsel die eigene Welt (und das Portemonnaie) – bis man alt geworden ist und sich fragt: Was kommt noch? Aufhören? Oder zurück in die Schweiz?

Manche wollen sich das Provinzielle des Schweizer Fussballs nicht mehr antun. Andere verzichten, um sich vor hohen Erwartungen zu schützen. Und dann gibt es noch jene, die setzen sich genau das zum Ziel. Dorthin zu gehen, wo sie erste Spuren hinterlassen haben. Leute wie Blerim Dzemaili.

Der 34-Jährige ist ein FCZler durch und durch, in Zürich aufgewachsen, Anfang 2001 zum Verein gekommen. Wobei alles auch ganz anders hätte verlaufen können. Als 13-Jähriger galt er in der Zürcher Fussballszene bereits als grosses Talent, er spielte beim FC Unterstrass, die Grasshoppers luden Dzemaili ins Probetraining, waren aber zu wenig von ihm überzeugt.

Via YF Juventus kam Dzemaili zum FCZ. Immer dabei: Vater Fekredin. Dieser hat ihn in jungen Jahren am nahen Fussballplatz in Seebach zielgerichtet trainiert und ihm dabei eingetrichtert: «Wenn du nach oben willst, dann musst du härter arbeiten als alle anderen.» Dzemaili folgte. Der Vater, ein Gastarbeiter, ist übrigens 2008 wieder nach Mazedonien zurückgekehrt. Zu seinen Wurzeln.

Mit 20 ist Blerim Dzemaili schon Anführer und Captain beim FC Zürich.

Am 16. Juli 2003 kam Dzemaili als 17-Jähriger gegen Basel vor 30’561 Zuschauern zum Debüt. Der «Tages-Anzeiger» schrieb damals: «Der Rechtsverteidiger löste seine Aufgabe gut.» Trainer war Lucien Favre, ein Förderer. Er schwärmte von Dzemailis einwandfreiem Charakter, von den technischen und den athletischen Stärken und lobte seine Vielseitigkeit. «Blerim ist auf jeder Position stark – und er hat alle Möglichkeiten, eine sehr gute Karriere zu machen», sagte Trainer Favre, offenbar ein Prophet.

Die Karriere trug Dzemaili als 21-Jähriger nach England zu den Bolton Wanderers, danach spielte er in Italien bei Torino, Parma, Napoli, Bologna, ihn zog es zu Galatasaray, nach Nordamerika, wieder nach Italien, schliesslich noch etwas China.

Ein bisschen Nostalgie

Nun ist diese Karriere fast vorbei, und Dzemaili endet dort, wo alles angefangen hat: in Zürich, beim FCZ, der damals mit Captain Dzemaili und Trainer Favre tollkühnen, ja den aufregendsten Fussball der Schweiz gespielt hat.

Es ist ein Transfer, der einen Hauch Nostalgie in sich trägt. Einer mit dem Wunsch, dass es gut komme, dass dieser Dzemaili ein letztes Hurra in sich trage. Im Optimalfall wird Dzemaili sogleich eine Leitfigur beim FCZ, auf und neben dem Feld. Ein Vorbild, eine Integrationsfigur, jemand zu dem man aufschaut, so will es der Fussballjargon.

Marco Streller, ein anderer Rückkehrer, hat ihn Millionen gekostet. Ancillo Canepa, der Pfeifenraucher und FCZ-Präsident.

Eben erst sass FCZ-Präsident Ancillo Canepa im selben TV-Studio wie Marco Streller. Auch so einer, den es aus der Heimat noch einmal zu seinem Herzensclub zurückgezogen hat. Canepa rechnete kurz vor, was dieser Streller den FC Zürich nach seiner Rückkehr zum FC Basel mit seinen Toren gekostet hat: «Viele Millionen waren das.» Nun sagt der Präsident über seinen neuen Spieler: «Es ist schön, dass ein ehemaliger FCZ-Junior nach einer so eindrücklichen Karriere wieder zu seiner alten Liebe zurückkehrt.» Dzemaili ist bei seiner Rückkehr etwas älter als Streller – ist das ein Faktor?

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Denn meist gestaltet sich die Heimkehr nicht so einfach. In der Literatur ist sie ein beliebtes Motiv und häufig auch problembehaftet. Der Held zieht aus – gelangt zu Ansehen und Wohlstand. Dann Rückkehr – keiner kennt ihn mehr. Auch bei Dzemaili wird das Urteil dereinst von der Frage abhängen, ob man den alten Helden noch erkennt auf dem Platz, ob er es noch draufhat, ob seine Taten mit den verklärten Erinnerungen mithalten können. Und falls nicht: wie er auf eine allfällige Rolle als Reservist reagieren könnte.

Der FCZ holt Dzemaili als Fussballer und nicht als Maskottchen für Nostalgiker. Daran wird er sich messen lassen müssen. Die Erwartungen sind hoch.

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