Nach dem Streit im Ortsmuseum Das Ortsmuseum sucht nach Stiftungsmitgliedern aus dem Volk
Das Kriegsbeil in der Stiftung Ortsmuseum Thalwil scheint begraben. Nun sollen interessierte Thalwiler frischen Wind in die Stiftung bringen.
Im Oktober hing der Hausfrieden im Ortsmuseum Thalwil mächtig schief. Der Verschönerungsverein Thalwil (VVT) hatte sich aus der Stiftung des Ortsmuseums zurückgezogen. Er stellte der Stiftung, die sich aus drei Mitgliedern des VVT und zwei der Gemeinde zusammensetzte, vorerst keine Personen mehr zur Verfügung. Dem Eklat vorausgegangen waren jahrelange Reibereien, unter anderem wegen finanzieller Ressourcen.
Bei der Eskalation des Konfliktes im letzten Herbst unterstellten die Mitglieder des VVT den Gemeindemitgliedern «respektloses Verhalten und mangelnde Wertschätzung» und warfen das Handtuch.
Ortsmuseum im Aufbruch
Diese Streitereien sollen nun jedoch der Vergangenheit angehören. Wie die Gemeinde Thalwil in einer Mitteilung schreibt, befinde sich das Ortsmuseum nämlich im Aufbruch. René Huber, Präsident des Verschönerungsvereins Thalwil, sagt: «Die Entscheidung, alles auf Eis zu legen, war nötig. So war man gezwungen, die Zusammenarbeit zu verbessern.»
Und tatsächlich haben sich die Gemeinde und der Verschönerungsverein seit dem Oktober zusammengerauft. Drei andere Personen vom VVT hatten sich für eine befristete Mitarbeit in der Stiftung Ortsmuseum Thalwil bereit erklärt. Beat Schwab, Vizepräsident des VVT, hat vorübergehend das Präsidium der Stiftung Ortsmuseum übernommen.
«Offene Zusammenarbeit»
«Um die verhärteten Fronten zu lösen, hat es einfach ein paar neue Köpfe gebraucht», sagt Schwab. Zusammen mit der Gemeinde habe man nun die Stiftungsurkunde überarbeitet.
Diese stammte von 1953, und ihre Ziele sind veraltet. Unter anderem werde sich nun die Zusammensetzung der Stiftungsmitglieder verändern, um eine «offene und faire Zusammenarbeit» zu ermöglichen. Ein Streitpunkt war nämlich die ungleiche Verteilung von drei Mitgliedern des VVT gegen zwei Gemeindedelegierte. Dies habe jeweils zu schwierigen Entscheidungsprozessen geführt.
Neubesetzung öffentlich ausschreiben
Dieses Problem will man nun mit einer komplizierten Formel lösen: Der VVT und die Gemeinde suchen nun jeweils nach zwei Stellvertretern aus dem Volke. Für das Amt zur Verfügung stellen können sich alle Thalwilerinnen und Thalwiler, die sich geeignet fühlen, «für das Ortsmuseum strategische Verantwortung» zu übernehmen. Die Neubesetzung wird öffentlich ausgeschrieben. Auch Gemeindemitarbeitende oder Mitglieder des VVT können sich zur Verfügung stellen. Wer vom Gemeinderat gewählt wurde, muss jedoch die Interessen der Gemeinde vertreten. Die vom VVT gewählten Mitglieder sind jedoch nicht an die Interessen des Vereines gebunden.
Diese vier neuen Stiftungsmitglieder wählen dann eine weitere Person in den Stiftungsrat. Somit wird die Stiftung wieder aus fünf Personen bestehen. Aus der Mitte des Stiftungsrats wird schlussendlich auch die Präsidentin oder der Präsident gewählt.
«Telefon in die Hand genommen»
Gemeindepräsident Märk Fankhauser (FDP) hatte bereits vor der Eskalation die Rolle des Mediators übernommen. «Wir haben nach den Geschehnissen im Herbst einfach das Telefon in die Hand genommen und wieder miteinander gesprochen.»
Fankhauser zeigt sich erleichtert, dass das Ortsmuseum wieder auf gutem Weg ist. «Dank den Rücktritten hat der Verschönerungsverein für einen Neuanfang gesorgt.» Mittlerweile funktioniere die Zusammenarbeit «bestens».
Neues Ausstellungskonzept
Auch der Gemeindepräsident begrüsst die künftige Zusammensetzung der Stiftung. «Für das Bauchgefühl der künftigen Stiftungsmitglieder ist es besser, wenn keine ungleiche Drei-zu-zwei-Verteilung mehr herrscht.» Damit könne es zu keinen Machtspielen mehr kommen.
In der Zwischenzeit hat die Stiftung auch ein neues Ausstellungskonzept ausgearbeitet. Für eine neue Dauerausstellung hat der Gemeinderat rund 45’000 Franken aus den ZKB-Geldern im Ortsmuseum gesprochen.
Interaktives Museum
Zwei Museumsexpertinnen haben die Dauerausstellung überarbeitet. Das Thema Textilindustrie wird dabei im Fokus stehen. In verschiedenen Zimmern können die Besucherinnen und Besucher etwas ausprobieren, gestalten oder lernen. Wie genau dies ausschauen soll, ist noch nicht klar. Beat Schwab sagt aber: «Es soll ein Museum werden, in dem die Besucher interaktiv etwas erleben können.»
Das Ortsmuseum Thalwil wird seine Türen zum ersten Mal wieder an den Kulturtagen (27. August bis 11. September) öffnen. Dabei wird für die Besucher das erste dieser neu gestalteten Geschichtenzimmer zugänglich sein.
Thalwilerinnen und Thalwiler, die sich für die Mitarbeit in der Stiftung interessieren, finden weitere Informationen unter: https://www.thalwil.ch/aktuellesinformationen/1302989
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