Abgang eines schwulen LehrersDer Schuleklat kostet Pfäffikon über 120’000 Franken
Die Geschehnisse der letzten Monate im Schulhaus Obermatt waren Thema der Gemeindeversammlung vom Montagabend. Die Schulpflege nahm erstmals Stellung zu den Ereignissen.
Seit zwei Monaten sorgt ein Konflikt im Schulhaus Obermatt in Pfäffikon schweizweit für Schlagzeilen: Ein homosexueller Primarlehrer geriet ins Visier konservativer Eltern. Die Schulpflege forcierte in der Folge seinen Abgang. Sogar die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) äusserte Kritik am Vorgehen der Schule.
An der Gemeindeversammlung vom Montagabend nahm die Pfäffiker Schulpflege erstmals Stellung zu den Ereignissen. Anlass dazu waren Anfragen von den Ortsparteien der SVP, SP und GLP. «Dadurch sind wir erstmals rechtlich legitimiert, vertiefter Auskunft zu geben», hielt Roger Klos (SVP), Vizepräsident der Schulpflege, gegenüber «Züriost» fest.
Schulpflege gibt Fehler zu
Die Schulpflege las den gut 250 Anwesenden die Antworten auf den Fragenkatalog der Parteien vor. Zu einer Diskussion kam es nicht. Die Schulpflege gab dabei Fehler im Prozess zu und stellte klar, dass sie früher und verbindlicher in die Abläufe hätte einbezogen werden müssen.
Angefangen hat der Zwist mit dem Sexualkundeunterricht an der Schule. Dieser ist im Kanton Zürich Pflicht. Trotzdem nahmen einige Eltern im vergangenen Herbst ihre Kinder aus dem Unterricht und verwiesen dabei unter anderem auf angebliche Unterrichtsinhalte zu homosexuellen Befriedigungspraktiken. «Die Darstellung der Eltern bewahrheitete sich bei den Nachforschungen der Schulleitung aber nicht», sagt Klos.
Tumultartige Szenen
Der Konflikt habe sich dennoch zugespitzt. Es sei sogar «mehrfach zu tumultartigen Vorfällen mit diesen Eltern im und vor dem Schulhaus gekommen», bestätigte die Schulpflege am Montagabend. In Anbetracht dieser Umstände erachtet die Schulpflege die Beweggründe für die Entlassung des Lehrers «als nachvollziehbar», weil die Schulleitung damit eine öffentliche Eskalation verhindern wollte.
Dass der Lehrer aufgrund seiner Homosexualität gehen musste, bestritt Gemeindepräsident Marco Hirzel gegenüber dem SRF-«Regionaljournal Zürich-Schaffhausen» vehement. Eine Diskriminierung liege nicht vor. Es habe sich aber gezeigt, dass eine andere Lösung aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich gewesen und eine weitere Eskalation immer wahrscheinlicher geworden sei.
Hirzel stört sich allerdings auch daran, dass die konservativen Eltern mit diesem Entscheid ihr Ziel erreicht haben. «Wir wollen nun unsere Lehren daraus ziehen, damit so etwas nicht wieder vorkommt», sagt der Gemeindepräsident.
Unter anderem will die Gemeinde laut SRF sowohl Schulbehörden als auch Lehrerschaft mit Weiterbildungen besser auf solche Konflikte vorbereiten. Eine weitere Möglichkeit bestehe darin, den Sexualkundeunterricht künftig durch externe Fachpersonen und nicht mehr durch Klassenlehrerinnen oder -lehrer erteilen zu lassen.
Ein Fall für den Bezirksrat
Im Publikum nahm man die Erläuterungen der Schulpflege kritisch auf. «Die freikirchlichen Eltern, die durchgedreht sind, werden nun für ihr Verhalten belohnt», sagte ein Anwesender zum «Regionaljournal». «Wir wollen nicht, dass eine Situation eskaliert, also entlassen wir den Lehrer – das kann keine Lösung sein», sagt eine andere Teilnehmerin der Gemeindeversammlung.
Zu Ende ist die Angelegenheit mit dem gestrigen Abend noch nicht. Inzwischen muss sich auch der Bezirksrat mit dem Fall beschäftigen.
Fest steht, dass der Eklat im Schulhaus Obermatt die Gemeinde bisher gut 120’000 Franken gekostet hat. Die Hälfte davon fiel für die Beratung durch eine externe Kommunikationsagentur und die juristische Begleitung an.
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