Doppelter Lohn für Zürcher Stadtangestellte175 Millionen Franken falsch ausbezahlt
Die ZKB hat die Februarlöhne der Stadt Zürich irrtümlich doppelt ausbezahlt. Schuld an der Panne soll ein Swisscom-Lieferant sein.
Rund 30’000 Angestellte der Stadt Zürich haben den Februarlohn irrtümlich doppelt erhalten. Dies bestätigte Claudia Naegeli, Sprecherin des Finanzdepartements von Stadtrat Daniel Leupi, am Montagmorgen auf Anfrage dieser Zeitung.
Am frühen Nachmittag teilten die Stadt Zürich und die ZKB gemeinsam mit, dass «aufgrund eines technischen Abwicklungsfehlers bei der Zürcher Kantonalbank die Lohnzahlung für den Monat Februar zweimal ausgelöst» worden sei. Und: «Die Mitarbeitenden der Stadt Zürich sind rückzahlungspflichtig.»
ZKB: «Absoluter Einzelfall»
Die Zürcher Kantonalbank entschuldigt sich laut dem Communiqué für die entstandenen Unannehmlichkeiten bei allen Betroffenen. Die Bank arbeite gemeinsam mit der Stadt an einem Lösungsvorschlag für eine einfache Rückzahlung des doppelt bezahlten Betrags.
Dieser beläuft sich auf insgesamt 175 Millionen Franken. Über die Details der Rückzahlung werden alle Mitarbeitenden der Stadt «zeitnah informiert», wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Es handle sich um einen «absoluten Einzelfall», sagt ZKB-Sprecher Marco Metzler auf Anfrage. Die Bank werde vertieft analysieren, wie es zum Vorfall kommen konnte, und «alle nötigen Massnahmen ergreifen», damit sich eine solche Panne nicht mehr ereignet. Ein Hackerangriff kann laut Metzler ausgeschlossen werden.
Auch Swisscom bittet um Entschuldigung
Am Montagabend gab die ZKB erste Resultate aus der Fehleranalyse bekannt und veröffentlichte dazu ein Statement der Swisscom, die für die ZKB den Zahlungsverkehr technisch abwickelt.
Grund für die doppelte Lohn-Auszahlung scheine ein Fehler in der Software eines Lieferanten der Swisscom zu sein, heisst es in der Swisscom-Stellungnahme. Die genauen Gründe hierfür seien Bestandteil der laufenden Untersuchungen. Die Swisscom stehe in engem Kontakt mit den Verantwortlichen der ZKB sowie der Stadt Zürich, um eine rasche Lösung für alle Beteiligten herbeizuführen. «Die Swisscom ist sich der Brisanz dieses Vorfalls bewusst und bittet um Entschuldigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten», heisst es weiter.
Telefone liefen heiss
Die Lohnpanne sorgt im städtischen Intranet für zahlreiche Kommentare. So witzeln Mitarbeitende der Stadt über ein «Pilotprojekt für den 14. Monatslohn» oder einen «Inflationsausgleich», andere fordern eine Wiederholung.
Bei der Stadtverwaltung liefen am Montag die Telefone heiss, wie städtische Mitarbeitende berichten. So erkundigten sich etwa zahlreiche verwunderte Lehrpersonen beim Schul- und Sportdepartement nach dem Grund für den unverhofften Geldsegen.
Betroffen waren neben den städtischen Mitarbeitenden auch die 125 Zürcher Stadtparlamentarierinnen und -parlamentarier. Ihnen wurden die Sitzungsgelder für den Monat Februar doppelt ausbezahlt.
Geld muss zurückgegeben werden
Die rechtliche Situation ist klar. «Arbeitnehmende müssen irrtümlicherweise zu viel ausbezahlten Lohn zurückzahlen», sagt der Arbeitsrechtsexperte Roger Rudolph von der Universität Zürich. Die Stadt als Arbeitgeberin könne sich bei der Rückforderung auf das Bereicherungsrecht berufen. Sie könne geltend machen, dass die Angestellten wegen der Panne irrtümlich etwas erhalten haben, worauf sie keinen Anspruch haben und somit ungerechtfertigt bereichert wurden.
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