Debatte um Zürcher SchulwegLeutschenbacher Kinder sollen keine Strassen überqueren müssen
Der Gemeinderat war sich einig: Zürcher Schulwege müssen sicher sein. Dazu sollen die Schulkreisgrenzen nicht streng eingehalten werden.

Das Zürcher Stadtparlament macht auch Detailarbeit: Am Mittwochabend debattierte der Gemeinderat ausführlich über den Schulweg von etwa 130 Kindern.
Diese wohnen im Andreaspark, einer Siedlung in Leutschenbach in Zürich-Nord. Bisher besuchten sie das Schulhaus Leutschenbach. Weil dieses aber in einem anderen Schulkreis (Schwamendingen) liegt, sollen die Kinder ab nächstem Schuljahr ins Schulhaus Thurgauerstrasse wechseln, das momentan gebaut wird. Dieses befindet sich im gleichen Schulkreis (Glattal) wie der Andreaspark.
Doch diese Umteilung macht den Schulweg länger. Und vor allem anspruchsvoller. Bisher führte er entlang einer autofreien Strasse. Ab dem nächsten Sommer müssen die Kinder ab Kindergartenalter die stark befahrenen, mehrspurigen Hagenholz- und Thurgauerstrasse überqueren sowie die Leutschenbachstrasse. Dazu kommen weitere schwierige Situationen: Bus- und Tramvortritt, Anlieferungen, Parkierverkehr, Velos.
Weil die Eltern diesen Schulweg für zu gefährlich halten, wehren sie sich mit einer Petition dagegen. Rund 700 haben diese unterschrieben.
Unterstützung erhalten sie vom Gemeinderat. Gleich drei Parteien (SVP, Grüne und AL) haben Anfang November ein Postulat eingereicht. Dabei schlagen sie zwei Lösungsansätze vor: Die Umteilung ins Schulhaus Thurgauerstrasse soll rückgängig gemacht werden (SVP und Grüne). Oder: Die Stadt soll den neuen Schulweg sicherer gestalten (AL).
Alle drei Postulate, und somit beide Ansätze, fanden im Rat breite Zustimmung.
Widerstand allein von der AL
Das Wohl der Kinder solle an erster Stelle stehen und nicht die Schulkreiszugehörigkeit, sagte Balz Bürgisser (Grüne). Die Schule Leutschenbach biete Platz genug für die Kinder aus dem Andreaspark, sie sollten dortbleiben können. Reto Brüesch (SVP) sagte, dass die Schulkreisgrenzen nicht immer zur wachsenden Stadt passten. Daher brauche es Flexibilität bei der Einteilung. Ein gefährlicher Schulweg verderbe den Kindern den Spass an der Schule.
Einzig die AL lehnte diesen Ansatz ab. Dieser schüre bei den Eltern falsche Hoffnungen. Das Gesetz verpflichte die Schulpräsidentinnen, sich an die Schulkreisgrenzen zu halten, sagte Sophie Blaser (AL). Ausserdem gestalte sich der Weg zum Kindergarten des Schulhauses Thurgauerstrasse gar nicht so gefährlich. Dieser liege an einem anderen Ort, in der städtischen Siedlung Leutschenbach. Rednerinnen und Redner aller anderen Parteien entgegneten, dass Umteilungen über Schulkreisgrenzen hinweg in Ausnahmefällen bereits umgesetzt würden.
Die AL forderte stattdessen, den Verkehr auf allen zu querenden Strassen auf Tempo 30 zu verlangsamen. Ausserdem solle die geplante Passerelle über die Thurgauerstrasse verschoben werden. Bis dahin brauche es einen Lotsendienst.
Gegen diese geforderte Verkehrsberuhigung stimmten SVP und FDP. Diese bringe nichts und schikaniere lediglich die Autofahrenden. Rednerinnen und Redner von SP, Grünen, GLP, AL und Mitte/EVP fanden, dass Tempo-50-Achsen nicht mehr zu einem rasch wachsenden Wohnquartier wie Leutschenbach passten.

Der Stadtrat wird alle drei Postulate prüfen. Filippo Leutenegger (FDP), Vorsteher des zuständigen Schul- und Sportdepartements, sagte, dass er die Eltern verstehe. Gleichzeitig brauche die Stadt Planungssicherheit, damit neue Schulhäuser nicht leer stünden. «Aber wir werden eine Lösung finden», versprach Leutenegger.
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