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Der Absturz des FC Zürich
Und dann sagt der FCZ-Sportchef: «Das ist absoluter Schwachsinn»

FCZ Sportchef Milos Malenovic beim Schweizer Fussball Cup Viertelfinalspiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Winterthur im Letzigrund Stadion, am Mittwoch, 28. Februar 2024 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
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«Überall.» Antonio Marchesano braucht nicht viele Worte, wenn er aufzählt, wo es beim FC Zürich zuletzt Veränderungen gegeben hat. Und wer dem Zürcher Topskorer nach dem 0:2 in Lugano zuhört, der bekommt nicht den Eindruck, als ob sich diese Änderungen sehr positiv auf das Team ausgewirkt hätten. «Es ist keine einfache Situation mit den vielen Wechseln», stellt Marchesano fest.

Er liefert damit eine Erklärung für die mageren Zürcher Resultate, mit der ein anderer FCZ-Vertreter wenig anfangen kann. Es sei ja nicht so, «dass wir alles auf den Kopf gestellt hätten», sagt Milos Malenovic knapp eine Woche später vor dem Spiel gegen die Young Boys: «Es sind noch immer dieselben Spieler, die auf dem Feld stehen.»

Wobei es auf Aussenstehende einen etwas anderen Eindruck macht. Seit Malenovic im Oktober seinen Job als Sportchef offiziell angetreten hat, scheint im Club doch recht viel auf den Kopf gestellt worden zu sein.

Der Nachwuchsbereich wurde und wird weiter umgekrempelt. Das Trainerteam der ersten Mannschaft erhielt Ergänzungen. Dann setzte sich Cheftrainer Bo Henriksen derart plötzlich in die Bundesliga ab, dass es fast wie eine Flucht wirkte. Schliesslich wurde das Spielsystem umgestellt. Junge Spieler erhielten plötzlich mehr Einsatzzeit.

Zu viel Unruhe – auf zu vielen Ebenen

Bewegung kann Energien freisetzen. Sie kann aber auch verunsichern. Letzteres scheint im Moment beim FCZ der Fall zu sein. Es herrscht zu viel Unruhe auf zu vielen Ebenen. Zuallererst im Nachwuchs, wo es bereits viele Wechsel gegeben hat und wo es diese Woche zu zwei weiteren Abgängen gekommen ist.

Aber auch auf der Geschäftsstelle gibt es Menschen, die ob all der Veränderungen verunsichert sind. Und nicht zuletzt hat die erste Mannschaft alles von jener Stabilität verloren, die sie bis in den Dezember ausgezeichnet hat.

Die Zahlen des Absturzes sind brutal. Und der Zeitpunkt, an dem alles kippt, lässt sich sehr genau festlegen. Am 25. November gewinnt Zürich gegen die Young Boys 3:1. Er holt bis zu diesem Zeitpunkt im Schnitt 2 Punkte pro Spiel. Der «Tages-Anzeiger» sammelt euphorisiert «fünf Gründe, warum der FCZ Meister werden kann».

Seither haben die Zürcher in 15 Spielen noch 9 Punkte gewonnen. Anstatt 1,9 Tore schiessen sie pro Partie noch 0,7. Nur die beiden Teams aus Lausanne haben in dieser Zeitspanne weniger Punkte gesammelt. Am Mittwoch hat der FCZ erstmals in seiner Geschichte ein Cupspiel gegen Winterthur verloren. Geht es so weiter, muss er um die Teilnahme an der Finalrunde zittern.

Die Wende zum Schlechten hat schon unter Henriksen begonnen. Trotzdem ist es bemerkenswert, mit welcher Härte Malenovic die Arbeit des ehemaligen Cheftrainers kritisiert: «Wir haben fast keine Tore herausgespielt in dieser Saison. Es gab nur Standards oder Umschaltmomente. Damit können wir beim FCZ nicht leben.»

Malenovics Erzählung ist klar: Beim FC Zürich wurde in den letzten Jahren auf allen Ebenen «einiges verpasst». Und er sorgt nun dafür, dass das wieder in Ordnung kommt. Sein Ziel? Nichts Geringeres als eine neue Dynastie im Schweizer Fussball: «Wir wollen in die Fussstapfen von Clubs treten wie im Moment YB oder früher Basel.»

«Hätten wir gewonnen, wäre alles Gold»

Bleibt die Frage, ob die Zürcher ihren Wechsel zu einem anderen Fussball nicht zu schnell angehen. Ob der Umbruch auf Kosten der aktuellen Resultate geht. «Absoluter Schwachsinn», sagt Malenovic dazu. Und: «Diese Analyse geht nur vom Resultat aus. Hätten wir gegen Lugano und Winterthur gewonnen, wäre alles Gold.»

Wobei es gemeinhin schwierig ist, ein Spiel zu gewinnen, wenn man sich so wenig gute Chancen erarbeitet wie der FCZ gegen Lugano oder Winterthur. Es sind schon nicht nur die Resultate, die derzeit in die falsche Richtung zeigen.

Malenovic zweifelt trotzdem keine Sekunde an seinem Weg. Und wer nicht mitzieht, der muss halt gehen. Genau so sagt er es, als er zur Situation von Nachwuchsstürmer Labinot Bajrami befragt wird, der in der U-21 in 17 Spielen 16 Tore geschossen hat.

Die Gespräche über eine Vertragsverlängerung seien schwierig, meint Malenovic erst. Dann: «Wenn er einen neuen Vertrag unterschreibt, wird er schnell in den Betrieb der ersten Mannschaft integriert.» Und schliesslich: «Wer sich nicht committet, der soll sich einen neuen Verein suchen.»

Im Sommer kommt der nächste Umbruch

Am Sonntag kommt Leader YB in den Letzigrund. Auch die Berner haben ihre sportlichen Probleme. Ein Zürcher Punktgewinn wäre gut für die Nerven.

Richtig Ruhe dürfte in den nächsten Monaten beim FCZ trotzdem nicht eintreten. Das kündigt Milos Malenovic gleich selber an, wenn er sagt: «Ich brenne darauf, im Sommer meinen Einfluss einzubringen, um das Kader zu optimieren.»