Kunsthaus ZürichDas sind die Juwelen im Kunsttempel
Im Herbst nächsten Jahres wird das neue Gebäude von David Chipperfield in Zürich eröffnet. Bis dahin stellt das Museum fast das ganze Haus auf den Kopf.
In etwas mehr als einem Jahr ist es so weit: Der trotz seiner Grösse durchaus elegant wirkende Erweiterungsbau von David Chipperfield wird am Wochenende vom 9./10. Oktober 2021 als voll funktionsfähiges Ausstellungshaus in Betrieb genommen werden. Dann, sechs Jahre nach Baubeginn, werden die bedeutenden Kunstsammlungen von Emil Bührle, Werner Merzbacher und Hubert Looser am neuen Ort der Öffentlichkeit präsentiert. Dann wird aber auch das alte Kunsthaus, das aus den drei Baukörpern von Karl Moser, der Gebrüder Pfister und von Erwin Müller besteht, seine Bestände völlig neu gruppiert haben.
Das neue Ausstellungskonzept wird freilich kein chronologisches sein, wie Direktor Christoph Becker an der Präsentation des Jahresprogramms ausführte. Das sei sowieso démodé. Becker hat früh entschieden, dass die drei neuen Kunstsammlungen, die dem Kunsthaus von ihren Besitzern als langfristige Leihgaben zur Verfügung gestellt werden, in den Neubau kommen. Und er hat sich auch dafür ausgesprochen, dass diese Sammlungen als Einheiten präsentiert und nicht in die bestehende Sammlung integriert werden. Auf diese Weise wertet er die Sammlungen, die das Museum um ein paar Hundert Bilder bereichern, maximal auf: Sie werden die Juwelen sein im neuen Kunstschaufenster.
Kommende Ausstellungen im «Altbau»
Für das bestehende Kunsthaus hat das weitreichende Folgen: Die Sammlung wird nicht in einem Parcours präsentiert, der entlang kunsthistorischer Epochen organisiert ist. Vielmehr werden die Kunsthaus-Gebäude, die von Karl Moser und Erwin Müller erbaut wurden, mit inhaltlich zusammenhängenden Werkgruppen bespielt. Einen ganz und gar neuen Auftritt bekommt die weltberühmte Giacometti-Sammlung des Kunsthauses, deren Neupräsentation bereits am 6. Oktober dieses Jahres eröffnet wird. Auch die Minimal Art und die amerikanische Kunst der Siebziger- und Achtzigerjahre werden neu organisiert und als zusammenhängende Werkgruppe in den Sälen des Müller-Baus gezeigt.
Die Altmeistersammlung des Kunsthauses und die wichtigen Bestände an Werken von Ferdinand Hodler und Félix Vallotton bleiben ebenfalls zusammen und sollen als Werkgruppe maximale Wirkung entfalten und das Publikum auch künftig in den Moser-Bau locken. Die Verantwortlichen des Kunsthauses sind darum besorgt, dass das bestehende Museum vom Neubau nicht völlig in den Schatten gestellt wird.
Führungen und Tänze in leeren Räumen
In der Zeit bis zur Eröffnung im Oktober nächsten Jahres wird also fast das ganze Kunsthaus auf den Kopf gestellt. Nach und nach werden die neu gehängten Säle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein wichtiger Termin im Countdown bis zur regulären Eröffnung ist die Schlüsselübergabe am 12./13. Dezember 2020. Dann übergibt das Amt für Hochbauten Zürich, das die Bauleitung hatte, dem Museum die Schlüssel.
Ab diesem Zeitpunkt werden die Techniker des Kunsthauses die Klimaanlagen und die ganze Gebäudetechnik auf Herz und Nieren testen können. Erst wenn diese Tests erfolgreich abgeschlossen sind, können die wertvollen Kunstwerke in das Gebäude einziehen.
In den Monaten April und Mai 2021 kann das Publikum zum ersten Mal das leere Museum sowohl anlässlich von Führungen erleben, als auch unter der Anleitung des grossen Choreografen William Forsythe, der die Zürcher zu einer tänzerischen Erforschung der Räumlichkeiten einlädt. Diese einen Monat dauernden Publikum-Perfomances starten mit einem grossen Ball am 10. April 2021. Im Sommer endlich findet dann der Einzug der Sammlungen von Bührle, Merzbacher und Looser in den Neubau statt.
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