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Meinung

Gedanken zum Jahreswechsel
Denken wir wieder an Respekt!

Der Solidaritätsgedanke hat in der Pandemie gelitten. Wir sollten ihn wieder aufleben lassen, wie es vor einigen Jahren symbolisch das «Ship of Tolerance» auf dem Zugersee tat.
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Vor einem Jahr habe ich Ihnen an dieser Stelle vorgeschlagen, das Glas halb voll zu sehen. Richtig, es ging um die Corona-Pandemie und wie wir damit umgehen können. Die Hoffnung war gross, dass wir mit den richtigen Massnahmen die Situation in den Griff kriegen – und ich nun, zwölf Monate später, mit Ihnen darüber hätte diskutieren können, welche Ereignisse uns 2021 am meisten bewegt haben. Der Auftritt der Schweizer Fussballnationalmannschaft an den Europameisterschaften vielleicht. Wie sich Joe Biden in seinem ersten Jahr als Präsident der Vereinigten Staaten schlug. Oder natürlich die schweren Überschwemmungen im Juli, die auch die Zürichseeregion in Atem gehalten hatten.

So wirklich hängen bleibt zum Jahresende aber wieder nur ein Thema: Covid-19.

Ich weiss nicht, welche Emotionen Sie mit diesem Thema verbinden. Resignation? Frust? Wut? Jedenfalls sieht es derzeit so aus, als ob wir in den letzten zwölf Monaten keinen Schritt vorwärtsgekommen wären. Die Fallzahlen sind so hoch wie noch nie seit Ausbruch der Pandemie, die Spitäler haben immer weniger freie Intensivbetten. Und das, obwohl wir seit bald zwei Jahren mit Einschränkungen leben, Lockdowns hatten, eine grosse Impfkampagne lanciert haben.

Ich kann nachvollziehen, dass all jene, die mit der Strategie des Bundesrates nicht einverstanden sind, sich fragen: Was soll das eigentlich? Nützt doch alles nichts! Zumal alle Länder – egal welche Strategie sie seit Pandemie-Ausbruch gefahren sind – heute gefühlt irgendwie wieder am gleichen Punkt angelangt sind.

«Langjährige Freundschaften sind im letzten Jahr in die Brüche gegangen.»

Auffallend ist aber, mit welcher Gehässigkeit Befürworter und Gegner der bundesrätlichen Vorgehensweise miteinander umgehen. Das wurde nicht nur vor wenigen Wochen rund um die Abstimmung über das Covid-Gesetz offensichtlich. Langjährige Freundschaften sind im letzten Jahr in die Brüche gegangen, weil Impfbefürworter ihre ungeimpften Kollegen belehren wollten. Geimpfte brachen Kontakte ab, weil sie die ständigen Verschwörungstheorien, die die impfskeptischen Freundinnen auf den sozialen Medien teilten, schlicht nicht mehr ertrugen.

In Deutschland zeigt eine aktuelle Studie, dass 88 Prozent der Geimpften kein Verständnis haben für diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen. Umgekehrt dürfte die Stimmungslage genau gleich sein.

Ganz am Anfang der Pandemie lobten wir Schweizerinnen und Schweizer uns für die Solidarität in der Krise. Jetzt herrschen Misstrauen, Egoismus und Aggressivität, das Virus treibt einen Keil in die Gesellschaft. Dabei eint uns doch eigentlich der gleiche Wunsch: Wir alle möchten, dass Corona möglichst bald vorbei ist. Wir wollen gesund bleiben und zurück in ein Leben ohne Einschränkungen. Das tut auch der Bundesrat, wenn er Entscheide trifft, die uns persönlich vielleicht wehtun, aber aus seiner Sicht zum jeweiligen Zeitpunkt die besten sind, um die Pandemie zu bekämpfen. Erfahrungen mit einer solchen Situation hat schliesslich niemand.

Ziehen wir also gemeinsam an einem Strang. Handeln wir mit gesundem Menschenverstand und Verantwortungsbewusstsein. Akzeptieren wir die Regeln, die aufgestellt werden, egal ob sie uns passen oder nicht. Hören wir mit den Streitereien und Schuldzuweisungen auf und denken wir wieder an Respekt und Solidarität. Nur so wird es uns gelingen, dass Corona irgendwann Normalität statt Ausnahmezustand ist und wir als Menschen und als Nation wieder näher zusammenrücken.

Zum Schluss bleibt mir, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihre Treue zur «Zürichsee-Zeitung» zu danken. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen und gesunden Start ins neue Jahr!